Von: luk
Bozen – Rollenbilder und ihre Auswirkungen auf Berufswahl und Entlohnung stehen beim diesjährigen Equal Pay Day im Mittelpunkt. Details dazu wurden heute präsentiert.
Der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro machen anlässlich des “Equal Pay Day” am 21. April gemeinsam mit 62 anderen Organisationen an 28 Ständen im ganzen Land wieder auf die Unterschiede bei der Entlohnung von Frauen und Männern aufmerksam. Trotz vieler Bemühungen klafft die Lohnschere weiterhin weit auseinander.
17 Prozent weniger Lohn für Frauen
Frauen erhalten auch heute noch bei gleicher Qualifikation für dieselbe Arbeit 17 Prozent weniger Lohn als Männer. Laut Daten des ASTAT sind dabei die Lohnunterschiede zwischen Frau und Mann besonders in jenen Branchen besonders groß, wo die Verdienstmöglichkeiten am höchsten sind, beispielsweise im Finanz- und Versicherungswesen. Zahlreiche Faktoren beeinflussen diesen Lohnunterschied: Spitzenpositionen sind auch heute vorwiegend männlich besetzt, viele Frauen unterbrechen ihre Karriere der Mutterschaft wegen oder arbeiten in Teilzeit. Auch die Schul- und Berufswahl hat einen Einfluss auf die späteren Verdienstmöglichkeiten: So genießen “typisch weibliche” Berufe generell ein geringeres Ansehen verbunden mit einer niedrigeren Entlohnung.
“In den vergangenen Jahren wurde viele Bemühungen angestellt, um Veränderungen voranzubringen. Trotzdem ist der Weg noch lang und wir müssen uns immer wieder drauf besinnen, althergebrachte Rollenbilder aufzubrechen”, betonte die Landesrätin für Chancengleichheit, Martha Stocker. Deshalb sei es wichtig, junge Mädchen weiterhin zu motivieren, in typische Männerberufe einzusteigen.
Insgesamt betrachtet haben Männer in Südtirol laut einer AFI-Studie ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 26.360 Euro, Frauen hingegen verdienen im Schnitt 17.814 Euro. Das wirkt sich neben anderen Faktoren auch auf die Altersrente aus, wo die geschlechterbedingten Einkommensunterschiede am stärksten ausgeprägt sind.
Berufswahl wirkt sich auf Entlohnung aus
In der Berufswahl wird der Einfluss von stereotypen Rollenmustern, die bereits in der frühen Kindheit oft unbewusst vermittelt werden, besonders deutlich. In Südtirol ist die Berufswahl von Frauen auch heute noch sehr traditionell geprägt, wie die Statistiken zur Geschlechterverteilung in Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt deutlich machen. So ergreifen in Südtirol drei Mal mehr Buben als Mädchen einen Lehrberuf. Die meisten Mädchen entscheiden sich dabei für die Berufe Friseurin, Verkäuferin und Servicefachkraft.
2016 haben sich 311 junge Menschen für eine Tischlerlehre entschieden, nur fünf davon waren Frauen. Bei Maurern, Installateuren oder Kfz-Mechanikern sinkt die Frauenpräsenz auf Null. Bei Jungen ist das Spektrum der gewählten Berufe breiter, großes Interesse genießen der Bausektor und technische Berufe.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei der Wahl des weiteren Bildungswegese, der Oberschule oder des Studiums: Junge Frauen entscheiden sich besonders oft für Pädagogik, Geistes- und Sozialwissenschaften bzw. Wirtschaft und Recht. Junge Männer sind dagegen weit häufiger in den Naturwissenschaften oder im Ingenieurwesen zu finden: Am Equal Pay Day sollte deshalb auch darüber nachgedacht werden, wie man sich von althergebrachten Rollenbildern verabschieden und neue im Arbeitsleben umsetzen kann.
“Seit der Einführung des Equal Pay Day vor acht Jahren stecken wir bei einem Lohnunterschied von 17 Prozent zwischen Frauen und Männern fest, die Zahlen haben sich leider nur geringfügig verändert”, stellte die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer, mit Bedauern fest. Frauen würden in denselben Berufen oft schlechter vergütet als Männer, Rechtsanwälte verdienten oft zwei bis drei Mal mehr als Rechtsanwältinnen, so Oberhammer. Eine Aufwertung würden Frauenberufe vor allem durch eine gereche Entlohnung erfahren, davon ist die Vizepräsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit, Franca Toffol, überzeugt: “Bereits bei der Aus- und Weiterbildung können Schritte in die richtige Richtung gesetzt werden, um einen Gleichklang der Angebote und der Bezahlung zu finden.”
Bügeln für mehr Gleichberechtigung
Rund um den Equal Pay Day 2017 organisieren der Landesbeirat für Chancengleichheit und das Frauenbüro wieder einen Ironman Contest, mit dem Männer angespornt werden sollen, im Haushalt stärker mitzuhelfen. In diesem Jahr werden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und erstmals auch aus der Kirche am Bügelbrett um den Titel wetteifern. Gebügelt wird am 21. April ab 12 Uhr am Musterplatz in Bozen. Dem harten Wettkampf mit dampfenden Bügeleisen stellen sich in diesem Jahr unter anderem der Abgeordnete Manfred Schullian, Seelsorger Toni Fiung, der Spieler des Eishockeyvereins Rittner Buam, Tommaso Traversa, der Naturbahnrodler Christian Pigneter und der Direktor der Agentur für öffentliche Aufträge, Thomas Mathà.
Die Auswirkungen von Rollenbildern auf Berufswahl und Entlohnung sind auch Thema der neuen Ausgabe der Fraueneitschrift “ëres”, die eigens zum Equal Pay Day erschienen ist. Zu Wort kommen darin einige Frauen, die typische Männerberufe gewählt und sich damit einen Lebenstraum erfüllt haben.