Von: mk
Bozen – Die europäische Kommission veröffentlicht am heutigen Tag den sogenannten Consumer Conditions Scoreboard 2017, also die Studie zur “Situation” der Verbraucher in der EU. Aus dem Bericht geht ein verblüffender Anstieg des Vertrauens der europäischen Verbraucher in den ECommerce hervor, der allerdings nicht Hand in Hand geht mit dem Trend der Unternehmen, die nur widerwillig Produkte und Dienstleistungen in andere Mitgliedstaaten verkaufen.
Seit 2014 haben sich die Bedingungen für die Verbraucher in der Europäischen Union verbessert, allerdings bestehen in den verschiedenen Ländern noch große Unterschiede: Generell geht es den Verbrauchern in den nördlichen und westlichen Ländern besser, als jenen in den südlichen und östlichen Staaten. Um das “Wohlbefinden” der Konsumenten in der EU zu beurteilen, bewertet der Consumer Conditions Scoreboard u. a. Faktoren wie das Bescheid wissen der Verbraucher über ihre Rechte, ihr Vertrauen in die Institutionen, in die Produktsicherheit und die Streitbeilegung. Dieses “Wohlbefinden” erlaubt es den Konsumenten, eine bewusste Kaufentscheidung zu treffen, und vom Binnenmarkt so gut wie möglich zu profitieren. Der Scoreboard bewertet dieselben Faktoren auch bei der “Gegenseite” der Verbraucher, den Unternehmen.
Der elektronische Handel
Die Daten zum elektronischen Handel sind wahrscheinlich am kuriosesten: Aus der Studie geht hervor, dass das Vertrauen der Verbraucher in den Online-Handel gestiegen ist (die Zahl der E-Shopper ist von 30 auf 55 Prozent angestiegen), vor allem jenes in den Kauf bei Verkäufern in anderen Staaten (21,1 Prozent). Die Unternehmen hingegen scheinen für den digitalen Binnenmarkt nicht so gut vorbereitet zu sein (nur 20 Prozent der Unternehmen in der EU verkauft online). Insbesondere Betrügereien und steuerliche Gründe scheinen Händler davon abzuhalten, auch in andere Länder online zu verkaufen, hinzukommen noch Unterschiede im Vertragsrecht in den verschiedenen Ländern. Konsumenten, die auf der Internetseite eines anderen Mitgliedstaates kaufen möchten, sehen sich häufig damit konfrontiert, dass ein Zahlungsmittel ihres Heimatstaates nicht akzeptiert (12,8Prozent) oder die Lieferung in ihr Land verweigert wird (10,1 Prozent) oder dass sie auf ihre nationale Internetseite mit höheren Preisen weitergeleitet werden (6,2 Prozent). Hinsichtlich der Beschwerden im E-Commerce-Sektor betrafen die meisten Probleme die Lieferung (34,5 Prozent).
Die italienischen Verbraucher
Generell hat sich die Situation der italienischen – wie auch jene der deutschen und spanischen – Verbraucher gegenüber 2014 verbessert; in anderen Ländern wie in Frankreich, Irland und im Vereinigten Königreich hat sich die Situation signifikant verbessert. Im Zeitraum 2012-2014 war das Wissen der italienischen Verbraucher um ihre Rechte um 13,7 Prozent angewachsen, während es wiederum in den Jahren 2014-2016 leicht gesunken war (-2,9 Prozent). In den letzten beiden Jahren hingegen ist das Vertrauen der Italiener in die Aufsichtsbehörden und in die Verbraucherorganisationen angestiegen. Im gleichen Zeitraum ist auch das Vertrauen der italienischen Konsumenten in die Unternehmen gewachsen; dieses Vertrauen ist aber, im Vergleich zu anderen europäischen Verbrauchern, immer noch eines der schlechtesten (-15,3 Prozent). Auch was die Produktsicherheit anbelangt, ist das Vertrauen der italienischen Verbraucher leicht angestiegen, es bleibt aber im europäischen Vergleich sehr niedrig (-18,8 Prozent).
Was nun die Unternehmensseite anbelangt, so zeigt sich, dass die italienischen Unternehmer über die Rechte ihrer Kunden weniger informiert sind als der EU-Durchschnitt, vor allem im Vergleich zu den deutschen Anbietern; diese sind in der EU am besten informiert. Insbesondere was die Streitbeilegung anbelangt, verzeichnet Italien leider einen der schlechtesten Werte: Die italienischen Unternehmen rangieren an vorletzter Stelle was das Wissen um Instrumente der alternativen Streitbeilegung anbelangt! “Alles in allem sind wir mit den Daten, die Italien betreffen, ziemlich zufrieden”, sagt Monika Nardo, Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Italien – Büro Bozen und ergänzt, “Seit mehr als 20 Jahren informieren wir die italienischen Bürger über ihre Verbraucherrechte, vor allem bei grenzüberschreitenden Käufen. Ich glaube, dass die Verbesserung der Bedingungen für die italienischen Verbraucher auch zum Teil auf unsere mannigfaltigen Aktivitäten zurückzuführen ist. Wir müssen uns nun noch mehr auf den elektronischen Handel konzentrieren; für die Zukunft ist die Zusammenarbeit mit den Unternehmen aber mit Sicherheit von wesentlicher Bedeutung”, so die Expertin abschließend.
Weitere Informationen zur ihren Rechten finden die Verbraucher auf der Internetseite des EVZ Bozen unter www.euroconsumatori.org, wo auch der Consumer Conditions Scoreboard 2017 in englischer Sprache heruntergeladen werden kann. Die Beraterinnen sind telefonisch unter der Nummer 0471 980939 und via E-Mail unter info@euroconsumatori.org erreichbar. Alle Dienstleistungen des EVZ stehen kostenlos zur Verfügung.