Menschlichkeit statt Bürokratie

Edeka-Markt bezahlt Obdachlosen mit Lebensmitteln

Mittwoch, 08. Januar 2025 | 07:02 Uhr

Von: Ivd

Neubiberg – In Neubiberg, einer kleinen Gemeinde nahe München, spielt sich eine für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich unbürokratische und gleichermaßen herzerwärmende Geschichte ab: Florian, liebevoll „Flori“ genannt, arbeitet regelmäßig in einem Edeka-Markt am Bahnhofsplatz – er bekommt allerdings kein Gehalt, sondern ausschließlich Lebensmittel.

Seine Arbeit in der Filiale ist freiwillig. Er bekommt daher auch kein festes Gehalt im herkömmlichen Sinne. Florian ist obdachlos und gesundheitlich schwer gezeichnet. Wer den jungen Mann bei seiner Arbeit beobachtet, wird feststellen, wieso er für viele herkömmliche Stellen schwer zu vermitteln ist: Er redet leise mit sich selbst.

Ein einzigartiges Arbeitsverhältnis

Florians Job ist simpel, aber wichtig: Zu Beginn seiner Arbeit belädt er einen Wagen mit Kisten und Kartons und verräumt die Artikel in die entsprechenden Regale. Inzwischen gehört er fest zum Inventar des Marktes. Doch sein Leben ist von Herausforderungen geprägt: Er lebt auf der Straße, kämpft mit einer schweren Krankheit und wirkt oft in Gedanken versunken. Dennoch zeigt er bei seiner Arbeit beeindruckenden Einsatz, wie Robin Hertscheck, Inhaber der Filiale, erzählt.

Florian kommt freiwillig zu uns und habe ausdrücklich den Wunsch geäußert, mit Lebensmitteln bezahlt zu werden, erklärt Hertscheck. Die Vereinbarung entstand aus der Überlegung, ihm eine sinnstiftende Entlohnung zu geben. Geld würde ihm laut Hertscheck nicht helfen. Mit Lebensmitteln könne er sich dagegen die nächsten Tage versorgen.

Ein Leben gezeichnet von Krankheit

Florian arbeitet meist von früh morgens um sechs Uhr bis Ladenschluss, doch gelegentlich müssen seine angestellten Kollegen eine Weile auf seine Hilfe verzichten. So geschehen, als er wegen einer Tumorentfernung wochenlang nicht seiner Freizeitbeschäftigung nachkommen konnte. Marktleiter Hertscheck erfuhr erst im Nachhinein vom Grund seines Fehlens. Trotz dieser Rückschläge kehrt Florian immer wieder in den Supermarkt zurück und wird dort nicht nur von den Mitarbeitern, sondern auch von den Kunden geschätzt.

Die Vereinbarung zwischen Florian und dem Edeka-Markt mag unkonventionell sein, doch sie zeigt, wie gegenseitige Unterstützung abseits starrer Regeln und Konventionen funktionieren kann. Der Supermarkt bietet ihm nicht nur eine Beschäftigung, sondern auch ein Stück Stabilität in einem Leben, das sonst von Unsicherheiten geprägt ist.

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