Von: luk
Bozen – Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz pocht darauf, dass Studien für eine Energiewende umgesetzt werden. Der Zeitpunkt dafür wäre günstig. So könnten etwa bestehende Strukturen wie Dächer für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden.
“Bei der Vorstellung des aktuellen Standes zum Recovery Fund durch den Landeshauptmann wurde immer wieder geäußert, dass keine gänzlich neuen Ideen und Vorhaben realisiert werden können, da hierzu die Fristen bis 2026 nicht ausreichen würden. Gerade im Bereich der erneuerbaren Energien bestehen aber bereits gute Studien und entsprechendes Experten-Know-how, was einen sinnvollen und zukunftsweisenden Einsatz der Gelder aus dem Bereich „Grüne Revolution und ökologische Wende“ ermöglichen würde. So zeigt z.B. eine EURAC-Studie eindrucksvoll das riesige ungenutzte Photovoltaik-Potential Südtirols. Bereits die Hälfte dieses Potentials würde ausreichen, um alle rund 224.000 Südtiroler Haushalte mit Sonnenstrom zu versorgen. Eine intelligente Nutzung von Räumen findet sich als Untertitel auf der EURAC-Studie zum Photovoltaik-Potential Südtirols, die vom Land Südtirol, von der Europäischen Union und der Stiftung Südtiroler Sparkasse gefördert wurde: https://webassets.eurac.edu/31538/1618832415-euracrenenephotovoltaikpotenzial.pdf
Die Studie analysiert dabei das Potential von Photovoltaikanlagen an bereits vorhandenen Gebäuden und Infrastrukturen. Also keine Photovoltaik auf der grünen Wiese, sondern an bestehenden Strukturen. So werden die direkten landschaftlichen Auswirkungen minimiert und die Anlagen dort errichtet, wo entsprechende Infrastruktur (beispielsweise Leitungen) und potenzielle Abnehmer schon vorhanden sind. Das von der Studie aufgezeigte Potential ist dabei riesig”, so der Dachverband.
“Allein der Dachflächen Südtirols weisen ein sinnvoll nutzbares Potential von 1250 bis 1500 MW installierbarer Leistung auf, was einer Ertragsfähigkeit von 1.450 bis 1.700 GWh entspricht. Oder anders ausgedrückt, dem rechnerischen Bedarf von 415.000 bis 485.000 Haushalten. Dabei weist Südtirol laut ASTAT (Bezugsjahr 2018) insgesamt nur knapp 224.000 Haushalte auf. Fassaden, Infrastrukturen des Transportwesens sowie Lärmschutzwände bergen weiteres Potential für die Versorgung von zusätzlichen 14.000 bis 31.000 Haushalten. Die Studie wurde mit öffentlichen Mitteln erstellt, liegt seit Jahren auf, ist frei im Netz zugänglich und wird von einer Reihe weiterer Studien wie PV-Initiative (Fonds FESR 2010-2014), PV-Alps (Fonds INTERREG Italien-Schweiz 2012-2014), Solar Tirol (Fonds INTERREG Italien-Österreich 2013-2015), Flexi-BIPV (Fonds FESR 2013-2015) flankiert. Und dennoch hat das gesammelte Know-how nicht Eingang in die vom Land Südtirol erstellte Projektliste zum Recovery Fund gefunden”, so der Dachverband.
“Dabei weist der Recovery Fund gerade mit der Achse „Grüne Revolution und ökologische Wende“, in die mindestens 37 Prozent der EU-Gelder fließen müssen, ideale Voraussetzungen auf, um auch auf technologischer Ebene die Energiewende einläuten zu können. In Südtirol haben wir beim Energiesektor noch große Baustellen im Gebäudebereich sowie in der Mobilität, die weiterhin beinahe zur Gänze fossil betrieben wird. Zudem hat LH Kompatscher in seiner Haushaltsrede im Dezember 2020 angekündigt, bis 2030 die Netto-Treibhausgasemissionen auf null bringen zu wollen. Dafür verbleiben gerade mal achteinhalb Jahre! Darum ist es höchst an der Zeit, endlich all die Studien der vergangenen Jahre auch konkret und möglichst im Rahmen des Recovery Fund umzusetzen”, meint der Dachverband.