Von: mk
Bozen – Am gestrigen Mittwoch fand die hochkarätig besetzte Online-Veranstaltung der Handelskammer Bozen in Zusammenarbeit mit der italienischen Handelskammer in München und Uniontrasporti zum Thema kombinierter Güterverkehr auf der Brennerachse – Herausforderungen und Perspektiven statt. Vertreter der Europäischen Kommission, Politik und Wirtschaft haben Bilanz über den Ist-Stand des kombinierten Güterverkehrs auf der Brennerachse gezogen und in die Zukunft geblickt.
Die Verlagerung auf die Schiene ist ein viel diskutiertes Thema, dabei stimmen alle Akteure überein, dass die Verlagerung schrittweise verstärkt erfolgen muss. Doch wie kann man dies umsetzen? Mit dieser Frage haben sich die geladenen Experten auseinandergesetzt.
„Die Stärkung des kombinierten Warenverkehrs ist der Handelskammer ein wichtiges Anliegen. Wir brauchen einen Brennerkorridor, auf dem beide Infrastrukturen, Straße und Schiene, optimal funktionieren und genutzt werden können“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner, der die Veranstaltung eröffnete.
Die ersten Fachbeiträge kamen von den privaten Eisenbahnunternehmen Rail Traction Company (RTC) und Kombiverkehr. Die beiden Referenten Harald Schmittner und Peter Dannewitz stimmten darüber überein, dass es aus operativer Sicht, einige Hindernisse gibt, die es zu beseitigen gilt. So werden heute noch in jedem Staat verschiedene Regeln und Signalsysteme verwendet. Es fehlt auch eine einheitliche Betriebssprache.
Über die Sicht der Transportunternehmen berichtete Thomas Baumgartner, Präsident der nationalen Frächtervereinigung ANITA. Für die Nutzer geht es vor allem um die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene. Wenn die Schiene ein attraktives Angebot bietet, wird sie auch genutzt. Doch stößt die Schiene heute bereits an ihre Grenzen – der Verladebahnhof Quadrante Europa (Verona) ist teils bereits gesättigt. Es braucht daher dringend neue Verladeinfrastrukturen im Großraum Verona.
Andrea Galluzzi von der Bahninfrastrukturgesellschaft RFI hat dargelegt, welche Initiativen der italienische Infrastrukturbetreiber auf den vier internationalen Eisenbahnkorridoren in Italien bereits heute unternimmt. Auf der Brennerachse hat RFI zum Beispiel gemeinsam mit ÖBB Infra ein Pilotprojekt zur Überwindung der Sprachbarrieren und somit zur Verbesserung der Interoperabilität gestartet.
Dass eine Verbesserung der Leistung der Eisenbahn auf der Brennerachse nur funktionieren kann, wenn alle beteiligten Akteure zusammenarbeiten, war zentrales Thema beim Vortrag von Emanuele Mastrodonato, Managing Director von ScanMed RFC, ein Zusammenschluss der Eisenbahninfrastrukturbetreibe r entlang des europäischen ScanMed Korridors zur Verbesserung des Güterzugverkehrs. ScanMed RFC hat genau aus diesem Grund die „Brenner Axis Task Force“ ins Leben gerufen. In dieser Arbeitsgruppe arbeiten die Infrastrukturbetreiber RFI, ÖBB Infra und DB Netze mit wichtigen Partnern für eine wettbewerbsfähigere Eisenbahn zusammen.
Abschließend hat Maurizio Castelletti, Abteilungsleiter der „Single European Rail Area“ von der Europäischen Kommission das Thema aus der Brüsseler Perspektive beleuchtet. Die Eisenbahn ist ein wichtiger Faktor zur Erreichung der Ziele des European Green Deal und die Kommission arbeitet mit Hochdruck an der Implementierung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnmarkts, allerdings gilt es noch sehr viele Hürden zu beseitigen.
Landeshauptmannstellvertreter und Landesrat für Mobilität Daniel Alfreider zog ein Resümee zu den Beiträgen im Webinar: „Die Brennerachse ist für die lokale Wirtschaft wie auch für die internationale Mobilität von hoher Bedeutung. Gemeinsam müssen wir das Ziel verfolgen, den Brennerkorridor zu einem ‚Digital Green Corridor‘ zu machen, indem umweltfreundliche Antriebe gefördert und das Schienennetz modernisiert wird. Nur wenn Straße und Schiene vernetzt und als Ganzes gedacht werden, kann die Wettbewerbsfähigkeit des kombinierten Verkehrs gesteigert werden. Nur durch den beständigen Austausch mit allen Partnern kann es gelingen, den Korridor als verkehrstechnische Einheit zu betrachten.“