Allein in Köln gingen 23.000 Menschen auf die Straße

Demos in Deutschland für Erhalt von Industriearbeitsplätzen

Samstag, 15. März 2025 | 17:27 Uhr

Von: APA/AFP/Reuters

Gegen den Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie sind laut Gewerkschaften am Samstag in Deutschland fast 80.000 Menschen auf die Straßen gegangen. In fünf Städten seien insgesamt 77.000 Beschäftigte dem Aufruf gefolgt, so die IG Metall und die Industriegewerkschaft IGBCE. Allein in Köln hätten 23.000 Menschen für ein modernes Industrieland, einen starken Sozialstaat und sichere Arbeitsplätze demonstriert. Weitere Demos gab es in Hannover, Frankfurt, Leipzig und Stuttgart.

Die Kundegbungen im Rahmen der Aktion “Zukunft statt Kahlschlag” begannen symbolträchtig jeweils um fünf Minuten vor Zwölf. “Wir erwarten mehr von den Arbeitgebern. Sie bauen ab, kürzen, wollen verlagern und machen keine Anstalten, Innovationen oder Zukunft zu gestalten”, sagte die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner in Hannover.

Ausdrücklich stellte sich Benner hinter die Pläne von Union und SPD für ein kreditfinanziertes Sondervermögen für mehr Investitionen, die nach Änderungen auch von den Grünen unterstützt werden. “Es ist gut, dass die Politik gezeigt hat, dass sie verstanden haben”, sagte sie. Allerdings sei das Sondervermögen noch nicht beschlossen. Daher müssten “jetzt alle politischen Kräfte Verantwortung übernehmen, damit dieses zentrale Vorhaben nicht scheitert”, forderte die IG-Metall-Vorsitzende.

Nach Angaben der IGBCE beteiligten sich bundesweit mehr als 7000 Beschäftigte aus energieintensiven Branchen wie Chemie, Metalle, Papier, Kunststoff, Glas oder Keramik an dem Aktionstag. “In den Grundstoffindustrien brennt die Hütte lichterloh”, sagte IGBCE-Chef Michael Vassiliadis in Hannover. “Fast täglich erreichen uns Meldungen über neue Sparprogramme, Stellenabbau, Anlagen- oder sogar Standortschließungen.” In den vergangenen Monaten habe man mehr als 200 Fälle mit gut 25.000 betroffenen Arbeitsplätzen gezählt. Diese Entwicklung müsse gestoppt werden. “Sonst nimmt die gesamte industrielle Wertschöpfungskette schweren Schaden – und damit das ganze Land.”

Die IG Metall fordert die Arbeitgeber mit ihrem Aktionstag auf, sich zum Standort Deutschland zu bekennen. Mit Arbeitsplatzabbau, Standortschließungen und -verlagerungen müsse Schluss sein, hieß es im Aufruf zum Aktionstag. Die neue Bundesregierung müsse “schnell” die Bedingungen für die Industrie verbessern und “soziale Sicherheit im Wandel” garantieren. Eine starke, zukunftsfähig aufgestellte Industrie sei “Voraussetzung für gute, fair bezahlte Arbeitsplätze und Wohlstand in Deutschland insgesamt”, betonte die Gewerkschaft.

Mitgetragen wurde die Aktion auch von der Industriegewerkschaft IGBCE. “In den Grundstoffindustrien brennt die Hütte lichterloh. Fast täglich erreichen uns Meldungen über neue Sparprogramme, Stellenabbau, Anlagen- oder sogar Standortschließungen”, warnte deren Vorsitzender Michael Vassiliadis. Er wandte sich gegen einen “Abschied auf Raten” von der Industrie in Deutschland.

An der Kundgebung in Hannover beteiligten sich laut IG Metall etwa 9000 Menschen. In Köln gab es demnach etwa 23.000 Teilnehmende. Für Stuttgart wurde die Teilnehmerzahl mit 25.000 angegeben.

Kritisch äußerte sich der Maschinenbau-Branchenverband VDMA. So sei die von der IG Metall geforderte Bevorzugung tarifgebundener Unternehmen “der falsche Weg”, hieß es. VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann verlangte zudem Korrekturen an Arbeitszeitregeln.

Union und SPD planen, die geltende tägliche Obergrenze für die Arbeitszeit von normalerweise acht Stunden durch einen wöchentlichen Höchstwert zu ersetzen. Dem erteilte Benner eine klare Absage. “Ich halte davon nichts”, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie verwies dabei auf die bereits hohe Arbeitsbelastung für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

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