Von: luk
Trient – Heute unterzeichneten die zuständigen Landesräte in Trient ein Einvernehmungsprotokoll für einen grenzüberschreitenden Lawinenlagebericht.
Die Euregio-Länder Tirol, Südtirol und Trentino arbeiten in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Verbund für Territoriale Zusammenarbeit EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und der Universität Wien am Projekt Albina: Ab Beginn der kommenden Wintersaison kann die Lawinensituation innerhalb der Europaregion über den gemeinsamen Webauftritt avalanche.report bezogen werden.
Die für den Bevölkerungsschutz zuständigen Landesräte Arnold Schuler (Südtirol) und Tiziano Mellarini (Trentino) sowie Herbert Walter, Leiter der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz des Landes Tirol, haben heute Nachmittag in Trient ein Einvernehmensprotokoll zur Zukunft dieser grenzüberschreitenden Dienstleistung unterzeichnet. Die drei Länder sprechen sich darin bei der Fortführung der Zusammenarbeit in den Bereichen Wartung, Koordinierung und Weiterentwicklung der Euregio- Lawinengefahrenprognose für die Verankerung im Arbeitsprogramm des EVTZ Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino aus. Die Lawinenwarndienste der drei Länder werden weiterhin hoheitlich agieren und sind für die Erstellung und Ausgabe der Lawinengefahrenprognose verantwortlich.
“Es ist dies”, erklärt Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, “ein gemeinsames und in seiner Art einzigartiges Informations- und Kompetenzzentrum im Bereich Schnee, Lawinen und Warnung. Durch die Zunahme der Freizeitaktivitäten sind wir gefordert, die Warnsysteme weiter auszubauen und zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit der drei Länder entsteht eine Bündelung der Erfahrungswerte und der Kompetenzen.”
Seit den späten 1960er-Jahren informieren die drei Lawinenwarndienste innerhalb der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino die Öffentlichkeit über die aktuelle Situation und die Prognose. Anfang des vergangenen Jahres haben die Lawinenwarndienste der drei Länder, der EVTZ und die Universität Wien ihre Arbeit am Interreg-Projekt Albina begonnen, um damit diese grenzüberschreitende Plattform aufzubauen, berichtet die Direktorin im Hydrographischen Amt und damit des Wetterdienstes und des Lawinenwarndienstes Südtirol, Michela Munari, und verweist auf die Bedeutung der Zusammenarbeit und des fachlichen Austausches. Projektleiter auf Südtiroler Seite ist Günther Geier vom Landeswetterdienst. Neben dem Lawinenlagebericht werden Karten zu Schnee- und Neuschneehöhe, Lufttemperatur und Wind geliefert.
“Ziel ist es, den Bürgerinnen und Bürgern die modernste Lawinenwarnung zur Verfügung zu stellen und dieses geballte Know-how auch grenzüberschreitend zu teilen”, betont der oberste Projektleiter, der Tiroler Christoph Mitterer.
Auf Grundlage des heute unterzeichneten Einvernehmensprotokolls werden die drei Landeshauptleute der Europaregion die langfristige, richtungsweisende Zusammenarbeit der drei Lawinenwarndienste bei der Wartung, Koordination und Weiterentwicklung der Euregio- Lawinengefahrenprognose bei der nächsten Sitzung der EVTZ-Organe am 23. Mai auf Schloss Prösels in Völs am Schlern im Euregio-Arbeitsprogramm verankern.
Kick-off bei ISSW in Innsbruck
Der Start des gemeinsamen Euregio-Lawinenlageberichts fällt mit dem weltweit größten Kongress im Bereich Schnee und Lawinen, dem International Snow Science Workshop ISSW (issw2018.com/de/) im Oktober in Innsbruck zusammen, an dem an die 1000 Experten ihre Erfahrungen und ihr Wissen austauschen. Im Rahmen dieses Symposiums wird das Euregio-Projekt avalanche.report vorgestellt.
Das Projekt Albina wird vom Kooperationsprogramm Interreg Italia-Österreich finanziert und ist Teil der Förderprogramme im Rahmen des Ziels Europäische territoriale Zusammenarbeit für den Zeitraum 2014-2020.
“Tirol rückt wieder ein Stück näher zusammen”
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit Bernhard Zimmerhofer begrüßt die geplante engere Zusammenarbeit der Tiroler Landesteile was den Lawinenlagebericht anbelangt. “Dieses Abkommen kann aber nur als erster Schritt bezeichnet werden, denn in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit besteht noch sehr viel Potential nach oben. Im Rahmen der Europaregion Tirol, sowie des europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) böten sich sehr viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf allen Ebenen an.”
Für Zimmerhofer gilt jedenfalls zügig weitere Schritte zu setzen. „Zwischen den Tiroler Landesteilen muss enger zusammengearbeitet werden. Das Ziel muss darin bestehen, eine Gesamttiroler Rettungskette aufzubauen, sprich: eine gemeinsam organisierte Notrufzentrale, eine gemeinsame Berg- und Flugrettung sowie einen gemeinsamen Wetter- und Lawinenwarndienst. Folglich bedarf es auch einer gemeinsamen Führungsstruktur, Öffentlichkeitsarbeit sowie Aus- und Weiterbildung für die Einsatzkräfte. Schließlich geht es um Menschenleben, die es zu retten gilt, aber auch um Kosten, die sich die jeweiligen Landeskassen einsparen können“.