Von: luk
Bozen – Drei Tage Kongress im Zeichen des Netzwerkens und der Fortbildung an der Freien Universität Bozen: 18 Fachvorträge, 34 Experten-Begegnungen, ebenso viele Debatten und noch mehr Austausch-Momente unter den 300 teilnehmenden ArchitektInnen aus der Region Trentino Südtirol.
Den Start machte eine Koryphäe auf dem Gebiet des urbanen Designs und der nachhaltigen Baumaterialien: Sacha Menz, Architekturprofessor an der ETH in Zürich, mit seinem kontroversen Eröffnungsreferat zur Zukunft der Architektur am Donnerstag, 16. Februar. Den Schlussakzent setzte der Düsseldorfer Stuttgart-21-Stararchitekt Christoph Ingenhoven mit einer eigenen Werkschau am Samstag, 18. Februar.
Dazwischen fanden die 18 Fachvorträge statt, die im Anschluss meist für rege Diskussion sorgten. Ziel des ersten regionalen Architektenkongresses hierzulande war es, die Bandbreite der Themen abzudecken, mit denen sich die Berufskategorie in ihrem beruflichen Alltag beschäftigt. So tastete man sich an eine Vielzahl von Aspekten heran, angefangen vom „Architekten als Unternehmer“ (Axel Paulus, ETH Zürich), über die Wiedergewinnung und Konservierung von Bauwerken aus dem 20. Jh. (Paolo Faccio, Università Iuav di Venezia), die digitale Revolution durch das „BIM – Building Information Modelling“ und andere neue Technologien, das Verhältnis zwischen Architektur und Design (Gerhard Glüher und Roberto Gigliotti von der Fakultät für Design und Künste, Freie Universität Bozen), rechtliche und verantwortungstechnische Aspekte der Planung, Herausforderungen der zeitgenössischen Baukultur bis hin zur Vorstellung preisgekrönter Projekte der erst kürzlich als „Architetti italiani 2016“ ausgezeichneten Architekten Werner Tscholl aus Südtirol und Mirko Franzoso aus dem Trentino. Ergänzt wurde der Fachkongress von einer kleinen Ausstellung mit Messecharakter in den Hallen der Freien Universität Bozen, die von Partner-Unternehmen aus dem Baugewerbe ermöglicht wurde (siehe www.archcongress.it).
Den dreitägigen Kongress ausgetragen hat die Kammer der Architekten RLD Bozen in Zusammenarbeit mit der Kammer der Architekten RLD Trient.
Für den Präsidenten der Kammer Bozen Wolfgang Thaler ist die enge Zusammenarbeit mit der Kammer Trient durch die Präsidentin Susanna Serafini eine einmalige Chance, die Anliegen der ArchitektInnen voranzubringen, insbesondere im Zusammenspiel mit den politischen und institutionellen Partnern. In Südtirol zählt die Kammer rund 1150 ArchitektInnen, im benachbarten Trentino ebenso viele. Die Kooperation soll sich künftig noch mehr auf der Ebene der Mitgestaltung von Gesetzen und Richtlinien auswirken, die auf mehr Qualität bei der Bausubstanz im öffentlichen wie im privaten Raum setzen und intelligente Lösungen in der Raumplanung voranbringen wollen. Das wünschen sich die ArchitektInnen der Region Trentino Südtirol heute. Jüngst haben die beiden Kammern eine gemeinsame Umfrage durchgeführt, um den Istzustand ihrer Mitglieder in Hinblick auf die Art der Arbeiten (öffentliches/privates Bauwesen, Wohnbau) zu eruieren. Die Ergebnisse fließen in die künftigen Strategien der Kammerarbeit ein. Ein weiteres Werkzeug ist in Ausarbeitung, das die Kosten von Projektierungen vorab besser einschätzen will. Derzeit wird eine Auswahl bestehender Bausubstanz über ein entsprechendes Monitoring genauer unter die Lupe genommen.
Im Zuge des Kongresses kamen viele positive Rückmeldungen vonseiten der TeilnehmerInnen zum Modell der parallel angebotenen Workshops und zu den Austauschmöglichkeiten während der Pausen und gemeinsamen Mittagessen.
Der regionale Architektenkongress soll zu einem jährlichen Fixpunkt werden, thematische Schwerpunkte und Vertiefungen ermöglichen. Bereits in den kommenden Monaten wird man die Veranstaltung und ihr Echo gemeinsam evaluieren und erste Entscheidungen für den nächsten Termin im April 2018 in der Provinz Trient treffen.