Von: Ivd
Bozen – An einem der ersten Augusttage, vielleicht sogar schon an einem der letzten Julitage, wird die Menschheit rechnerisch jene Menge an natürlichen Ressourcen verbraucht haben, die die Erde innerhalb des Jahres 2024 regenerieren kann. Ab diesem Datum und bis Ende des Jahres wird die Menschheit „auf Pump“ leben, von Reserven zehren, auf Kosten der Umwelt und der zukünftigen Generationen leben, kurz: den Planeten überlasten. Daher wird dieser denkwürdige Tag Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) genannt. Das exakte Datum wird immer erst am 5. Juni, dem Weltumwelttag, bekannt gegeben. Vor 50 Jahren, 1974, lag der Erdüberlastungstag noch am 30. November und ist seitdem immer weiter nach vorne gerückt.
Menschen in den westlichen Ländern verbrauchen nach Angaben der Verbraucherzentrale Südtirol pro Kopf ungleich mehr Ressourcen als Menschen in den Ländern des globalen Südens. Aus diesem Grund berechnet die Organisation Global Footprint Network zusätzlich zum Erdüberlastungstag auch die Überlastungstage einzelner Länder (Country Overshoot Days). „Auf Italien bezogen fällt der Überlastungstag 2024 demnach auf den 19. Mai, sprich: würde die gesamte Menschheit so leben und konsumieren wie die Menschen in Italien, dann wäre der Erdüberlastungstag 2024 bereits am 19. Mai erreicht“, erklärt Silke Raffeiner, die Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). Die diesjährige Liste der Überlastungstage der Länder führen Katar (11. Februar) und Luxemburg (20. Februar) an, am Ende der Liste finden sich die Republik Moldau (28. Dezember) sowie Kirgistan (30. Dezember). Siehe dazu die Website der Verbraucherzentrale.
Die Erde bringt Jahr für Jahr eine bestimmte Menge an Ressourcen hervor. Dazu zählen Rohstoffe, Fläche, Boden, Wasser und Luft. Nicht erneuerbare Ressourcen wie beispielsweise Metalle, Erdöl und Erdgase stehen in begrenzter Menge zur Verfügung und werden irgendwann aufgebraucht sein. Demgegenüber stehen erneuerbare Ressourcen, beispielsweise Holz, immer wieder neu zur Verfügung. Trotzdem sind sie nicht in unbegrenzter Menge vorhanden. Ressourcen sind die Grundlage, dank der wir leben, wohnen, uns ernähren, uns kleiden und uns fortbewegen können. Ein hoher Ressourcenverbrauch bringt jedoch das Klima, die Umwelt und die biologische Vielfalt ins Ungleichgewicht.
Auch wenn sie noch so umweltbewusst leben, werden Verbraucher und Verbraucherinnen alleine nicht die Welt retten. Im Alltag gibt es dennoch Spielraum für ressourcenschonende Entscheidungen. Dazu gehört nach Ansicht der Zentrale in erster Linie, jene Güter zu nutzen, die bereits vorhanden sind, anstatt ständig neue Dinge anzuschaffen. Beschädigte Gegenstände, auch Kleidung oder Schuhe, lassen sich oft reparieren. Dinge, die man nur selten benötigt, lassen sich möglicherweise leihen. Güter mit anderen Menschen zu tauschen und Dinge zweiter Hand (Second Hand) zu kaufen, sind Möglichkeiten, Gegenstände länger zu nutzen, so die Verbraucherzentrale. Bereits vorhandene Dinge lassen sich zudem umgestalten und dadurch aufwerten (Upcycling). Alle diese Praktiken sind nach Angaben der Verbraucherzentrale Südtirol ressourcenschonender, als Dinge neu zu kaufen. “Weitere Hebel, um den eigenen Ressourcenverbrauch zu verringern, sind eine deutliche Reduktion des Fleischkonsums zugunsten einer stärker pflanzenbetonten Ernährung, die Verwertung von Resten und Lebensmittelüberschüssen in der Küche, der Verzicht auf Flugreisen, das Absenken der Heiztemperatur im Winter, die Fortbewegung mit dem Fahrrad statt mit dem Kfz oder kurzes Duschen anstelle eines Vollbads”, so die Verbraucherschützer.
Viel Inspiration bietet die Lektüre des 2006 veröffentlichten Buches „Fast nackt“. Der britische Journalist Leo Hickman beschreibt darin sein Experiment, mitsamt seiner Familie ein Jahr lang ethisch und ökologisch korrekt zu leben.