Von: pf
Bozen – Väter, die sich Elternurlaub beanspruchen, werden stetig mehr, stellt das AFI zum Vatertag am 19. März fest. „In der Region Trentino Südtirol haben laut neuesten Daten in Jahr 2015 1.259 Väter die freiwillige Elternzeit in Anspruch genommen. „Diese Steigerung von 12,0 Prozent auf 17,1 Prozent in fünf Jahren zeigt, dass der Weg zur Gleichstellung auch über die Väter führt“, unterstreicht AFI-Präsidentin Christine Pichler.
Anlässlich des Vatertages zu Josefi legt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut die Fakten zur Elternzeit der Väter vor. „Von den Beschäftigten in der Privatwirtschaft sind in der ganzen Region im Jahr 2015 insgesamt 2.000 Väter in den Genuss des obligatorischen Vaterurlaubs gekommen“, stellt Silvia Vogliotti, Forscherin und Vizedirektorin des AFI, fest. Das Fornero-Gesetz 92/2012 sieht einen voll entlohnten Urlaubstag für Väter in den ersten fünf Lebensmonaten des Kindes verpflichtend vor. 200 Väter haben darüber hinaus auch den fakultativen Vaterschaftsurlaub genommen. Das sind wiederum ein oder zwei Tage, die aber von der Karenzzeit der Mutter abgezogen werden, berichtet Silvia Vogliotti.
Zwei Tage Vaterschaftsurlaub Pflicht für neue Papis
In den Jahren 2013 bis 2015 betrug der obligatorische Vaterschaftsurlaub einen einzigen Arbeitstag (!), für 2016 und 2017 wurde er auf zwei ganze Tage erhöht. Mit 2018 sollen es vier Tage werden, so dass mit den Jahren das Ziel von 15 Tagen obligatorischer Vaterschaftsurlaub erreicht wird.
Eine Resolution des Europäischen Parlaments von 2010 fordert übrigens die Mitgliedsstaaten der Union auf, arbeitenden Vätern einen obligatorischen Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen zuzuerkennen.
„Wir sind noch weit weg von den 54 Tagen Pflicht-Vaterschaftsurlaub der Finnen, aber auch von Ländern wie Frankreich (elf Tage), Spanien (15 Tage) oder Portugal (20 Tage, davon zehn Pflichturlaubstage), rechnet Vogliotti den Stand im europäischen Vergleich vor.
Die Zahl fakultativer Vaterschaftsurlaube steigt schrittweise an
Insgesamt 1.259 neue Väter in der Region haben indes eine mutigere Entscheidung getroffen und um den fakultativen Vaterschaftsurlaub gemäß Gesetz 53/2000 angesucht. Schon seit 17 Jahren gibt dieses Gesetz frisch gebackene Vätern die Wahlmöglichkeit, ihrem Arbeitsplatz bis zu sieben Monate lang fernzubleiben, um die Kinder zuhause zu betreuen. „Wenn die Gleichberechtigung der Geschlechter auch über den Vaterschaftsurlaub führt, dann sind wir auf einem guten Weg“, sagt AFI-Präsidentin Christine Pichler, „denn auf hundert Elternzeiten ist der Männeranteil von 12,0 Prozent im Jahr 2010 auf 17,1 Prozent im Jahr 2015 gestiegen“. Zum Appell fehlen aber rund 4.000 bis 4.500 Väter, die noch nie um einen freiwilligen Elternurlaub angesucht haben.
Leider seien die Daten, zu denen das AFI Zugang beim INPS habe, noch sehr lückenhaft, bedauert Silvia Vogliotti: „Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Monate Väter freiwilligen Elternurlaub nehmen, noch wissen wir etwas über ihren Bildungsgrad oder des Berufszweig, über das Alter des Kindes zu Beginn des Vaterschaftsurlaubes oder über den Beschäftigungsstand der Mutter. Die Daten zu den selbständig Arbeitenden und befristet Beschäftigten sind nicht einmal nach Geschlecht aufgeschlüsselt!“
Statement Christine Pichler, Präsidentin des AFI
“Es zeichnet sich eine stärkere Mitbeteiligung der Väter bei der Betreuung der Kinder ab, auch wenn die Zahlen zum Vaterschaftsurlaub klar zeigen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sehr stark auf den Schultern der Mütter lastet. Viele Väter widmen ihren Kindern viel Zeit und Kraft, aber nicht alle kennen ihre Rechte als Eltern und nur wenige haben den Mut, Elternzeit zu nehmen. Zu tief ist die Vorstellung verwurzelt, dass die Arbeit umso produktiver ist, je mehr Stunden abgeleistet werden. Da braucht es einen Mentalitätswechsel und vor allem neue Modelle der Arbeitsorganisation.“
Statement Dr. Martha Stocker, Landesrätin
“Zum bevorstehenden Vatertag scheint es mir wichtig festzustellen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute nicht mehr allein Frauensache ist. Wir wollen den Vätern, den Unternehmen und der ganzen Gesellschaft eine starke Botschaft vermitteln: Eine faire Aufteilung der Familienpflichten stärkt die Familie. Frischgebackene Väter können sich stärker an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen, auch indem sie den fakultativen Elternurlaub nutzen. Allen Vätern wünsche ich einen guten Vatertag!“
Statement Michael Bockhorni, Verein “Väter Aktiv”
“Immer mehr Väter bringen sich aktiv in die Erziehung ihrer Kinder ein. Eine Mehrheit der Eltern mit Kindern unter drei Jahren möchten sich Beruf und Familie partnerschaftlich teilen, aber nur ein Sechstel schafft es. Neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Wirtschaft sind tiefsitzenden Rollenklischees und fehlender Vorbilder die Ursache. Wo Väter als Führungskräfte selbst Elternzeit in Anspruch nehmen, ist der Anteil der männlichen Beschäftigten in Elternzeit mit 16 Prozent fünfmal so hoch wie in Unternehmen ohne Führungskräftevorbilder. Somit entgehen den Betrieben Wettbewerbsvorteile, denn eine betriebliche Familienpolitik führt zu einer hohen Mitarbeiterzufriedenheit, geringen Fehlzeiten und einer höheren Mitarbeiterproduktivität.”