Von: APA/dpa
Sie bezeichnen sich als “AI Prompt Editor” oder “AI Prompt Engineer” und sind Experten, wenn es um Künstliche Intelligenz (KI) geht. Ob auf technischer oder kommunikativer Ebene, KI-Prompter setzten sich mit der Frage auseinander, wie und wo KI-Tools unseren Alltag erleichtern können. Damit sind sie auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt und Vorreiter eines ganz neuen Berufsbildes.
Karoline von dem Bussche ist KI-Prompt-Editor bei der Kommunikationsagentur Palmerhargreaves. Im Job-Protokoll erzählt die 49-Jährige von ihrem Traumjob – selbst wenn das Berufsbild vermutlich keine Zukunft hat:
Ich komme nicht aus der Programmierung, sondern aus dem Bereich der Kommunikation. Ich habe Jus und Sprachwissenschaften studiert und schon während meines Studiums begonnen, meinen Kommilitonen Lerninhalte bildhaft zu erklären. Ich merkte, dass ich das gut konnte und mich die Kommunikation im Raum begeistert hat. Über verschiedene Praktika habe ich mich dem Thema genähert und 2005 als Ausstellungskonzeptioniererin angefangen.
15 Jahre lang habe ich Texte und Konzepte für Museen oder Ausstellungsbereiche von Unternehmen entwickelt. Dabei haben wir zunehmend digitale Medien verwendet, die immer interessanter, interaktiver und vielfältiger wurden. Ich fand den digitalen Raum so spannend, weil er sich ständig verändert und habe mich dann auf die digitale Kommunikation konzentriert.
2023 kam ich zu der Kommunikationsagentur Palmerhargreaves und habe als Redakteurin auf die KI-Tools geguckt und versucht, diese für mich zu erklären. Das Thema hatte mich schon länger beschäftigt. Zusätzlich zur technischen Seite brauchten wir jemanden, der kommunikativ auf die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz schaut und probiert und testet, was diese Tools für unsere tägliche Arbeit bedeuten.
Ich habe mich in das Thema gestürzt und prompten gelernt, also Aufforderungen an KI-Tools zu formulieren. Heute arbeite ich als AI Prompt Editor und schaue, wie sich Künstliche Intelligenz in ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Agenturtätigkeit sinnvoll nutzen lässt.
Inzwischen gibt es ganz viele Kurse zum Thema Künstliche Intelligenz. Das ist ein guter erster Schritt, um sich mit den Tools vertraut zu machen. Dann muss man natürlich üben, üben, üben. Und auf jeden Fall sollte man seine Nische entdecken. Jeder hat unterschiedliche Dinge, die besonders Spaß machen und in denen man gut ist. Sich zu fokussieren hilft, durch die Informationsdichte zu blicken, ohne dabei durchzudrehen.
Ich selbst war wahrscheinlich schon immer technisch interessiert, weil ich in eine Generation geboren wurde, für die die Einführungen von Computern, E-Mails und Internet ein ganz bewusstes Erleben von Arbeitserleichterung war. Natürlich sind mit technischen Entwicklungen immer auch Sicherheitsfragen verbunden, aber für meine tägliche Arbeit habe ich die Fortschritte immer als Verbesserung und Erleichterung empfunden. Vielleicht bin ich den Neuerungen deshalb so positiv gegenüber eingestellt.
In meinem Berufsalltag gibt es drei Themenfelder, die ich erarbeite. Zum einen verfolge ich, wie sich die Tools gerade verändern und welche Entwicklungen für unsere Agentur und Kunden relevant sind. Diese Informationen gebe ich weiter, sodass die Teams sie in ihrer Arbeit nutzen können.
Meine zweite Aufgabe sind Masterclasses, intern und extern. Ich führe meine Kolleginnen und Kunden an Tools heran und zeige ihnen, wie man damit arbeitet. Außerdem unterstütze ich beratend. Ich schaue, wie wir als Kommunikationsagentur die künstliche Intelligenz in unserem Alltag und der Arbeit für unsere Kunden nutzen können und welche Aufforderungen dafür nötig sind.
Das Schönste an meiner Arbeit sind die regelmäßigen Aha-Erlebnisse, die ich bei der Arbeit mit den Tools erlebe. Jede Woche denke ich mindestens einmal: Wow, unglaublich, was heutzutage möglich ist. Diese Erlebnisse sind eine echte Glücksquelle für mich. Ich liebe es, mich mit anderen Menschen dazu auszutauschen. Wenn ich auch ihnen diese Aha-Erlebnisse vermitteln kann, ist für mich ein tolles Gefühl.
Unschöne Seiten finde ich kaum, für mich ist es ein echter Traumjob. Manchmal wünschte ich jedoch, mal eine Woche Pause von Updates und neuen Funktionen zu haben. Es sind ermüdend viele Informationen, mit denen ich mich beschäftige, um herauszufinden, welche Neuerungen für uns relevant sind. Ich fände es gut, wenn die Unternehmen erstmals mehr an der Basis arbeiten würden, statt ständig neue Features zu ergänzen, die nicht immer einen großen Mehrwert bieten.
Der Beruf Prompt Editor ist, glaube ich, eine temporäre Erscheinung. Es geht ja darum, Aufforderungen für Tools zu schreiben, die man im Alltag benutzt. Künftig wird es in den seltensten Fällen Menschen geben, die Aufforderungen für andere schreiben, damit diese die Tools benutzen können. Stattdessen wird es immer so sein, dass die Menschen lernen, die Tools selbst zu benutzen – irgendwann wird das jeden betreffen.
Ich glaube deshalb nicht, dass Prompt Editor ein Beruf ist, auf den man in Zukunft zuarbeiten kann. Nein, man wird einen Beruf haben und dann lernen, welche künstliche Intelligenz dafür sinnvoll ist und wie mit ihr umgegangen werden sollte.