Netzausbau kostet noch viele Milliarden

Energie-AG-Chef fordert “energiepolitische” Aufrüstung

Dienstag, 29. April 2025 | 13:21 Uhr

Von: apa

Angesichts der geopolitischen Unsicherheiten muss Österreich nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Energie AG Oberösterreich, Leonhard Schitter, auch “energiepolitisch aufrüsten”. Der Angriff auf “unsere demokratiepolitische Ordnung” erfolge auch über einen Angriff auf “unser Wirtschaftssystem”, sagte Schitter am Dienstag in Wien. “Und dafür müssen wir uns wappnen.” Von der Politik fordert Schitter die Einrichtung eines “staatlich gemanagten Infrastrukturfonds”.

Die Energiewirtschaft an sich sei grundsätzlich “gut aufgestellt”, sagte Schitter im Klub der Wirtschaftspublizisten. “Aber die Projekte der Energiewende brauchen viel Geld, die kann ein Energieunternehmen nicht dauerhaft stemmen”, fügte er hinzu. In einen “staatlich gemanagten Infrastrukturfonds” zahlen seiner Vorstellung nach private Investoren ein, der Staat übernimmt dann Garantien und Gewährleistungen. Damit sollen etwa ein Drittel der möglichen Investitionen eines Unternehmens geschultert werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssten allerdings noch geklärt werden, erklärte Schitter.

Mit dem Ziel der Klimaneutralität und Energie-Unabhängigkeit bis 2035 will die Energie AG OÖ insgesamt vier Milliarden Euro investieren, zwei davon fließen in den Netzausbau. Ein Drittel für den Netzausbau könnte beispielsweise aus diesem Fonds kommen, sagte Schitter. “Jedes Unternehmen investiert jeden Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien”, aber damit auch in den Standort Österreich, betonte er weiter. Wie viel Mittel in so einen Fonds insgesamt fließen sollen, konnte Schitter noch nicht sagen.

Plädoyer für erneuerbare Energien

Schitter pochte erneut auf einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Abhängigkeit von russischem Gas für Österreich sei ein “strategischer Fehler” gewesen, betonte der Energie-AG-Chef. “Energie ist Macht. Wer sich in Abhängigkeit begibt, macht sich erpressbar.” Für die Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit “müsse jetzt viel Geld” für den Ausbau der erneuerbaren Energien aufgewendet werden, im Endeffekt würden diese aber dann weniger kosten.

Der Stromverbrauch wird sich laut Schitter unter anderem aufgrund der Elektromobilität und Digitalisierung bis 2040 verdoppeln. Die Energie AG setze dafür entsprechende Maßnahmen und wolle die Stromerzeugung bis 2035 massiv von 3,2 auf 4,4 Terawattstunden ausbauen. Das soll durch den Ausbau von Photovoltaik, Windkraft, Wasserkraft und einem grünen Wasserstoffnetz in Oberösterreich geschehen.

Mehr Selbstbewusstsein

Von Europa und Österreich fordert Schitter mehr Selbstbewusstsein. Man müsse sich “endlich auf seine eigene wirtschaftliche und technologische Stärke besinnen”, forderte er. Dazu brauche es “nachhaltige und wehrhafte Produktionskapazitäten” sowie eine Diversifizierung der Lieferketten. In Österreich müssten zudem die Genehmigungsverfahren beschleunigt, die Novelle des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes umgesetzt und die Bürokratie abgebaut werden, sagte Schitter in Richtung Politik. Mittelfristig fordert er neue Finanzierungsmodelle, die Verankerung der Versorgungssicherheit als Teil der Sicherheitsstrategie und die weitere Harmonisierung des EU-Binnenmarkts für Strom.

Energie AG sieht sich für Blackout gut vorbereitet

Angesichts des jüngsten Blackouts in Teilen Spaniens und Portugals erklärte Schitter: “Ich sehe für Österreich nicht so diese Gefahr. Ausschließen kann man natürlich nichts, aber wir sehen uns gut vorbereitet, Österreich in kurzer Zeit wieder ans Netz zu bringen.” Die heimischen Netze seien “hervorragend” ausgebaut, fügte Schitter hinzu.

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