Von: mk
Bozen – Die Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine sehr kritische Situation im Südtiroler Einzelhandel. Ähnliches gilt für den Kfz-Handel und -Reparatursektor. Dazu kommen die neuen Restriktionen, die eingeführt wurden, um der zweiten Ansteckungswelle entgegenzuwirken, wie z.B. Ladenschließungen und die Absage der traditionellen Christkindlmärkte.
Trotz einer teilweisen Erholung des Absatzes in den Sommermonaten – wobei das Geschäftsvolumen auch im August immer noch um 4,4 Prozent geringer war als im Vorjahresmonat – melden heuer 60 Prozent der Einzelhändlerinnen und Einzelhändler einen Umsatzrückgang. Die Absatzeinbußen werden in Südtirol vermutlich noch stärker ausfallen als in den meisten anderen italienischen Provinzen, da der Einzelhandel hierzulande stark vom Tourismus abhängig ist.
Die Ertragslage im Jahr 2020 wird von einem Drittel der Kaufleute negativ beurteilt; unter den Bekleidungsgeschäften, im Lebensmittelfachhandel und im Wanderhandel meldet sogar die Mehrheit der Unternehmen eine schlechte Rentabilität. Es ist auch davon auszugehen, dass sich diese Bewertungen in den kommenden Monaten verschlechtern werden, da der Erhebungszeitraum der Herbstumfrage keine vollständige Berücksichtigung der Beschränkungen ermöglichte, die aufgrund der zweiten Ansteckungswelle eingeführt wurden.
Hier geht es zum PDF (Ertragslage im Einzelhandel: Rückblick bis 2020 und Erwartungen für 2021)!
Die Einzelhändlerinnen und -händler klagen auch über die abnehmende Zahlungsmoral der Kunden und melden einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere gegenüber großen Online-Händlern. Dieses Problem ist nach dem Black Friday und vor der Weihnachtseinkaufszeit – die bereits durch die Absage der Christkindlmärkte beeinträchtigt ist – aktueller denn je.
Auch im Hinblick auf das Jahr 2021 unterscheiden sich die Ertragserwartungen der Einzelhandelsunternehmen je nach Warenbereich erheblich. Vor allem in der Modesparte, im spezialisierten Nahrungsmittelhandel und in der Einrichtungsbranche sind die Prognosen sehr bescheiden. Jene Bereiche, die weniger unter der Corona-Krise gelitten haben, wie die Supermärkte und der Online-Handel, sind hingegen zuversichtlicher. Diese Prognosen sind aber nach wie vor von großer Ungewissheit geprägt, da die Geschäftslage im Wesentlichen von der Entwicklung der Pandemie und von den damit verbundenen Einschränkungsmaßnahmen abhängen wird.
Hier geht es zum PDF (Einzelhandel: Ertragslage nach Branchen)!
Im Kfz-Handel und -Reparatursektor ist die Situation ähnlich. Auch in diesem Bereich hält ein Drittel der Unternehmen die heurige Rentabilität für unbefriedigend und mehr als acht von zehn berichten über einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Die Erwartungen für 2021 bleiben bescheiden, da der Kaufkraftverlust der Haushalte und der Rückgang der Fahrzeuginvestitionen seitens der Unternehmen Anlass zur Sorge geben.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner steht den Südtiroler Kaufleuten zur Seite: „Dieser Sektor wurde bereits durch die erste Lockdown-Phase in die Knie gezwungen und läuft nun Gefahr, aufgrund der neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie in seiner Existenz bedroht zu werden. Es bedarf konkreter und sofortiger Hilfe für die von der Sperrung der vergangenen Wochen betroffenen Unternehmen.“
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
„Großkonzerne im Onlinehandel zahlen hierzulande dank Steueroptimierungen und ‑verschiebungen in Steueroasen keine Steuern für ihre erwirtschafteten Umsätze. Alle Handelsbetriebe in Südtirol haben somit einen enormen Wettbewerbsnachteil gegenüber diesen Onlinegiganten. Das kann nicht sein. Daher der Appell: Lokal einkaufen, damit die Wertschöpfung, die allen zugutekommt, im Land bleibt“, erklärt Philipp Moser, Präsident vom hds – Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol
„Covid-19 hat den Einzelhandel in Geschäften und auf Märkten hart getroffen. Die Herbstverkäufe sind eingebrochen. Zurückzuführen ist dies ist auf die erneute Zunahme der Ansteckungen, auf den Mangel an Touristen und auf den allgemeinen Einkommensrückgang, der die Verbraucher dazu veranlasste, so viel wie möglich zu sparen. Die Einzelhändler haben alle Anstrengungen unternommen, um die Verluste einzudämmen, indem sie den Kunden Hauszustellungen angeboten haben. Die steigende Verschuldung gefährdet aber das Überleben der Geschäfte. Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung der Einzelhändler und starke Initiativen zur Ankurbelung des Verbrauchs sind erforderlich“, betont hingegen Federico Tibaldo, Präsident von Confesercenti Alto Adige Südtirol