Von: mk
Bozen – Die Einschnitte, welche die Südtiroler Wirtschaft im sogenannten trimester horribilis hinnehmen musste, wirken auch im dritten Quartal 2020 nach. Obwohl auf deutlichem Erholungskurs zum Vorquartal, bleibt die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten noch hinter jener des Vorjahres zurück (-2,5 Prozent). Die Coronakrise färbt nicht nur auch die Realwirtschaft ab, sondern, wie absehbar, auch auf die Stimmungslage. Von den acht Indikatoren überrascht allerdings die Bewertung der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hinsichtlich der Fähigkeit, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, die nun mit besser bewertet wird. Dazu AFI-Direktor Stefan Perini: „Im Moment sind die Konsum- und Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt. Es wird mehr gespart.“
Die Daten der lohnabhängigen Beschäftigung bezogen auf die Monate Juli – September 2020 zeigen einen deutlichen Zuwachs zum Vorquartal (+12,4 Prozent) und deuten somit auf eine Wiederbelebung. Zur Erinnerung: Im zweiten Quartal wurde aufgrund der Corona-Pandemie der Tiefststand der Beschäftigung erreicht. Trotz Erholung bleibt die Zahl der lohnabhängig Beschäftigten im dritten Quartal 2020 noch hinter jener des Vorjahresquartals zurück, nämlich um -2,5 Prozent. Die Leidtragenden der Coronakrise sind die befristet Beschäftigten. Die Anzahl derselben ist im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres um -11,3 Prozent zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die nicht erfolgte Wiederanstellung von Saisonarbeitern. Demgegenüber haben die unbefristeten Verträge sogar leicht zugenommen, genaugenommen um +1,4 Prozent. Gestützt ist diese Entwicklung vom Dekret „Cura-Italia“, mit welchem ein Kündigungsverbot eingeführt wurde und das jüngst bis 31. März 2021 ausgedehnt wurde. Ein weiterer Indikator, welcher die derzeitige schwierige Lage abbildet, ist die Zahl der genehmigten Stunden in der Lohnausgleichskasse, die im Vergleich zum Vorjahr um den Faktor zehn gestiegen sind.
Stimmung deutlich eingebrochen
Mit Verschärfung der sanitären Notlage sind die Stimmungsindikatoren ab Mitte März flächendeckend stark eingebrochen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität nach Sektoren. In der Herbsterhebung des AFI-Barometers bleiben die Erwartungen der wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols für die nächsten zwölf Monaten deutlich hinter den Werten zurück, die noch zwölf Monate zuvor gemessen wurden. Von den sieben analysierten Sektoren zeigen fünf einen nennenswerten Rückgang der Erwartungen. Betroffen sind die Branchen Baugewerbe (-31 zum Vorjahr), Gastgewerbe (-23), Handel (-22), Verarbeitendes Gewerbe (-18), Private Dienstleistungen (-18).
Es verbessert sich die Fähigkeit, mit dem Geld bis ans Monatsende zu kommen
Der Indikator, der in dieser schwierigen Zeit am meisten überrascht, betrifft die Einschätzungen der Arbeitnehmer bezüglich der Fähigkeit, mit dem eigenen Lohn über die Runden zu kommen. Diese zeigen in allen Sektoren nach oben. Die Möglichkeiten für Konsum und Freizeitgestaltung sind derzeit eingeschränkt und deshalb fällt das Auskommen mit dem Einkommen leichter. Aber Achtung – warnt das AFI gleichzeitig – die Situation sei heute gesamtgesellschaftlich betrachtet deswegen nicht besser als vor Corona. „In unserer Umfrage werden nur Personen befragt, die aktuell in einem lohnabhängigen Arbeitsverhältnis stehen. Sie schließt also nicht diejenigen mit ein, die nach Auslaufen des Arbeitsvertrags nicht mehr angestellt wurden oder die in Erwartung einer neuen Anstellungsmöglichkeit sind“.