Von: ka
Bozen – Jahrzehntelang hat gerade in Südtirol “Das Auto” als Maß aller Dinge gegolten. Generationen von Südtirolern waren in und neben VWs – vom Käfer bis hin zum Golf – aufgewachsen. Weniges war für sie selbstverständlicher gewesen, als wie ihre Eltern wieder einen Volkswagen zu kaufen.
Über die Gründe wird heftig debattiert, aber Experten, die meinen, dass der schwerfällige Autogigant Opfer des sogenannten Nokia-Syndroms geworden sei, erhalten immer öfter Gehör. Während sich VW noch in seinen Erfolgen sonnte – der Werbespruch “Das Auto” war zu diesem Zeitpunkt bereits längst mehr Hybris als Realität – holten die Mitbewerber nicht nur auf, sondern sorgten auch für Innovationen, die den Marktführer alt aussehen lassen. Besonders die von VW-Managern anfangs belächelten Teslas, aber auch einige chinesische Marken wie Geely, Nio und BYD stehen heute technisch dort, wo VW manchmal gerne wäre.
Die Automobilindustrie steht heute vor einer Zeitenwende, die jener des Umbruchs vom einfachen Handy zum Smartphone gleicht. In einer Welt, wo jedes Produkt an seiner Konkurrenz gemessen wird, zählt Markentreue immer weniger. Wir sind da keine Ausnahme. Sollten Preis und Leistung stimmen, könnte sich unserer Umfrage zufolge selbst eine knappe Mehrheit der Südtiroler vorstellen, sich einen China-Pkw in die heimische Garage zu stellen. Das iPhone, das nicht nur hierzulande als Statussymbol gilt, wird ja auch in China hergestellt, lautet eines der Argumente, das nicht von der Hand zu weisen ist. “Das Auto” bekommen andere eben auch, wenn nicht gar besser hin.
Angesichts der Konkurrenz aus dem Reich der Mitte und den USA werden sich VW und seine europäischen Mitbewerber warm anziehen müssen. Auch Südtirol darf nicht schlafen, aber mit seinem Strom und seinen Hochtechnologieunternehmen wie Alpitronic und Intercable bringt das Landl beste Voraussetzungen mit, in Zukunft ganz vorne mitzuspielen. Über das Schicksal von VW hingegen werden die Kunden entscheiden.
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