Von: mk
Margreid – In Südtirol stehen offiziell bis zu 70.000 Wohnungen leer. Beim Wohnbauinstitut ist der Leerstand bei fast 600 sanierungsbedürftigen Wohnungen, 1.500 werden in den kommenden drei Jahren saniert. Darauf weist der Verbraucherschutzverein Robin aus Margreid hin.
Der Sanierungsbedarf sei trotz massiver Förderungen vor allem noch in Kondominien sehr hoch, da vor allem ältere Kondominiumsbewohner die Kosten für eine energetische Sanierung oft scheuen. „Mit den Förderungen wurden Kosten nämlich zusätzlich künstlich hochgetrieben und dies stellt einen beträchtlichen Bremsklotz dar“, so der Verbraucherschutzverein. Die unbesetzten Wohnungen würden auch einen großen Druck auf den Wohnungsmarkt ausüben und sich mit höheren Wohnungspreisen bemerkbar machen.
Im Verbraucherschutzverein Robin ist man überzeugt, es gelte die Maßnahmen für klimagerechten, energieeffizienten und bezahlbaren Wohnraum zu beschleunigen, damit die Teuerung am Wohnungsmarkt gestoppt wird. Für energieeffiziente Wohnungen haben die Niederlande eine spezielle Häusersanierung konzipiert. Über alte Gebäude wird eine neue Fassade gestülpt. Mit dem „Energiesprong-Prinzip“ wird die Sanierung vor allem von Mehrfamiliengebäuden einfacher, schneller und günstiger. Das sorgt für Furore über die Niederlande hinaus.
Nach einer Sanierung auf den NetZero-Standard erzeugt das Gebäude über das Jahr gerechnet so viel Energie für Heizung, Warmwasser und Strom, wie benötigt wird – und das, ohne dass die Bewohner mit langen Bauzeiten belastet werden (bei der Montage der vorgefertigten Fassaden- und Dachelemente ist kein Baugerüst notwendig). Die Sanierungskosten sollen über die eingesparten Energiekosten finanziert werden. Ziel ist, perspektivisch eine warmmietenneutrale Umsetzung zu ermöglichen.
Die Gebäude werden also in eine Art Thermojacke aus Dämmmaterial gehüllt. Auf dem Dach wird ein ebenfalls vorgefertigtes hochisolierendes Leichtbaumaterial samt Solaranlage aufgebracht. Die Einsparungen sind beträchtlich. Einige Hauseigentümer haben sich daher für eine Dämmung à la Energiesprong entschieden, ohne staatliche Förderung in Anspruch zu nehmen.
„Solche Initiativen sind auch bei uns notwendig und sollten vor allem durch das Wohnbauinstitut und die Klimahausagentur zeitnah geprüft und vorangebracht werden. Doch das Geschäftsmodell sollte auch durch die Politik unterstützt werden“, appelliert man beim Verbraucherschutzverein Robin. Viele Hausbesitzer und Vermieter seien derzeit von den sehr negativen Begleiterscheinungen bezüglich Kosten und Seriösität eines überhitzten Wohnungs- und Wohnbaumarktes abgeschreckt. Die Politik sollte sich überlegen, dies zu beenden und verstärkt auch auf serielle Umrüstung zu setzen, so Robin. „Die anstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie zur Energieeffizienz von Gebäuden wird nämlich den Bedarf an grundlegender, energetischer Renovierung stark anstoßen und es ist fraglich, ob das innerhalb der vorgesehenen Fristen mit den heutigen Strukturen bewältigt werden kann.“