Von: ao
Bozen – Die fortschreitende Digitalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf verschiedene Berufsbilder im Handwerk. Die betriebliche Ausbildung und die Lehrpläne der Berufsschulen müssen entsprechend angepasst werden. Eine Herausforderung, die nicht nur Südtirol betrifft.
Die erste industrielle Revolution brachte die Dampfmaschine, die zweite die Elektrizität, die dritte den Computer. Nun scheint die vierte Revolution nahe. In ihrem Mittelpunkt steht das vernetzte Unternehmen im ständigen Kontakt mit Maschinen und Waren. „Die Digitalisierung verändert nicht nur Arbeits- und Produktionsprozesse, sondern stellt auch die Berufswelt auf den Kopf. Künftige Fachkräfte auf diese große Veränderung vorzubereiten, gehört zu den wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft“, betonte lvh-Vizepräsident Martin Haller heute im Rahmen einer Pressekonferenz. Dabei kamen konkrete Veränderungen für verschiedene Berufsbilder zur Sprache. „In einigen Berufen hat die Digitalisierung mehr, in anderen weniger Einzug gehalten. Unsere Aufgabe und Ziel ist es, mit dem raschen Tempo mitzuhalten und die Nachwuchskräfte bestmöglich auf die vernetzte Arbeit und Produktion vorzubereiten. Die beste digitale Steuerung nützt nämlich nichts ohne beruflich-fachliche Grundlagen“, sagte Haller.
Die Digitalisierung spielt auch in anderen Ländern eine Schlüsselrolle. Thomas Mayr (Wirtschaftskammer Österreich), Christian Sperle (Referatsleiter der Abteilung Berufliche Bildung im Zentralverband des Deutschen Handwerks) und Markus Kiss (Referatsleiter Ausbildungspolitik und -projekte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags) wiesen auf einige wichtige Voraussetzungen hin, damit die Digitalisierung effektiv in die Lernprozesse integriert werden könne. Dazu zählen vordergründig die Schaffung digitaler Infrastrukturen, die Netzneutralität und die Ankurbelung der digitalen Allgemeinbildung in den Schulen.
Wichtig sei außerdem die Kooperation zwischen Berufsschulen, die einen besonders wichtigen Partner hinsichtlich Digitalisierung darstellen, Betrieben und Verbänden bzw. Handelskammern. In allen Ländern werde versucht, durch Best-Practice-Beispiele die Digitalisierung voranzutreiben und damit digitales Know-how anzubieten. Auf keinen Fall werde es durch die Digitalisierung zu einer globalen Eliminierung von Berufen kommen, weil alle Berufe technikoffen seien.
Dass die Sensibilisierung für digitale Ansätze und Strategien bereits in den Schulen stattfinden müsse, unterstrich auch Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Europäisches Kammertreffen der Berufsbildungsexperten heute und morgen
Vor rund 30 Jahren haben Deutschland und Österreich ein Treffen organisiert, um bildungsspezifische Themen zu behandeln. Kurz darauf sind die Schweiz und Luxemburg dazugekommen, seit 2014 ist auch Südtirol offizieller Teilnehmer des Kammertreffens. Zu den jüngsten Mitgliedern gehört Ostbelgien. Heuer findet die Konferenz erstmals in Südtirol statt. Schwerpunkt der Tagung ist die digitale Zukunft in der Berufsausbildung.