Von: luk
Bozen – Laut der italienischen Regulierungsbehörde für Energie, Netze und Umwelt ARERA wurde das Ende des geschützten Strommarktes von Jänner auf Juli 2024 aufgeschoben, um in der Zwischenzeit Informationskampagnen zu starten und so die betroffenen Verbraucher und Verbraucherinnen bei der Wahl des vorteilhaftesten Angebots auf dem freien Markt zu unterstützen. “Betrachtet man die Ergebnisse der Winterausgabe des AFI-Barometers, wird sofort klar, dass dies auch dringend notwendig ist: Die Verbraucher tappen vielfach noch im Dunkeln, vor allem was die Preis- und die vertragliche Transparenz anbelangt. Südtirols Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind zwar nicht gerade zufrieden mit den Kosten ihrer Gas- und Stromverträge, gleichzeitig hält sich aber auch ihre Wechselbereitschaft in Grenzen“, unterstreicht AFI-Direktor Stefan Perini.
Ab Juli gelten für jene Kunden des geschützten Energiemarktes, die keinen Energieanbieter auf dem freien Markt gewählt haben, die „gestaffelten Schutzdienstleistungen“ („servizio a tutele graduali“). Diese sollen nach Aufhebung des geschützten Preises einen allmählichen Übergang zum freien Energiemarkt ermöglichen. Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut hat in der Winterausgabe des AFI-Barometers genauer untersucht, wie gut die Südtiroler Verbraucher und Verbraucherinnen für den Übergang auf den freien Energiemarkt gerüstet sind. Angelehnt waren die Fragen einer thematisch ähnlichen Erhebung, die ARERA auf gesamtstaatlicher Ebene im Jahr 2019 durchgeführt hatte.
Wenn überhaupt informiert, dann über Mundpropaganda
Der Strom- und Gasmarkt ist ein komplexes und auch umstrittenes Thema. Dennoch überrascht es, dass fast 30 Prozent der vom AFI befragten Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen erklärt haben, aktuell keine Informationen zu suchen. Wer sich dann doch dazu durchringt, vertraut in 14 Prozent der Fälle den Tipps von Freunden und Bekannten. Etwa zehnt Prozent informieren sich im Internet, in Blogs und Foren, neun Prozent rufen bei Energieanbietern selbst an. Nur sechs Prozent greifen auf Preisvergleichsportale zurück. Werbung scheint hingegen kaum Einfluss zu haben: Sowohl Printwerbung als auch Informationsstände liegen im niedrigen einstelligen Bereich.
Lieber dem alten Anbieter treu bleiben, als sich das Leben unnötig zu verkomplizieren
Werden einerseits die Informationen eher in beschränktem Maße und aufs Geratewohl gesucht, ist andererseits auch eine gewisse Zurückhaltung beim Wechsel des Anbieters zu beobachten. In den letzten fünf Jahren haben drei von vier Befragten den Vertrag mit ihrem Stromanbieter beibehalten. Grund für die geringe Wechselbereitschaft sind Unsicherheit, ob die Liberalisierung tatsächlich vorteilhaft ist, die Furcht vor langwierigen und komplizierten Prozeduren (elf Prozent) und vor negativen Erfahrungen wie schlechteren oder betrügerischen Verträgen (zehn Prozent). Sechs Prozent der Interviewten geben an, den Anbietern auf dem freien Markt nicht zu trauen. 32 Prozent hingegen sind mit ihrem aktuellen Anbieter zufrieden.
„Wir müssen feststellen, dass der Wissensstand über und das Interesse am Energiemarkt von Seiten der Verbraucher in Südtirol sehr bescheiden ist. Dies ist doppelt besorgniserregend: Zum einen läuft der geschützte Energiemarkt bald aus, zum anderen sind Strom und Gas an sich doch bedeutende Ausgabeposten für einen Haushalt“, meint AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi.
Das Problem sind weiterhin die gesalzenen Strom- und Gasrechnungen
Im AFI-Barometer wurde auch die Zufriedenheit der Befragten mit ihrem jetzigen Energieanbieter abgefragt. Nicht beanstandet wird die Pünktlichkeit der Abrechnungen: 53 Prozent zeigen sich diesbezüglich mit ihrem Stromanbieter, 48 Prozent mit ihrem Gasanbieter zufrieden. Der kritische Punkt ist in beiden Fällen das liebe Geld: 34 Prozent sind die Strompreise ihres Anbieters zu hoch – beim Gas sind es sogar 42 Prozent.