Von: luk
Bozen – Der zehnte OECD-Bericht “Pensions at a Glance 2023 and G20 Indicators” vergleicht die Rentensituation in 38 Mitgliedsländern. Die Ergebnisse treiben vielen Sorgenfalten ins Gesicht: Die Rentensysteme stehen vor finanziellen Herausforderungen, vor allem durch die steigende Lebenserwartung und die steigenden Rentenausgaben.
Die demografische Entwicklung verschärft die Situation zusätzlich. Eine schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und eine wachsende Zahl älterer Menschen stellen den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen. Das System gerät ins Wanken. Die OECD fordert daher dringende Maßnahmen zur Sicherung des Rentensystems.
Düstere Aussichten in Italien
Besonders düster sind die Aussichten in Italien: Junge Arbeitnehmer können ohne Reformen erst mit 71 Jahren in Rente gehen. Niedrige Einstiegslöhne und prekäre Beschäftigungsverhältnisse könnten zudem zu Renten an der Armutsgrenze führen.
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie von Moneyfarm in Zusammenarbeit mit Smileconomy, die die Perspektiven von Menschen untersucht hat, die zwischen 2031 und 2062 in Rente gehen. Das Ergebnis: Millionen von Arbeitnehmern werden mit der Hälfte ihres Gehalts in Rente gehen.
Mit dem Eintritt in den Ruhestand droht aus heutiger Sicht also eine deutliche Einkommenslücke. Um diese Lücke zu schließen, wird eine zusätzliche Altersvorsorge empfohlen. Diese wird jedoch insgesamt noch zu selten genutzt. Von den in den Studien untersuchten Beschäftigten verfügen nur rund 35 Prozent über eine private Altersvorsorge.
Experte erläutert die Bedeutung einer zusätzlichen Altersvorsorge
Seit der umfassenden Reform des Rentensystems in Italien im Jahr 1995 sehen sich die Bürger mit drastischen Kürzungen ihrer staatlichen Rente konfrontiert. Um den gewohnten Lebensstandard auch im Alter sichern zu können, sei daher ein Zusatzrentenfonds unumgänglich geworden, so Lukas Widmann, Itas-Agent und Partner im SVA Versicherungsservice.
Der Pensionsfonds sei die beste Möglichkeit, die „Pensionslücke“ effizient zu schließen. “Im Vergleich zu anderen ‘Sparprogrammen’ profitieren Pensionsfonds von bedeutenden Steuervorteilen bei der Einzahlung der Beiträge ebenso wie bei der Besteuerung der Renditen und der Auszahlungen bei Pensionierung. Für Angestellte zahlt es sich auch aus, die Abfertigung einfließen zu lassen, da dadurch der Arbeitgeber nochmals einen Zusatzbeitrag leisten muss”, so Widmann.
Das sei aber noch zu wenig: “Die Politik muss weitere Anreize schaffen, um die private Zusatzvorsorge zu fördern. Außerdem fallen einige Berufskategorien, welche nicht der IRPEF-Einkommenssteuer unterliegen, wie etwa Landwirte, Kleinunternehmer im ‘regime forfettario’ oder Hausfrauen, aus dem Raster. Für diese greifen viele Steuervorteile nicht und somit fehlt häufig der Anstoß für die Zusatzvorsorge.”
“Auf lokaler Ebene hat die Region Trentino-Südtirol einige gute Ansätze gezeigt. Bereits 1997 wurde die Pensplan Centrum AG gegründet, die sich um die Förderung der Vorsorgekultur kümmert. Die Provinz Bozen hat beispielsweise das ‘Bausparen’ ins Leben gerufen, das vor allem für junge Menschen interessant ist. Sie erhalten damit ein zinsgünstiges Bauspardarlehen. Voraussetzung: Man muss mindestens acht Jahre in den Pensionsfond eingezahlt haben. Deshalb ist es sinnvoll, so früh wie möglich einen Pensionsfonds zu eröffnen. Eltern können ihre minderjährigen Kinder auch schon in einen Zusatzrentenfonds einschreiben”, erklärt der Experte.
Beim Abschluss sollte man laut Widmann aber genau hinschauen: “Nicht alle Pensionsfonds haben Zugang zum Bausparen. Es muss sich um einen ‘vertragsgebundenen Pensionsfond’ handeln. Nicht so schlimm: Die gesamte Position kann von einem Pensionsfond zum anderen verlegt werden – dies ist zwei Jahre nach Beitritt immer möglich.”
Die Autonome Region Trentino-Südtirol habe darüber hinaus weitere regionale Unterstützungsmaßnahmen ausgearbeitet, etwa bei wirtschaftlichen Notlagen, für Erziehungs- oder Pflegezeiten. “Mit den von Pensplan konventionierten Rentenfonds, wie beispielsweise ITAS Plurifonds oder Laborfonds, hat man einen direkten Zugriff auf diese Maßnahmen und somit einen leichten Vorteil gegenüber einigen anderen Pensionsfonds.”
“Es ist auf jeden Fall wichtig, dass man private Zusatzvorsorge betreibt und damit auch lieber zu früh beginnt als zu spät”, schließt Widmann vom SVA-Versicherungsservice.