Hilfsnetzwerk PSYHELP

Corona belastet die Seele: Psychologischer Dienst rund um die Uhr

Mittwoch, 18. November 2020 | 08:06 Uhr

Von: luk

Bozen – Das Hilfsnetzwerk PSYHELP Covid 19 organisiert ab Mittwoch, den 18. November eine neue pausenlose psychologische Erreichbarkeit am Telefon, die sich “Psychologischer Dienst 24 h” nennt, und über die vier Telefonnummern der Psychologischen Dienste von Bozen 0471 435001, Meran 0473 251000, Brixen 0472 813100 und Bruneck 0474 586220 läuft. Dieses neue psychologische Krisentelefon ist Teil des Maßnahmenbündels, das PSYHELP anbietet, um die psychosozialen Folgen der Coronakrise zu mildern.

Psyhelp Covid 19 Ist ein vom Südtiroler Sanitätsbetrieb ausgehendes Netzwerk der kompetenten Begleitung, psychologischen Beratung und therapeutischen Behandlung, um den durch die Coronakrise auftretenden psychischen Folgeschwierigkeiten zu begegnen, die in den kommenden Wochen durch die Verbreitung des Virus, die notwendigen Verhaltensregeln, die flächendeckenden Tests und den zweiten Lockdown stärker werden.

An dem Netzwerk beteiligen sich alle öffentlichen Dienste der psychischen Gesundheit, Südtirols Psychologenkammer, private soziale Organisationen wie Familienberatung, Caritas, EOS, telefono amico, Young and direct, Forum Prävention, Italienisches Rotes Kreuz und Initiativen wie die Europäische Allianz gegen Depression.

PSYHELP Covid 19 ist der Medizinischen Einsatzleitung zur Bewältigung der Coronainfektionen im Land unterstellt und garantiert die flächendeckende Fortsetzung notwendiger Hilfsmaßnahmen im psychiatrischen und psychologischen Bereich für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und für Erkrankte oder Covid-Positive zu Hause in Quarantänesituationen oder an verschiedenen Abteilungen des Krankenhauses.

Genauso steht das Netzwerk aber der Allgemeinbevölkerung beratend zur Verfügung und fördert Verhaltensweisen, die für die Bewältigung der Krise von Nutzen sind und das Erkrankungsrisiko herabsetzen.

In besonderer Weise setzt es sich für gefährdete Gruppen wie psychisch Kranke, auch psychisch kranke Kinder oder Menschen mit Abhängigkeitsproblemen ein, bietet aber auch Trauernden und Hinterbliebenen fachliche Begleitung.

“Es ist davon auszugehen, dass verschiedene Einschränkungen und Verhaltensregeln noch vier bis sechs Monate andauern werden. Psychosoziale Folgeschwierigkeiten werden vermutlich wegen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Einbußen, durch Verluste geliebter Menschen und infolge der langen Isolation und Abschirmung zeitlich verspätet und verlängert auftreten. Gezielte Information der Bevölkerung und ungefährlicher und hilfreicher Austausch über elektronische Medien und soziale Netzwerke mildern die psychosoziale Schwere der Krise und erleichtern beschützende Verhaltensweisen – sie sollen deshalb auf jede Weise und in jedem Lebensalter gefördert werden. Rechtzeitige Vorbeugung macht eventuelle spätere Therapien unnötig, steigert die Lebensqualität im zweiten Lockdown und verbessert auch die Bereitschaft der Bevölkerung, die einschneidenden Maßnahmen zu akzeptieren und durchzuhalten”, so das Netzwerk.

Es seien inzwischen psychische Erlebnisse wie fortgesetzte Unsicherheit, Stress, Angst, Depressivität, Hypochondrie, Explosivität und Aggressivität, die größeres Leid verursachen als die körperliche Bedrohung. “Dazu kommen Bewegungsmangel, familiärer oder partnerschaftlicher Streit, übermäßiges Essen, Gewichtszunahme, Apathie. Gezielte frühzeitige Behandlung psychischer Belastungen, Verletzungen und Störungen mindert das Leid der Betroffenen und ihrer Angehörigen”, so Psyhelp.

Die Angebote stützen sich auf elektronischen, telefonischen oder Videokontakt, der medizinisch unbedenklich ist, und führen nur in dringlichen Ausnahmefällen zu persönlichen Begegnungen. Für telefonische oder Videopsychotherapien stehen auch viele privat arbeitende Psychotherapeuten, die Psychologen oder Fachärzte für Psychiatrie sind, zur Verfügung.

Ganz allgemein weist PSYHELP darauf hin, dass es keine Schande, sondern von großem Vorteil sei, wenn Menschen, die seelische Belastungen spüren, sich aktiv selbst Beistand suchen.

 

PSYHELP verspricht, nur Empfehlungen auszusprechen, die sich in Forschung und Praxis bewährt haben.

Das Netzwerk wird von einem Krisenstab geleitet, der aus Sabine Cagol (Psychologenkammer), Bettina Meraner, Roland Keim und Roger Pycha (Netzwerk psychischer Gesundheit), Erwin Steiner (Notfallpsychologie) und Adolf Engl (Akademie für Allgemeinmedizin) besteht.

Das Angebot von Psychohilfe Covid 19 gliedert sich in drei Bereiche:

1.     Pausenlos erreichbare Notfalldienste stehen für Dringlichkeiten aller Art jederzeit zur Verfügung und verteilen Anrufe je nach vereinbarter Zuständigkeit.

2.     Klinische Anlaufstellen bieten spezialisierte Therapie und Beratung zu Bürozeiten an.

3.     Niederschwellige Beratungsdienste stehen allen Interessierten und Bedürftigen, die im Zusammenhang mit Covid 19 in psychischen Schwierigkeiten stecken, offen.

 

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