Von: luk
Bozen – Die vom nationalen Statistikinstitut ISTAT veröffentlichten Daten zur Erwerbstätigkeit in Italien im Monat Dezember 2020 zeigen ein klares Bild: Die Beschäftigtenzahlen sinken in der Covid-Krise drastisch – zu Ungunsten der Frauen. Im Monat Dezember sanken die Beschäftigten in Italien insgesamt um 101.000 Einheiten. Davon sind 99.000, ganze 98 Prozent, Frauen und 2.000 Männer. Im Dezember gingen 79.000 Arbeitsplätze im Vergleich zum Vormonat verloren. Im gesamten Jahr 2020 verloren 444.000 Personen ihre Arbeit: 320.000, 72 Prozent, davon sind Frauen.
Die vom ISTAT aufgezeigte Situation bestätigt die Befürchtung vieler Expertinnen und Experten, die bereits früh davor gewarnt haben, dass Frauen den höheren Preis zahlen würden und die Ungleichheiten zunehmen verstärken. Auch Gleichstellungsrätin Michela Morandini warnte bereits bei Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 vor den ungleichen Folgen für Frauen und Männer. „Es war eine vorhersehbare Entwicklung, die einmal mehr aufzeigt, dass angemessene Abfederungs- und Schutzmaßnahmen sowie eine adäquate Beschäftigungspolitik für die weibliche Erwerbstätigkeit in Italien fehlt“.
Viele fragen sich, wie es, trotz Kündigungsverbot, möglich ist, dass so viele Frauen ihren Arbeitsplatz verloren haben. „Eine hohe Anzahl an Frauen arbeitet in wenig geschützten Beschäftigungssektoren wie z. B. häusliche Betreuung, sind Freiberuflerinnen oder in Sektoren, die besonders von den Folgen der Pandemie betroffen sind“. Für die Gleichstellungsrätin sind die Daten nur eine erneute Bestätigung gesellschaftlicher Faktoren, die sich negativ auf die Gleichberechtigung und das Leben von Frauen auswirken: Die Frauen tragen z. B. die Hauptlast familiärer und pflegerischer Verpflichtungen, sind in höherer Anzahl jene in prekären Arbeitsverhältnissen und erhöhter Teilzeitarbeit. „Die Lebensbedingungen von Frauen unterscheiden sich wesentlich von ihren männlichen Kollegen. Die Beschäftigungspolitik muss dem Rechnung tragen und Maßnahmen setzen, die strukturelle Bedingungen, die für die Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt verantwortlich sind, beseitigen“, so Gleichstellungsrätin Morandini.
Für die Gleichstellungsrätin ist zudem klar, dass sich Italien ohne Investition in die weibliche Erwerbstätigkeit nur schwer erholen wird. „Es braucht eine ganzheitliche Perspektive auf das Problem mit einem darauf aufbauenden Strategie- und Aktionsplan. Einzelmaßnahmen wie z. B. Bonusse oder kleine Summen zeigen kurzfristige Folgen, langfristig braucht es eine Strategie“. Die Gleichstellungsrätin ärgert sich darüber, dass diese Entwicklung klar vorhersehbar war und man nicht dagegengesteuert hat.