Von: mk
Bozen – Der Markt USA wird für Südtiroler Unternehmen zunehmend interessanter; seit Mitte 2009 erlebt das Land einen Wirtschaftsaufschwung und bietet trotz Handelskrieg und globaler Unsicherheit weiterhin sehr attraktive Absatzmöglichkeiten. Die stark nationalistisch geprägte „America first“-Politik von Präsident Donald Trump macht jedoch die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten zu einer Herausforderung. Welche Chancen haben Südtiroler Unternehmen überhaupt in den USA? Welche Rahmenbedingungen und Risiken erwarten sie jenseits des Atlantiks? Welche Faktoren gilt es zu beachten? Diese Fragen analysierte die Infoveranstaltung Export USA von IDM Südtirol, bei der internationale Berater heute ihr Wissen zum Markt in Vorträgen weitergaben und den circa 90 Teilnehmern im Anschluss auch für persönliche Gespräche zur Verfügung standen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind derzeit der fünfgrößte Exportmarkt für Südtirols Unternehmen. Insgesamt vier Prozent der Südtiroler Ausfuhren mit einem Warenwert in der Höhe von 192,5 Millionen Euro gingen 2018 über den Atlantik, die Spitzenreiter bei den Produkten sind hier Nahrungsmittel und Getränke, Metalle und Metallprodukte sowie Maschinen und Anlagen. „Die USA sind ein interessanter Handelspartner, der auch und gerade für unsere mittelständischen heimischen Betriebe große Chancen birgt. Wir sehen bei Nahrungsmitteln und Getränken, in der Bauwirtschaft und vor allem in der Umwelttechnik gute Geschäftsmöglichkeiten. Das sind alles Sektoren, in denen auch Südtiroler Unternehmen stark sind. Wichtig ist, strukturiert und effizient an einen möglichen Markteintritt heranzugehen“, sagt Vera Leonardelli, Abteilungsdirektorin Business Development von IDM.
Das Motto „Make America great again!“ des amerikanischen Noch-Präsidenten Donald Trump macht dieses effiziente Herangehen aber zu einer Herausforderung. „Der offensichtliche Protektionismus erschwert ausländischen Unternehmen das Geschäft. Südtiroler Firmen, die den Markt USA bearbeiten möchten, erwarten zahlreiche Hindernisse wie etwa Einfuhrbarrieren, Produktzulassungs- und Haftungsfragen oder auch die Visaerteilung für Mitarbeiter. Wie sie diese Herausforderungen am besten meistern, konnten wir von IDM den Unternehmen bei unserem heutigen Informationsevent vermitteln“, so Leonardelli. In Kurzvorträgen von Experten sowie bei individuellen Beratungsgesprächen wurden wichtige Themen für den Markteintritt in die USA abgehandelt, wie unter anderem Verträge und Gesellschaftsrecht, steuerrechtliche Aspekte, Transport und Logistik oder die Frage, wie man am besten Geschäfte anbahnt. Die Unternehmen Brennerei Walcher und Nikolaus Bagnara berichteten zudem über ihre eigenen Erfahrungen am amerikanischen Markt.
Wie sich die nach innen gerichtete Handelspolitik der größten Wirtschaftsmacht der Welt auf die geopolitische Weltlage auswirkt, darüber berichtete hingegen Josef Braml, USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, in seinem Hauptreferat. „Umbrüche in Weltpolitik und globaler Wirtschaft betreffen uns alle, aber nur wenige sehen die Risiken und Chancen. Die einst unumstrittene Vormachtstellung der US-Wirtschaft und Politik wird zunehmend in Frage gestellt, insbesondere von China. Die sich verschärfende Rivalität zwischen der angeschlagenen Weltmacht USA und dem aufstrebenden Reich der Mitte zwingt auch politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger in Europa zum geostrategischen Denken“, so Braml.