Von: mk
Bozen – Der Fachkräftemangel stellt für Südtirol eine große Herausforderung dar. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen verfügt nun über neue Mittel zur Beobachtung des Arbeitsmarktes. Die Excelsior-Umfrage erhebt den Beschäftigungsbedarf der Unternehmen und ist ein wichtiger Bestandteil des Einsatzes der Handelskammer im Bereich der aktiven Arbeitspolitik.
Arbeitskräftebedarf nach Abschluss
In den letzten drei Jahren hat Südtirol die günstige internationale Konjunkturentwicklung genützt und die Wirtschaft wird 2018 voraussichtlich weiter wachsen. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt positiv aus. Südtirol zählt zu den europäischen Regionen mit Vollbeschäftigung. Viele Unternehmen beklagen allerdings Schwierigkeiten bei der Personalsuche.
Die Handelskammer Bozen setzt sich für die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt ein. Seit 1997 führt Unioncamere (der Verband der italienischen Handelskammern) die erst kürzlich aktualisierte Excelsior-Umfrage durch, um den Beschäftigungsbedarf der Unternehmen konstant zu verfolgen. 2017 wurden in Südtirol über 3.200 Unternehmen befragt.
Insgesamt haben 71 Prozent der Südtiroler Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen, 2017 neues Personal gesucht. In nur einem Viertel der Fälle ging es darum, vom Betrieb austretendes Personal zu ersetzen. Knapp ein Fünftel der Personalsuche betraf Berufsbilder, die im Unternehmen noch nicht vertreten waren. Diese Daten weisen eindeutig darauf hin, dass sich der Arbeitsmarkt erweitert und die Spezialisierung der Belegschaft steigt.
Im Rahmen der Excelsior-Umfrage konnten insgesamt 67.280 von den Betrieben gesuchte Berufsbilder untersucht werden, von denen 30 Prozent als schwer auffindbar eingestuft werden. Die Bereiche mit dem größten Personalbedarf sind das Gastgewerbe, der Handel und der Bausektor.
In Südtirol betreffen rund 43 Prozent der gesuchten Profile Berufsfiguren mit einer beruflichen Qualifizierung oder einem Berufsbildungsabschluss. Im Vergleich dazu beträgt der gesamtstaatliche Durchschnitt nur 27 Prozent. Es gilt daher, das duale Bildungssystem weiter aufzuwerten und die berufliche Orientierung der Jugendlichen zu optimieren.
Weiters muss die Hochschulausbildung ausgebaut werden, da sie für die lokale Wirtschaft besonders wichtig ist. Eine jüngste Studie des WIFO zeigt, dass der Südtiroler Arbeitsmarkt in Zukunft von einer steigenden Spezialisierung der Berufsbilder geprägt sein wird. Höhere Ausbildungen werden sehr gefragt sein, insbesondere im Lebensmittelbereich, im Maschinenbau, im Handel und im IT-Bereich.
Handelskammerpräsident Michl Ebner betont die Bedeutung der Ausbildung: „Investitionen für qualifizierte und motivierte Mitarbeiter/innen sind nicht nur für die Gewährleistung der Wettbewerbsfähigkeit Südtirols als Wirtschaftsstandort wichtig, sondern bieten auch den Jugendlichen angemessene Berufschancen.“
ASGB: Fachkräftemangel aktiv begegnen
Die Daten des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen, wonach der Fachkräftemangel eine große Herausforderung darstellen wird, decken sich laut Tony Tschenett, dem Vorsitzenden des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), mit den eigenen Beobachtungen am Arbeitsmarkt.
Tschenett ist überzeugt, dass es nur möglich sein wird dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wenn man diesem aktiv begegnet. Eine Lösung dieses Problems könne folglich ausschließlich durch eine flächendeckende Aus- und Weiterbildung erreicht werden, die jedoch flexibel genug sein muss, um auf den sich immer rascher verändernden technologischen Fortschritt reagieren zu können. Es ist nämlich Tatsache, dass nur Maßnahmen für ein lebenslanges Lernen und regelmäßige Fortbildungen garantieren können, dass die Mitarbeiter nicht den Anschluss an die neuen Technologien verlieren.
„Die Sozialpartner sollten sich deshalb alle an einen Tisch setzen um das Problem des Fachkräftemangels studieren – welches in einigen Bereichen wie z.B. im Gesundheitswesen zu Teilen leider auch hausgemacht ist – und möglichst zeitnahe langfristige Lösungsmöglichkeiten erarbeiten“, schreibt Tschenett in einer Presseaussendung.