Von: mk
Bozen – Die fünfte Ausgabe der Fachtagung zur ökologischen Grünflächenpflege hat am vergangenen Freitag am NOI Techpark in Bozen stattgefunden. Über 250 Fachleute, Gärtnerinnen und Gärtner sowie Gartenbegeisterte verfolgten die Tagung rund um die nachhaltige Anlage und Pflege von öffentlichen und privaten Grünflächen. Die Veranstaltung wurde vom Versuchszentrum Laimburg, der Stadtgärtnerei Meran und den Gärten von Schloss Trauttmansdorff organisiert. Zusätzlich zu den zehn Vorträgen präsentierten vor Ort auch einige Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen.
Grünflächen im Siedlungsbereich haben vielfältige Aufgaben: Sie bieten der Tierwelt Lebensraum, tragen zur Vernetzung von Biotopen bei und können die Artenvielfalt erhöhen. Im Sommer spenden sie Schatten und haben dank ihrer Verdunstungsleistung eine kühlende Wirkung. Sie binden Staub, dienen als Puffer bei Starkniederschlägen und speichern Regenwasser. Schließlich bedeuten sie auch Identifizierung und haben einen ästhetischen Wert, der sich positiv auf das Landschaftsbild und die Lebensqualität auswirkt. Daher ist es Ziel der kürzlich stattgefundenen Grünflächentagung, die Bedeutung von öffentlichen und privaten Grünflächen zu unterstreichen sowie ihre Anlage und Pflege nachhaltiger zu gestalten. Insgesamt haben mehr als 250 Fachleute, Gärtnerinnen und Gärtner sowie andere Gartenbegeisterte an der Veranstaltung teilgenommen. Die Themenpalette der zehn verschiedenen Vorträge reichte von der Landschaftsarchitektur mit der Gestaltung ästhetischer Landschaften über Möglichkeiten der Bodenverbesserung insbesondere für Stadtbäume bis hin zur Insektenvielfalt auf öffentlichen Grünflächen.
„Gärten und Grünflächen in den Städten und Dörfern spielen eine wichtige Rolle. Es freut mich daher, dass die Anlage und die Pflege von öffentlichen und privaten Grünflächen auch in diesem Jahr im Rahmen der Fachtagung Ökologische Grünflächenpflege im Mittelpunkt steht und ein breites Publikum sensibilisiert. Denn jede und jeder kann einen Beitrag für die Gestaltung wertvoller Grünflächen leisten, die unser aller Lebensqualität erhöhen“, so der Landesrat für Landwirtschaft, Arnold Schuler, zur Begrüßung.
Auch der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, betonte die Bedeutung der wissenschaftlichen Forschung in diesem Bereich: „Am Versuchszentrum Laimburg beschäftigen wir uns im Fachbereich Gartenbau mit der Gestaltung öffentlicher und privater Grünflächen. Unser Anliegen ist es, Wissen zu generieren und in die Praxis zu bringen. Dabei arbeiten wir eng mit allen Stakeholdern zusammen, von den Gärtnerinnen und Gärtnern bis hin zu den Gemeinden. Die Fachtagung Ökologische Grünflächenpflege, die nun zum fünften Mal stattgefunden hat, ist ein Beispiel dafür.”
Forschung für nachhaltige Grünflächen am Versuchszentrum Laimburg
„Die Forschenden des Fachbereichs Gartenbau am Versuchszentrum Laimburg beraten und begleiten im Rahmen der Initiative ‚Natur im Garten’ derzeit 13 Gemeinden in Südtirol auf dem Weg zu nachhaltigeren Grünflächen“ erklärte Helga Salchegger, Leiterin des Fachbereichs Gartenbau am Versuchszentrum Laimburg, zur Einführung in die Fachtagung. Vor allem in Meran, Bruneck, Brixen und Salurn wurden letztlich bereits erste öffentliche Grünflächen mit Fokus Ökologisierung angelegt. Die Beratungsdienstleistungen am Versuchszentrum sind vielfältig und reichen von Beratungen zu Alternativen im Umgang mit Beikräutern, der Extensivierung und Entsiegelung von Flächen, der Erhöhung der Artenvielfalt, bis hin zur Begrünung von Dächern und Fassaden. Für eine nachhaltigere Gestaltung und Pflege gibt es viele Möglichkeiten wie z.B. die Verwendung heimische Pflanzenarten als Ersatz zu Zierpflanzen, die Umwandlung von Rasenflächen in natürlichere Wiesen sowie die richtige Pflege und den Schnitt von Hecken. Gefragt sind auch Themen zur Sicherheit von öffentlichen Bäumen, Baumpflege, Baumkataster und Baumpflanzungen. Nur mit Forschung und Beratung kann man die Herausforderungen der Zukunft angehen: Klimawandel, Sicherheit und Haftung bei Unfällen beispielsweise beim Umstürzen von Bäumen bei Unwettern, Kostenaspekte, Biodiversitätsverlust, Ressourcenverbrauch und Mangel an Fachpersonal in der Gartenpflege.
Breite Themenpalette der Vorträge
Den Anfang der Vorträge machte die Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege, Maria Hochgruber Kuenzer. Sie stellte den Teilnehmenden das Gemeindeentwicklungsprogramm als Instrument der Zukunft vor. Über Neophyten und ihre Auswirkungen referierte Thomas Wilhalm vom Naturmuseum Südtirol. Die Landschaftsarchitektin Petra Pelz aus Deutschland stellte eine App vor, mit der die Kombination von Stauden erfolgreich und attraktiv möglich wird. Es folgte ein Themenblock zu Gehölzen: Über Pilzkrankheiten auf Thuja und Zypressen berichtete Yazmid Reyes Domínguez vom Versuchszentrum Laimburg. Sie erklärte Schadbilder, Diagnose und Pflanzenschutzmaßnahmen zu neuen Krankheiten auf diesen Nadelgehölzen. Meldepflichtige Schadorganismen an Gehölzen standen im Mittelpunkt des Vortrages von Stefan Schwembacher, Pflanzenschutzdienst der Provinz Bozen. Was man bei verdichteten Bodenstandorten bei Bäumen tun kann, erklärte der Fachagrarwirt und Baumspezialist Valentin Lobis.
Nach der Mittagspause war das Praxisthema der Kompost: Oliver Urlandt von den Gärten von Schloss Trauttmansdorff erzählte von seinen Erfahrungen mit der Herstellung und Verwendung von eigenem Kompost in den Gärten. Der Baumspezialist Luigi Sani beleuchtete ein sehr wichtiges Thema für öffentliche Bäume: Wie kann man eine Risikobewertung durchführen? Als Abschluss der Fachvorträge erläuterte Lisa Obwegs vom Institut für Ökologie, Universität Innsbruck und dem Institut für Alpine Umwelt, Eurac Research, die Möglichkeiten zur Förderung von Wildbienen und anderen Insekten in öffentlichen Grünflächen.