Von: Ivd
Bozen – Stabile Wirtschaft, erstklassige Infrastruktur und innovationsfreudiges Umfeld: Die Schweiz ist laut des IDM ein sehr attraktiver Exportmarkt auch für Südtirols Unternehmen. Tatsächlich liegt Südtirols westlicher Nachbar mit einem Anteil von fünf Prozent am Gesamtexportvolumen auf Platz fünf im Südtiroler Exportranking. Aber es gibt noch viel Potenzial, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen, die das Gros der Südtiroler Betriebe bei den Schweiz-Exporten ausmachen. Welche Sektoren hier besonders vielversprechend sind und was man unbedingt wissen muss, wenn man dorthin exportieren beziehunsweise direkt im Wirtschaftsstandort Schweiz Fuß fassen will, darüber informierte vor Kurzem eine Fachveranstaltung von IDM Südtirol.
Waren im Wert von 352 Millionen Euro wurden laut ISTAT 2023 aus Südtirol in die Schweiz ausgeführt. Spitzenreiter waren dabei Maschinen und Anlagen, gefolgt von den Warengruppen Metalle und Metallprodukte und Nahrungsmittel und Getränke. Auf den weiteren Rängen kamen elektrische und elektronische Geräte sowie Holz und Holzprodukte, Papier und Druck. Die Schweiz liegt derzeit auf Platz fünf der wichtigsten Südtiroler Exportländer. Bis 2020 war sie noch auf dem dritten Rang zu finden, in den Jahren darauf wurde sie von den Vereinigten Staaten und Frankreich überholt, hat dabei aber exponentiell kontinuierlich zugelegt. So ist das Handelsvolumen Südtirols Richtung Schweiz etwa von 2022 auf 2023 um 7,3 Prozent angestiegen. Dennoch gibt es weiterhin viel Luft nach oben, wie man bei IDM überzeugt ist.
„Die Wirtschaftsleistung der Schweiz soll 2025 laut Prognosen um real 1,3 Prozent zulegen. Vor allem die Bauwirtschaft wird im laufenden Jahr spürbar anziehen, so die schweizerische Konjunkturforschungsstelle KOF. Deshalb gab es bei unserer Veranstaltung auch einen Fokus auf Geschäftsmöglichkeiten und Opportunitäten speziell im Bau- und Sanierungsbereich“, erklärt Vera Leonardelli, Direktorin Business Development von IDM. Derzeit seien es vor allem viele Südtiroler Klein- und Kleinstbetriebe, die immer wieder Geschäfte mit der Schweiz tätigen. Um ihnen und auch größeren Unternehmen aufzuzeigen, wie sie ihre Aktivitäten dort am effizientesten ausweiten können, habe IDM zu ihrer Fachveranstaltung Experten aus Südtirol eingeladen, die in unserem Nachbarland leben und arbeiten. „Sie kennen die Unterschiede zwischen dem Südtiroler und dem Schweizer Wirtschaftsgebaren aus erster Hand und haben ihre Expertise und ihren Erfahrungsschatz mit den Anwesenden geteilt“, so Leonardelli.
Eine dieser Expertinnen war Judith Hueber, Corporate Sustainability Managerin bei der Schweizerischen Post AG. „Die Schweiz hat viele Eigenheiten, einerseits das Land als Ganzes, aber auch die einzelnen Kantone weisen Unterschiede auf, wie etwa die Höhe der Unternehmenssteuern oder der Mietpreise. Es gilt, diese Unterschiede als Chance zu nutzen“, sagt Hueber. Was den Business-Knigge betreffe, solle man verinnerlichen, dass die Schweiz nicht nur Uhren produziere, sondern auch wie eine Schweizer Uhr ticke: „Genauigkeit und Pünktlichkeit sind Kernelemente der Schweizer Gesellschaft. Auch Lebensqualität und Wohlfahrt werden großgeschrieben, ebenso wie Bildung und Forschung. Die Schweiz verfügt zudem über ein starkes Gesundheitssystem, gut funktionierende öffentliche Dienste, wie jene der Post, und eines der dichtesten Netze im öffentlichen Verkehr. Für Unternehmen sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit essenzielle Elemente“, so Hueber.
Über Benchmarks für den Hotelbau in der Schweiz, die entweder ausschließlich von Südtiroler Firmen realisiert wurden oder mit deren Mitwirkung, referierte Werner Kofler von WK-Projektmanagement. Der gebürtige Südtiroler verantwortete als selbständiger Projektleiter über 30 Hotel- und Gastronomiebauten im In- und Ausland. Welche Gemeinsamkeiten sich zwischen der Südtiroler und der Schweizer Geschäftswelt finden lassen, erzählte Patrick Wegmann von SMC sales and marketing consulting. Der Meraner hat über 20 Jahre Arbeitserfahrung in der Schweiz und leitet dort seit 2023 eine Unternehmensberatungs-Agentur. Über Mitarbeiterentsendungen in die Schweiz und darüber, wie Südtiroler die praktischen Schwierigkeiten bei diesem Vorhaben überwinden können, sprach Marcel Gross vom Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit Graubünden in Chur. Und Christian Pfattner von der Goldbeck Rhomberg AG in St. Gallen erklärte, nach welchen Regeln die Schweiz baut und was es hier zu beachten gilt.
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