Von: luk
Bozen – Im Rahmen des gemeinsamen Arbeitstisches von Südtiroler Sparkasse, Volksbank und Raiffeisenkassen haben die lokalen Banken mögliche Maßnahmen erörtert, um Familien und Unternehmen zu unterstützen, die von den Folgen der vom Gesundheitsnotstand ausgelösten Wirtschaftskrise betroffen sind.
Dabei wurde ein erster gemeinsamer Vorschlag zwischen den lokalen Banken erarbeitet: Familien und Unternehmen können – ohne besondere Formalitäten – ansuchen, um eine Stundung bis zu zwölf Monaten für Kredite mit mittel-/langfristiger Laufzeit zu erhalten, sowie – alternativ oder zusätzlich – die Laufzeit derselben bis zu 24 Monate zu verlängern, um auf diese Weise auch von einer verminderten Rate profitieren zu können.
“Die oben genannten Maßnahmen beinhalten weder Zusatzkosten noch Zinsänderungen für die Kunden”, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung der Banken.
Diese Anfragen würden im vereinfachten Verfahren bearbeitet. Einzige Bedingung sei, zum Zeitpunkt der Anfrage einen ordnungsgemäß bedienten Kredit („in bonis“) zu haben. “Diese Begünstigung ist hingegen nicht bei Finanzierungen vorgesehen, deren Laufzeit in den letzten 24 Monaten bereits verlängert worden ist oder für die bereits eine gänzliche oder teilweise Stundung der Raten eingeräumt wurde. Bei Finanzierungen, bei denen es persönliche Bürgschaften von Seiten Dritter oder von Garantiekonsortien bzw. Garantiefonds gibt, ist es erforderlich, dass die Zustimmung der Bürgen vorliegt”, so die drei Banken.
Die Banken werden aber auch die Anfragen um Aussetzung vonseiten jener Kunden prüfen, denen in der Vergangenheit bereits Stundungen eingeräumt wurden und/oder bei denen es ausstehende Raten gibt, die bereits fällig waren. Was hingegen Kredite betrifft, die im Rahmen des Rotationsfonds ex LG 9/1991 gewährt wurden,
werde derzeit ein gemeinsames Vorgehen in Abstimmung mit der Landesverwaltung geprüft.
“Wie erwähnt, gilt die Maßnahme sowohl für Private und Familien, die Inhaber von Darlehen sind, als auch für Unternehmen und Freiberufler, denen mittel-/langfristige Kredite eingeräumt wurden. Die Banken haben außerdem vereinbart, dass auch Anfragen zur Neufestlegung der Fälligkeiten von Kreditvorschüssen an Unternehmen angenommen werden, die Verspätungen bei den Inkassi erfahren. Auch dafür ist ein vereinfachtes Verfahren vorgesehen. Die festgelegten Maßnahmen sind eine erste Initiative der lokalen Banken und können mit Maßnahmen von Seiten der Regierung oder mit Initiativen des Landes Südtirol, mit dem die Banken in enger Abstimmung stehen, ergänzt werden. Ziel ist es, die lokale Wirtschaft – d.h. neben der Liquidität auch die Mitarbeiter der Unternehmen – bestmöglich zu unterstützen”, heißt es abschließend.
LH Kompatscher: “Starkes Signal” – das Land Südtirol arbeitet an flankierenden Maßnahmen
Landeshauptmann Arno Kompatscher begrüßt die Initiative der Südtiroler Lokalbanken: Wie die Banken heute bekannt gaben, können Familien und Unternehmen – ohne besondere Formalitäten – für Kredite mit mittel- und langfristiger Laufzeit eine Stundung von bis zu zwölf Monaten zu erhalten. Alternativ dazu oder zusätzlich können sie die Laufzeit dieser Kredite bis zu 24 Monate verlängern, um auf diese Weise auch von einer verminderten Rate profitieren zu können. Diese Maßnahmen beinhalten weder Zusatzkosten noch Zinsänderungen für die Kunden.
In einer Videokonferenz am Mittwoch hatten Landesregierung und Vertreter der Bankinsitute die Notwendigkeit und die Inhalte von Maßnahmen zur Unterstützung von Familien und Unternehmen erörtert. “Nun senden die Banken ein erstes starkes Signal an die Menschen in unserem Land”, sagt Landeshauptmann Kompatscher.
Maßnahmenpaket gegen Folgen der Corona-Epidemie
Die Südtiroler Landesregierung werde diese Maßnahmen des Kreditsektors flankieren: Kredite, die im Rahmen des Rotationsfonds (ex LG 9/1991) gewährt wurden, werden ebenfalls gestundet. Darüber hinaus wird die Landesregierung den Garantiegenossenschaften ausreichend zusätzliches Kapital zur Verfügung stellen, um Umschuldungen und Neufinanzierungen zu ermöglichen.
Abgesehen von diesen Unterstützungen im Finanzbereich erarbeitet die Landesregierung derzeit ressortübergreifend an einem umfassenden Maßnahmenpaket für Südtirol. Dieses soll – zusätzlich und in Ergänzung zu den staatlichen Maßnahmen – Unterstützungen in den verschiedensten Bereichen gewähren, in denen die Coronavirusepidemie Familien, Unternehmen und Organisationen in Schwierigkeiten gebracht hat.