Unter Trump drohen hohe US-Zölle gegenüber der EU

Deutscher Überschuss im US-Handel auf Rekordhoch

Freitag, 10. Januar 2025 | 13:11 Uhr

Von: APA/Reuters

Kurz vor Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump steuert der von dem Republikaner kritisierte deutsche Exportüberschuss im Handel mit den Vereinigten Staaten auf ein Rekordniveau zu. Die Exporte in die USA übertrafen die Importe von dort von Jänner bis November 2024 um mehr als 65 Mrd. Euro. Das geht aus einer Reuters-Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes hervor.

Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2023 erzielte der deutsche Außenhandel mit den USA den bisherigen Rekord-Exportüberschuss von rund 63 Mrd. Euro. Schon seit 2017 weist Deutschland im Handel mit den USA so hohe Überschüsse aus wie mit keinem anderen Land.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht das Konjunkturgefälle als wichtigsten Faktor hinter dem hohen Überschuss. “Während die Produktion und Nachfrage in den USA 2024 kräftig stieg, verharrte Deutschland in der Stagnation”, erklärte IfW-Experte Klaus-Jürgen Gern. Dadurch seien die deutschen Importe aus den USA spürbar zurückgegangen, wozu auch sinkende Preise für Öl und vor allem LNG-Gas beigetragen hätten. “Treiber des Handels zwischen den USA und Deutschland ist zudem die hohe Zahl an deutschen Unternehmen, die in den USA aktiv sind”, fügte Gern hinzu.

“Die deutschen Exporte in die USA haben sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt und liegen jetzt auf einem Rekordwert”, hielt Jens Südekum vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) fest. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten legten in den ersten elf Monaten um 2,3 auf 149,9 Mrd. Euro zu, womit diese ihre Stellung als größter Abnehmer von Waren “Made in Germany” festigten. “Das ist auch eine Folge des konjunkturellen Booms in den USA und der gezielten Offensive der Biden-Administration, moderne Industrieproduktion wieder in den USA anzusiedeln”, sagte der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Hiervon profitiere etwa der deutsche Maschinenbau als wichtiger Zulieferer.

“Es wird sehr ungemütlich”

“Aber mit dem Amtsantritt von Donald Trump kann sich das schlagartig ändern”, warnte Südekum, der auch im wissenschaftlichen Beirat des deutschen Wirtschaftsministeriums sitzt. Deutschland könne nicht darauf hoffen, dass die amerikanische Nachfrage die deutsche Rezession beende. “Im Gegenteil: Trump hat hohe Zölle auch gegenüber der EU angekündigt und kein europäisches Land wird davon so stark betroffen sein wie Deutschland”, warnte der Ökonom. Trump und seine Berater richteten ein hohes Augenmerk auf bilaterale Handelsdefizite. Das zeigten die Erfahrungen aus seiner ersten Amtszeit.

“Trump wird nicht bereit sein, dass Amerika weiterhin als großer Absatzmarkt für die deutsche Industrie funktioniert”, sagte Südekum. “Er wird Handelsschranken aufbauen und deutsche Industriekonzerne, etwa die Autobauer, auffordern, ihre Produktion in die USA zu verlagern.” Zudem werde er von Deutschland verlangen, deutlich mehr amerikanische Güter zu importieren – etwa LNG-Flüssiggas. “Die Handelsbeziehungen mit den USA werden in den kommenden Jahren sehr ungemütlich”, prognostizierte der Professor.

Kommentare

Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen