Geschichten von Betrug, Konflikten, Scheitern und Liebe

Dritte Filmförderrunde 2024 von IDM Südtirol

Montag, 11. November 2024 | 11:07 Uhr

Von: luk

Bozen – Eine tragische Familiengeschichte, die in einem tödlichen Finale in den Dolomiten gipfelt; eine Gangsterbraut, die auf der Flucht in einem Südtiroler Bergbauernhof Zuflucht sucht und dort um ihr Leben fürchten muss; eine talentierte Köchin aus Südtirol, die nach spektakulärem Scheitern in die Heimat zurückkehrt und dort gegen die Dämonen ihrer Kindheit kämpft; ein Bozner Filmemacherpaar, dessen Liebe an seinem Kinderwunsch zu zerbrechen droht: Südtirol, seine Landschaft und Menschen sind Protagonisten in gar einigen der zehn Filmprojekte, die in der dritten Förderrunde des Jahres von IDM Südtirol gefördert werden.

Sechs Spielfilme, zwei Dokumentarfilme und eine Serie konnten das unabhängige Expertengremium in diesem letzten Call des Jahres überzeugen und werden nun in der Produktion oder in der Produktionsvorbereitung gefördert. Zudem wird ein Kurzfilm mit der Kurzfilmförderung aus dem Südtiroler Filmfonds bedacht, der von IDM verwaltet wird. Die Förderungen fließen an fünf Projekte aus Italien, davon vier aus Südtirol, vier aus Deutschland sowie an ein Projekt aus Österreich. Minoritär ist an einem Projekt auch ein Produktionsunternehmen aus der Schweiz beteiligt.

„Für die Umsetzung der Filmprojekte sind beinahe 100 Drehtage in Südtirol angesetzt, und wir erwarten uns, dass knapp 4,2 Millionen Euro an Wertschöpfung durch diese Projekte im Land bleiben“, sagt Vera Leonardelli, Direktorin Business Development von IDM. „Jede Filmproduktion muss sich nämlich verpflichten, mindestens 150 Prozent der gewährten Fördergelder wieder im Land auszugeben.“ Sehr erfreulich sei auch, das fünf der sechs Projekte, deren Produktion gefördert wird, grüne Dreharbeiten geplant hätten. Dabei verpflichten sich die Produzenten dazu, den Dreh so nachhaltig als möglich abzuwickeln.

Eine dieser Produktionen ist das Drama „Eklipse“ von Regisseur Manuel Wetscher, der gemeinsam mit Bernhard Jarosch auch das Drehbuch verfasste. Der Film erzählt die Geschichte einer Freundschaft zweier 12-jähriger Jungen vor dem Hintergrund der stigmatisierten Aids-Erkrankung des Vaters eines der Jungen. Angesiedelt ist der Kinospielfilm auf einem Bergbauernhof in Tirol im Jahr 1999. „Eklipse“ ist eine Produktion der Innsbrucker Eutopiafilm und der Bozner Albolina Film. Drehstart ist für Juli 2025 geplant.

Komplett in Südtirol dreht Regisseur Stephan Rick den Film „Das Haus am Gletscher“ ab. Ein vermeintlich lukrativer Immobiliendeal wird darin zu einem finsteren Psychothriller, in dem nicht nur der schmelzende Gletscher alte Geheimnisse preisgibt, sondern auch eine tragische Familiengeschichte zum Vorschein kommt – spannendes Finale inklusive. Das Drehbuch stammt von Jens Köster, Drehstart für insgesamt 22 Drehtage ist voraussichtlich im März 2025.

Eine wahre Geschichte ist Grundlage des Sechsteilers „Take the Money and Run“. Protagonistin ist die deutschbulgarische Cryptoqueen Ruja Ignatova, die 2014 OneCoin erfand und zahllose Investoren betrog, als sie drei Jahre später mit einem zweistelligen Milliardenbetrag verschwand. Seitdem wird sie weltweit gejagt – bislang erfolglos. Regie führen Christiane Balthasar und Florian Schott nach einem Drehbuch von Boris von Sychowski und Judith Angerbauer, 24 Tage wird für die Serie in Südtirol gedreht.

Regisseur und Drehbuchautor Florian Aigner begleitet in „Heile Familie“ eine Familie über drei Generationen ausschließlich anhand der gemeinsam verbrachten Sommerferien auf einer Almhütte. Die Langzeitbeobachtung befasst sich dabei mit großen Fragen des Lebens: Heimat, Familie, die Definition eines erfüllten Lebens. Diese wichtigen Fragen werden in einen erzählerischen Rahmen gestellt, der sich episch über vier Jahrzehnte erstreckt. Drehstart des Kinospielfilms ist im Juli 2025.

Inspiriert von der gleichnamigen Zeichnungsreihe des deutschen Künstlers Max Klinger aus dem Jahr 1881 ist der Kinospielfilm „Paraphrase über den Fund eines Handschuhs“. Regisseurin und Drehbuchautorin Mareike Wegener erzählt von Cloe, die versucht, in Berlin während des Lockdowns ihren ersten Roman zu schreiben. Doch Einsamkeit und Isolation blockieren sie. Erst ein im Park gefundener Handschuh beflügelt ihre Fantasie. Gedreht wird an drei Tagen auch in Südtirol.

Ein Paar mit jahrelang unerfülltem Kinderwunsch steht vor der endgültigen Entscheidung über die verbleibenden gefrorenen Embryonen des letzten IVF-Zyklus. Daran droht ihre Liebe zu zerbrechen. Die Filmschaffenden Nela Märki und Martin Rattini, beides Absolventen der Filmschule Zelig in Bozen, schildern in der Doku „Why The F*** Am I So Sad?“ ihre eigene Geschichte, die auch von Martin Rattini von der Bozner Helios Sustainable Films gemeinsam mit der Beauvoir Films aus Genf selbst produziert wird.

Eine Produktionsvorbereitungsförderung erhält das Projekt „Sanctuary“, das Michele Melani und Luca D’Andrea zu einem Kinospielfilm weiterentwickeln wollen. Angesiedelt im Südtirol der siebziger Jahre geht es um die Geschichte der Gangsterfrau Marlene, die ihren Mann bestiehlt und vor ihm in den Bergbauernhof von Simon Keller flieht, wo sie sich aber mit großer Gefahr konfrontiert sieht. „Sanctuary“ wird von Formasette aus Bozen produziert. Der Dokumentarfilm „Voi come noi“ von Lilian Sassanelli wird ebenso in der Vorbereitung gefördert. Er untersucht die Frage, wie der Blick von Frauen auf weibliche Schönheit geprägt wird. Produzent ist Matto Film aus Bozen. Zurück in die Südtiroler Heimat flüchtet eine junge, talentierte Köchin nach ihrem Scheitern im Ausland im Spielfilmprojekt „Segreti in cucina“, das aus einem Treatment von Simona Bosco Ruggeri und Francesca Tassini entsteht. Daheim in den Bergen muss sie gegen die Dämonen ihrer Vergangenheit kämpfen.

„Dormiveglia“ heißt das Projekt von Drehbuchautor und Regisseur Maximilian Gurschler, das eine Kurzfilmförderung erhält. In einem Zustand zwischen Wachen und Schlaf erlebt der 22-jährige Elia Episoden aus dem Leben seiner Großmutter, die sich schlussendlich alle als Traum entpuppen. Drehbeginn für den Kurzfilm ist im Dezember.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Hinterlasse den ersten Kommentar!


wpDiscuz