Von: ka
Bozen – Der Dolomiten-Artikel vom teuren, geförderten Bauen schlug in Südtirol ein wie eine Bombe. Das ist keine Überraschung. Die „heilige Kuh“ gefördertes Bauen hat Zehntausende von Südtirolern zu einem bezahlbaren Eigenheim verholfen. Aber das “Bezahlbar” scheint den sinkenden Antragstellerzahlen zufolge in den letzten Jahren unter die Räder gekommen zu sein. Von den Experten werden für die sinkende Nachfrage nach Baugrund viele Gründe angeführt. Dabei werden geburtenarme Jahrgänge oder auch Singles, die nicht eine Familie gründen wollen und lieber bei den Eltern wohnen bleiben, als Ursachen angeführt.
Der Hauptgrund aber ist, dass das „Bauen“ den im Landl ausgezahlten Gehältern längst enteilt ist. Gerade für die Jungen, die mit mageren Anfangsgehältern auskommen müssen oder in prekären Arbeitsverhältnissen stecken, tun sich schwer, Baukosten von über 400.000 Euro zu stemmen. Wer kein Erbe oder Eltern als „Sponsoren“ vorweisen kann, lässt es unter solchen Bedingungen lieber bleiben.
An die Nase fassen müssen sich die verwöhnten Südtiroler aber auch selber. Die große Tugend des Sparens haben viele Jungen von den Alten nicht mehr gelernt. Wird dann gebaut, kommt die Geltungssucht vieler Landsleute voll zum Tragen. Nur das Beste, Hochwertigste, Größte und Teuerste ist dann gut genug. Selbstverständlich wird das Eigenheim dann auch entsprechend teuer eingerichtet, wobei nur Haushaltsgeräte und Möbel der Spitzenmarken zum Zuge kommen. Besucher aus dem Norden oder Süden erleben beim Betrachten Südtiroler Eigenheime regelmäßig ein Aha-Erlebnis.
Angesichts hoher Auflagen wie Klimahaus A, teurem Baugrund und hoher Ansprüche der Bauherren ist es also wenig verwunderlich, dass das „Bauen“ nicht mehr gefragt ist.
Was also tun? Das Land sollte kleinere Wohnflächen stärker fördern und die für das Bauen notwendige Punktezahl wieder senken. Infolge der Klimafrage werden sich Klimabaustands – und damit die entsprechenden Kosten – hingegen kaum reduzieren lassen. Ähnliches gilt für den Baugrund, der im reichen und boomenden Südtirol weiterhin teuer bleiben wird. Über die Förderungen hinaus können die Südtiroler die Schrauben eigentlich nur bei den eigenen Ansprüchen ansetzen.
Wichtig ist aber vor allem, dass das Eigenheim in Südtirol weiterhin gefördert wird. In Südtirol lebt die übergroße Mehrheit in den eigenen vier Wänden. Sie sichert sich damit auch die eigene Altersvorsorge.
Die Folgen einer verfehlten Wohnpolitik sind hingegen unter anderem in Deutschland zu besichtigen. Die Deutschen, die überwiegend zur Miete wohnen, geraten – insbesondere wenn infolge des Renteneintritts das Einkommen sinkt – infolge der gestiegenen Wohn- und Mietkosten unter großem Druck. Die dadurch hergerufenen sozialen Spannungen und überzogenen Forderungen wie Enteignungen riskieren dann, eine Gesellschaft zu zerreißen.