Von: luk
Laimburg – Am Donnerstag, den 4. April hat das Versuchszentrum Laimburg in einer Pressekonferenz über die bisherigen Ergebnisse des eigenen Apfelsortenzüchtungsprogramms informiert. Der Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG und der Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P werden die Ergebnisse des Sortenzüchtungsprogramms in den nächsten zehn Jahren für den Südtiroler Obstbau verwerten.
Seit 1997 führt das Versuchszentrum Laimburg ein eigenes Apfelsortenzüchtungsprogramm, das vom damaligen Direktor Hermann Mantinger und vom Pomologen Reinhold Stainer initiiert wurde. Mehr als 20 Jahre später gehen nun die Ergebnisse der Zuchtarbeit in die Hände der Südtiroler Obstbauern über: Mittels eines öffentlichen Vergabeverfahrens wurden die Verwertungsrechte an den Ergebnissen des Züchtungsprogramms ausgeschrieben. Gewinner der Ausschreibung und damit Lizenznehmer ist eine Bietergenossenschaft bestehend aus dem Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG und dem Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse VI.P.
„Wir – das Versuchszentrums Laimburg beziehungsweise die Südtiroler Landesverwaltung – können die Vermarktung unserer Züchtungsarbeit nichts selbst übernehmen, dazu braucht es professionelle Partner“, erklärte Agrarlandesrat Arnold Schuler, „und um diese zu finden und zu beauftragen ist eine strukturierte und transparente Ausschreibung mit klaren Regeln notwendig. Ich freue mich, dass wir mit VOG und VI.P nicht nur kompetente Partner für die Vermarktung gefunden haben, sondern dass dies auch Südtiroler Partner sind, die die Ergebnisse der Forschung zum Wohle der Südtiroler Obstwirtschaft einsetzen werden.“ „Die Forschung am Apfel ist ein wichtiger Bereich am Versuchszentrum Laimburg. Mit unserer Forschung begleiten wir den gesamten Weg des Apfels von der Züchtung über den Anbau, Lagerung und Verarbeitung bis hin auf den Tisch des Konsumenten“, sagte Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. „Das, was wir mit dem Laimburger Apfelsortenzüchtungsprogramm schon heute erreicht haben, zählt sicherlich zu den wichtigsten Meilensteinen in der Geschichte des Versuchszentrums Laimburg.“
Kein Sprint, sondern ein Marathon
Die Züchtungsarbeit beginnt mit der Bestäubung, die nun in diesen Tagen stattfindet. „Die Sortenzüchtung ist eine jahrzehntelange Angelegenheit, die einiges an Umsicht, Weitblick und Ausdauer erfordert“, erklärte Walter Guerra, der am Versuchszentrum Laimburg das Institut für Obst- und Weinbau leitet und das Laimburger Apfelsortenzüchtungsprogramm koordiniert. In diesem 1997 ins Leben gerufenen Programm kommen klassische Züchtungsmethoden wie die kontrollierte Bestäubung, in Kombination mit innovativen Methoden der molekularen Diagnostik zum Einsatz. Die kontrollierte Bestäubung ist eine händische und sehr akribische Arbeit. Die Blüten einzelner Zweige werden während der Blüte in Baumwollsäckchen verschlossen, um die Verbreitung der Pollen durch Insekten zu verhindern. Der Pollen wird gesammelt, von Blütenblättern befreit und getrocknet, um ihre Pollen zu sammeln. Mit diesem Pollen werden die einzelnen auf dem Baum verbliebenen Blüten händisch bestäubt. Die Samen der daraus resultierenden Früchte werden ausgesät. Jede neue Pflanze ist ein Hybrid und unterscheidet sich in seinen Charakteristiken von den beiden „ursprünglichen“ Bäumen und von seinen „Geschwistern.“ Jede Pflanze stellt damit eine neue Sorte dar. Die ersten Früchte dieser Hybride erhält man nach fünf Jahren, womit dann die tatsächliche Züchtungsarbeit beginnt. Derzeit stehen über 15.000 verschiedene Hybride in den Feldern des Versuchszentrums Laimburg. Jede Versuchssorte wird mit bereits auf dem Markt erfolgreich bestehenden Sorten verglichen. Dabei werden das Aussehen der Frucht, der Geschmack (Zucker und Säure), die Saftigkeit, die Knackigkeit und die Lagerfähigkeit bewertet. Darüber hinaus werden die Sorten auch auf Resistenzen gegenüber Krankheiten wie Schorf oder Mehltau getestet.
Ein innovatives öffentliches Vergabeverfahren
„Mit diesem Master Licence Agreement, einem innovativen Vergabeverfahren, ist es uns gelungen sowohl das öffentliche Interesse als auch die finanziellen Aspekte zu berücksichtigen”. Dies erklärte der Direktor der Agentur für die Verfahren und die Aufsicht im Bereich öffentliche Bau-, Dienstleistungs- und Lieferaufträge Thomas Mathà, der die Verwaltungsabteilung des Versuchszentrums Laimburg unter der Leitung von Sascha Aufderklamm bei der Abwicklung des Vergabeprozesses unterstützt hatte. „Es handelt sich hier um das erste öffentliche Vergabeverfahren zur Ausschreibung einer ökonomischen Verwertung dieser Art in Südtirol“, betonte Mathà. „Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass das Verfahren korrekt und ohne jegliche Beanstandungen durchgeführt werden konnte.“ Anlässlich der Pressekonferenz wurde der Lizenzvertrag zwischen Versuchszentrum Laimburg und den Lizenznehmern VOG und VI.P unterzeichnet.
Ergebnisse zum Wohle der Südtiroler Obstwirtschaft einsetzen
„Dies ist ein wichtiger Moment für uns alle“, erklärten die beiden Obmänner von VOG und VI.P, Georg Kössler und Thomas Oberhofer. „Als Vertreter der Südtiroler Obstbauern haben wir uns bemüht, diese Ausschreibung zu gewinnen und darum ist es uns eine große Freude heute diesen Vertrag hier am Versuchszentrum Laimburg unterschreiben zu können. Wir haben nun die Möglichkeit das Beste aus der jahrelangen Züchtungsarbeit am Versuchszentrum Laimburg herauszuholen”, betonte Georg Kössler. Bis die Konsumenten dann tatsächlich neue Apfelsorten aus dem Laimburger Züchtungsprogramm in den Regalen finden werden, wird jedoch noch einige Zeit vergehen.
Das Sortiment der Apfelsorten ist einem kontinuierlichen Wandel unterworfen, da sich auch die Wünsche der Konsumenten bezüglich Aussehen, Geschmack etc. stetig ändern. Weltweit werden Tausende neuer Sorten gezüchtet, doch nur wenige Sorten können sich schlussendlich auf dem Markt durchsetzen. „Die Anforderungen an eine erfolgreiche neue Sorte sind hoch“, erläutere VI.P-Obmann Thomas Oberhofer: Sie muss sich in ihren Eigenschaften wie etwa dem Geschmack, der Saftigkeit, der Knackigkeit oder in ihrem Aussehen ganz klar von den bestehenden Sorten unterscheiden. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass sie gegenüber Krankheiten resistent ist, um Pflanzenschutzbehandlungen im Sinne einer nachhaltigen Produktion noch weiter reduzieren zu können. „Wir vertrauen auf die Arbeit des Versuchszentrums Laimburg und sind zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren neue Sorten finden können, die wir zum Wohle der Südtiroler Obstbauern verwerten können“, sagte Oberhofer.