Von: ao
Bozen – Bei einer Konferenz im Forschungszentrum Eurac Research am kommenden Donnerstag, 23. und 24. November, vergleichen Regionalentwicklungsexperten Daten und tauschen Erfahrungen im Umgang mit Migranten im Alpenraum aus.
In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund im gesamten Alpenraum erheblich angestiegen – in Südtirol hat sich diese Zahl verfünffacht. Die meisten Migranten lassen sich in den Ballungszentren nieder: etwa die Hälfte lebt in Bozen, Meran oder Brixen. Doch im Vergleich zu den Städten wirkt sich der Anteil der ausländischen Einwohner gerade in kleinen Ortschaften bedeutend auf die Gesamteinwohnerzahl aus. Während persönliche Kontakte in den Städten seltener sind, erleichtert ein dichtes soziales Netzwerk in ländlichen Gebieten meist die Integration von Zugewanderten.
Wie ist die Aufnahme von Migranten im Alpenraum organisiert und wie kann eine gelungene Integration soziale Innovation fördern? Diese und weitere Fragen diskutieren Regionalentwicklungsexperten von Eurac Research mit Forschern des Vereins Dislivelli aus Turin bei einer Konferenz im Forschungszentrum am 23. und 24. November. Mit lokalen Akteuren, Freiwilligen und Sozialarbeitern aus dem Alpenraum erörtern sie, wie Berggebiete von der Anwesenheit von Migranten profitieren können und präsentieren die gemeinsame Publikation: „Per scelta o per forza. L’immigrazione straniera nelle Alpi e negli Appennini” („Aus freier Wahl oder gezwungen. Einwanderung in den Alpen und den Apenninen“).
Um Asylwerber in den Arbeitsmarkt einzugliedern, haben Forscher von Eurac Research eng mit der Gemeindeverwaltung von Mals zusammengearbeitet: Drei Monate lang hat ein Jobcoach Asylwerber bei der Arbeitssuche unterstützt. In dieser kurzen Erprobungsphase konnten die Beteiligten feststellen, dass allen voran berufsbezogene Sprachkurse fehlen, die die Arbeitssuche erleichtern würden.
Im Cadore bewirtschaften Asylwerber Ackerland und bauen dort seltene Gemüsesorten an. Auf einst brachliegenden Feldern wachsen heute Bergartischocken. Die Initiative, die eine lokale Genossenschaft vor Ort ins Leben gerufen hat, fördert nicht nur die Integration, sie trägt gleichzeitig zur Aufwertung des Gebiets bei. Dank der „neuen Bergbewohner” sind solche Fälle im Alpenraum keine Seltenheit mehr – vergessene Aktivitäten und ungenutzte Einrichtungen erwachen durch sie zu neuem Leben. Die neuen Bergbewohner sind ihrer Heimat in Afrika oder Asien entflohen und hoffen hier auf ein sicheres und besseres Leben, oft sind es aber auch Einheimische, die sich bewusst für ein Leben abseits der Stadt entscheiden und dem Konsumzwang entkommen wollen.
Bei der Konferenz werden sich Forscher aus Italien, Österreich und der Schweiz über Erfahrungen mit Migranten im alpinen Raum austauschen und diesbezüglich rechtliche Bestimmungen, Daten und Statistiken genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem werden sie darüber diskutieren, wie Gebiete aufgrund des demographischen Wandels neu strukturiert werden könnten.
Die Konferenz, die in Zusammenarbeit mit dem Verein Dislivelli aus Turin organisiert wird, findet am 23. November von 14.00 bis 18.30 Uhr und am 24. November von 9.00 bis 13.00 Uhr statt. Die Vorträge werden in italienischer und englischer Sprache gehalten, es ist keine Simultanübersetzung vorgesehen.
Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos, eine Anmeldung ist unter anna.silbernagl@eurac.edu erbeten.