Von: APA/AFP
Für einen Teil der nach der FTI-Pleite gestrandeten Urlauber ist nun klar, woher sie Unterstützung erhalten. Die Dertour-Gruppe übernimmt im Auftrag des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) die Betreuung der FTI-Reisenden in der Türkei, Ägypten, Thailand, Sri Lanka, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Panama und auf den Kanaren. Damit seien Teams des Unternehmens im zentralen Krisenstab und deutschsprachige Betreuer dort vor Ort im Einsatz, teilte Dertour am Mittwoch mit.
Zur Dertour-Gruppe, Teil des Rewe-Konzerns, gehört in Österreich die Dertour Austria mit ihrer Direktveranstaltermarke BILLA Reisen. Die Gruppe verzichtet bei FTI-Kunden bei Buchungen bis Ende Juli auf die Anzahlung einer Reise, diese muss aber wie üblich vor Reiseantritt bezahlt werden.
Nach der Pleite des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters FTI hat die Unterstützung der etwa 60.000 Urlauber, die aktuell mit FTI unterwegs sind, für den vorläufigen Insolvenzverwalter oberste Priorität. “Wir sind darum bemüht, dafür zu sorgen, dass die Reisenden ihren begonnenen Urlaub zu Ende führen und planmäßig und sicher nach Hause zurückreisen können”, sagte Insolvenzexperte Axel Bierbach am Mittwoch. Dieser Prozess laufe bisher sehr strukturiert und weitestgehend geordnet ab. Ansprechpartner des Unternehmens seien für die FTI-Kunden bei möglichen Problemen vor Ort erreichbar. FTI habe eine Hotline für Kundenanfragen eingerichtet.
Die Reisen von FTI-Kunden, die in den kommenden Tagen losfahren wollten, müssen nach Auskunft Bierbachs abgesagt werden, da ein reibungsloser Ablauf in den Zielländern nicht garantiert werden könne. Dies gelte für alle über die FTI Touristik GmbH gebuchten Reisen bis einschließlich Montag, den 10. Juni.
Weniger erfreuliche Nachrichten gibt es für den deutschen Bund. Ihm dürften nach der Pleite des Reiseanbieters FTI Staatshilfen in dreistelliger Millionenhöhe verloren gehen. Wie das “Handelsblatt” in Düsseldorf am Mittwoch unter Verweis auf regierungsinterne Papiere berichtete, erwartet die Regierung einen Schaden von schätzungsweise 510 Mio. Euro. FTI hatte in der Coronakrise Hilfen aus dem deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten und diese größtenteils noch nicht zurückgezahlt.
FTI hatte am Montag in München Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Von der Insolvenz und deren Folgen betroffen sind zunächst die Kunden, die Leistungen von FTI Touristik gebucht haben. Dazu gehören die Marke FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden sowie Angebote wie 5vorFlug oder die Mietfahrzeugmarken DriveFTI und Cars and Camper. Auch wer die FTI-Leistungen über eine Buchungsplattform wie Check24 oder Ab-In-den-Urlaub gebucht hat, ist betroffen.
Die Pleite kam überraschend, war doch der Einstieg eines Finanzinvestors im Gespräch. Aber der geplante Einstieg des US-Finanzinvestors Certares beim inzwischen insolventen Reisekonzern ist dem Bundeskartellamt zufolge nicht bei der Behörde fusionskontrollrechtlich angemeldet worden. Das Bundeskartellamt dürfe nur Fusionen genehmigen, die bei der Behörde auch angemeldet wurden, teilten die Wettbewerbshüter am Mittwoch auf Anfrage mit. “Warum das Fusionsvorhaben nicht beim Bundeskartellamt angemeldet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.”
Die geplante Übernahme sollte die Zukunft des angeschlagenen drittgrößten europäischen Reisekonzerns sichern, der in der Corona-Krise auf staatliche Unterstützung angewiesen FTI erhielt knapp 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.
FTI hatte Mitte April mitgeteilt, ein Konsortium unter Führung von Certares habe eine Vereinbarung über die Übernahme der Gruppe und deren Finanzierung unterzeichnet und werde das Unternehmen künftig steuern. Die Transaktion unterliege den üblichen behördlichen Genehmigungen. Am Montag meldete die Dachgesellschaft der Gruppe, die FTI Touristik GmbH, beim Amtsgericht München Insolvenz an.