Von: luk
Bozen – Drei von vier Südtiroler Arbeitnehmer sind der Meinung, dass sie auch im Alter von 65 Jahren noch ihren jetzigen Beruf ausüben könnten, rund ein Viertel hält dies demgegenüber für „eher“ (18 Prozent) bzw. „sehr“ unwahrscheinlich (acht Prozent). Zu den von den Befragten genannten Voraussetzungen, um auch im fortgeschrittenen Alter zu arbeiten, gehören eine bessere Entlohnung und weniger Stress.
Bis zum 65. Lebensjahr zu arbeiten ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Frage, vor allem dann, wenn bereits die Möglichkeit besteht, in den Ruhestand zu gehen: Einige schaffen es, weiterzumachen, andere wiederum beschließen, sich bei der ersten günstigen Gelegenheit aus der Arbeitswelt zurückzuziehen (wenn es die geltenden Gesetze erlauben). Wie möglich und wünschenswert ist es also, seinen Beruf noch im fortgeschrittenen Erwerbsalter auszuüben? Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut ist dieser Frage in der Frühjahrsausgabe des AFI-Barometers nachgegangen.
„Geht“, vorausgesetzt bessere Entlohnung und weniger Stress
Bis zum Alter von 65 den derzeitigen Beruf auszuüben ist möglich, sagen nahezu drei von vier Arbeitnehmer, die in Rahmen des AFI-Barometers befragt wurden. Der wirksamste Anreiz ist und bleibt wirtschaftlicher Natur: 90 Prozent der Befragten geben an, dass die Aussicht auf eine ansprechende Entlohnung ein „eher“ (59 Prozent) oder sogar „sehr“ (31 Prozent) wichtiger Faktor für ihre Entscheidung wäre, ihren derzeitigen Beruf weiter auszuüben. Als weitere Voraussetzungen folgen die Verringerung der Stressfaktoren (für 50 Prozent als „sehr wichtig“, für 37 Prozent als „eher wichtig“ eingestuft) und der körperlichen Belastungen (entsprechend zu 43 Prozent bzw. zu 35 Prozent genannt). Auch eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit (z.B. über Teilzeit oder auf eine Vier-Tage-Woche), im besten Fall kombiniert mit entsprechender Flexibilität, scheint die Chancen zu steigern, Mitarbeitende noch bis 65 im Betrieb zu halten, selbst wenn diese bereits die Voraussetzungen für den Renteneintritt erfüllen.
Laut AFI-Forscherin Elena Iarossi sei allerdings die Option, länger erwerbstätig zu bleiben, „zunehmend unausweichlich, da die aktuellen Renteneintrittsregelungen erhebliche Kürzungen vorsehen, wenn man die notwendigen Beitragsjahre nicht vorweisen kann, und den Eintritt in den Ruhestand erst dann erlauben, wenn ein Freibetrag von mindestens dem 1,5-fachen der Sozialzulage („assegno sociale“) erreicht ist.“
Zu hohe körperliche Belastungen und zu viel Stress? Dann ist die Rente besser
Während die Mehrheit der Südtiroler Arbeitnehmer angibt, ihren heutigen Beruf bis zum Alter von 65 Jahren fortsetzen zu können, hält ein Viertel der Befragten dies nicht für möglich. Genauer gesagt, halten dies 18 Prozent für „eher unwahrscheinlich“ und acht Prozent für „sehr unwahrscheinlich“. Körperliche (für 77 Prozent der Befragten) und psychische Belastungen (für 70 Prozent) werden hierfür als die ausschlaggebenden Gründe angegeben. Dies überrascht nicht, listet doch selbst der italienische Gesetzgeber eine ganze Reihe von Berufen auf, die als körperlich bzw. psychisch besonders belastend gelten. Darunter fallen beispielsweise Pflegeberufe, Nacht- und Turnusarbeit, die Arbeit bei extremen Temperaturen, aber auch Berufe wie Lkw- und Busfahrer oder Kanalarbeiter.