Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko?

Fachkräftemangel: Deutsche Wirtschaft für Willkommenskultur

Sonntag, 28. Juli 2024 | 14:15 Uhr

Von: APA/dpa-AFX

Spitzenverbände der deutschen Industrie fordern angesichts des Fachkräftemangels eine “Willkommenskultur”. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte der Deutschen Presse-Agentur: “Die Botschaft muss lauten: Wir freuen uns, euch hier in Deutschland begrüßen zu können. Und dafür gibt es sehr viele Ansätze. Das fängt bei der Visa-Erteilung an, wenn jemand nach Deutschland möchte, und hört bei der Bereitstellung von Wohnung und Kinderbetreuung auf.”

Eine Ende Mai von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) vorgelegte Konjunkturumfrage ergab, dass über die Hälfte der Unternehmen den Fachkräftemangel aktuell als Geschäftsrisiko angeben – häufig genannte Risiken waren daneben hohe Energie- und Rohstoffpreise und die schwache Inlandsnachfrage.

“Was wir vor allem brauchen, ist eine bessere Willkommenskultur”, sagte Adrian. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz sei grundsätzlich positiv zu bewerten. “Es ist aber zu kompliziert. In der praktischen Anwendung hinken wir hinterher. Eine Chancenkarte soll Menschen für ein Jahr die Chance geben, in Deutschland einen Job zu suchen. Die Voraussetzungen für die Chancenkarte sind allerdings zu komplex. Ich glaube nicht, dass man mit dieser Variante viele Fachkräfte zu uns locken kann.”

Auch der deutsche Industriepräsident Siegfried Russwurm sieht Nachbesserungsbedarf bei der Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. “Die Aufgaben fangen bei den Botschaften und Konsulaten an. Jeder kennt das amerikanische Plakat “We want you!” So müssen wir auch denken und handeln. Diese Willkommenskultur muss sich bis zur kommunalen Ausländerbehörde in der Stadt oder im Landratsamt durchziehen.”

Das müsse auch ganz praktische Fragen einschließen, so der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie. “Mein Lieblingsbeispiel: Kann ich in meinem Landratsamt ein Auto zulassen, wenn ich nicht Deutsch spreche? Gibt es jemanden, der diesen Standardprozess auf Englisch abwickelt? Das sind Banalitäten. Aber die helfen Menschen unheimlich, die in einem anderen Land anfangen zu arbeiten, vielleicht einen ersten Sprachkurs hatten, aber trotzdem noch unsicher sind. In dieser ganzen Kette ist noch viel zu tun.”

Kommentare

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3 Kommentare auf "Fachkräftemangel: Deutsche Wirtschaft für Willkommenskultur"


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N. G.
N. G.
Kinig
4 h 2 Min

Willkommmenskultur!?
Alle Länder Europas suchen dringendst Fachkräfte.
Wäre ich Syrer, top ausgebildet, ja davon gibt es da AUCH, würde ich mir angucken wie meine Landsleute in Deutschland behandelt werden und dann definiv NEIN sagen und woanders hin gehen.
Die Eliten aus anderen Ländern sozusagen STEHLEN und sie damit schwächen, ansonsten nichts für sie tun ist Egoismus! Wirtschaftskrieg auf Kosten Schwacher!

der echte Aaron
der echte Aaron
Universalgelehrter
1 h 53 Min

Wie wäre es wenn die Industrie Fachkräfte ausbilden? Arbeitslose/Hartzer gibt es genug in Deutschland oder wollen ganz einfach nur billige Fachkräfte auf kosten der Allgemeinheit?

N. G.
N. G.
Kinig
1 h 12 Min
Nun, eigentlich hast du Recht. Man nehme 20 Flüchtlinge im Alter von 15 Jahren, stellt sie ein , schickt sie zur Ausbildung, je nach Wunsch und in 5-8 Jahren hätte man top Leute. Tut nur niemand, denn anders farbige werden bei uns höchstes zum Putzen eingestellt. Aber, andersrum wird behauptet sie wollen gar nicht. Ist einfacher sich aus der Affäre zu ziehen. Es gäbe die Arbeitnehmer, jung, intelligent aber man will sie gar nicht ausbilden. Anstatt sie bei der Hand zu nehmen und ihnen nen Weg zu zeigen und sie auch darauf zu führen wird nichts getan man will lieber… Weiterlesen »
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