Von: luk
Brixen – Herbst und Winter präsentierten sich am heutigen Samstag, 24. Oktober von der edlen Seite: Das Wetter besserte sich noch rechtzeitig, um den neun Models auf dem Laufsteg in der Brixner Stadelgasse den passenden Rahmen zu bieten. Dort wurde die neue Herbst- und Winterkollektion der Südtiroler Weltläden präsentiert. Mehr als 50 Menschen wohnten der Modeschau des ältesten Weltladens Südtirols bei, der vor gut einem Monat seinen 40. Geburtstag gefeiert hat. Faire Mode ist trendig geworden und in der Mitte der Gesellschaft angekommen, freuen sich die Veranstalter. Beim klassischen Rohstoff Baumwolle setzt der Faire Handel hauptsächlich auf biologische Ware, die aus Indien kommt. Die Schnitte entstehen in Europa, die Designer lassen sich bei Fashion Weeks in Paris und Mailand inspirieren. Angefertigt werden die Hosen, Blusen, Mäntel, Schals, Mützen und Unterwäsche hauptsächlich von Sozialgenossenschaften und Frauengruppen in den Anden in Bolivien und Peru, aber auch in Verona. Faire Mode bieten in Südtirol die meisten Südtiroler Weltläden an. Die Mode sei griffig und schön, der Faire Handel habe es auch bei der Mode verstanden, sich in die Mitte der Gesellschaft zu spielen, war heute immer wieder zu hören, als neun Freiwillige des Weltladens Brixen Kleider, Blusen, Hosen, Pullover, Leggins, T-Shirts, Schals und passende Accessoires wie Taschen, Armreifen, Ohrringe, Halsketten oder Taschen auf dem roten Teppich zwischen Stadelgasse und Hartmanns-Platz in Brixen präsentierten.
Alexandra Wieland koordiniert seit 13 Jahren den Weltladen in Brixen. Sie freut sich, dass seit dem Lockdown das Interesse an fair gehandelter Mode stark zugenommen hat: „Die Menschen freuen sich nicht nur über die modernen Schnitte, die jetzt im Herbst und Winter in Weinrot, Dunkelblau, Schwarz, Orange und Türkis aus unseren Schaufenstern strahlen. Sie werden auch beim Kauf immer kritischer, wollen wissen woher die Produkte kommen und ein gutes Gefühl haben, wenn sie ein Bekleidungsstück auf der Haut tragen.“ Brigitte Gritsch koordiniert die Südtiroler Weltläden. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die Menschen die Kleider, die sie auf dem Laufsteg bei Modenschauen sehen, dann gezielt in den Weltläden suchen, sagt sie.
Getragen sehen die hochwertigen Produkte noch einladender aus. Die Produkte der fairen Anbieter seien nicht nur sozial verträglich, sondern auch schön und exklusiv, weil es jeweils nur wenige Stücke pro Schnitt gibt.
Dabei wurde unter anderem die soeben eingetroffene neue Kollektion von Altromercato vorgestellt: TAKE YOUR TIME ist dessen erste Modekollektion, die mehrere ethische Moderealitäten unter einer Marke vereint. ALLPA hingegen ist eine Marke aus Peru, die mehr als zwei Dutzend Handwerksfamilien beschäftigt. Diese produzieren Strickwaren aus Alpaka. Für WIPALLA sind hingegen 40 Strickerinnen engagiert, die in einem Projekt in El Alto in La Paz in Bolivien Mützen, Handschuhe und Schals produzieren und damit betreutes Wohnen, Schule und Arbeit für Kinder, Jugendliche und Frauen finanzieren. Das Projekt QUID in Verona hingegen ist eine nachhaltige Modemarke, die Kleidung und Accessoires in limitierter Auflage herstellt. Die
Kollektionen entstehen aus überschüssigen Stoffen, die renommierte Mode- und Textilfirmen zur Verfügung stellen. Jedes Kleidungsstück wird zum Einzelstück. Frauen aus schwierigen Lebenskontexten bekommen bei QUID eine Chance auf Zukunft. Das Projekt aus Verona hat heuer den renommierten „Green Carpet Fashion Award“ gewonnen. Die Produkte von ANUKOO, einer Modemarke von EZA aus Österreich, kommen von peruanischen und bolivianischen Organisationen aus Peru und Bolivien: Dezent gemusterte Strickensembles, Kleider in Ajouroptik, Pullis, Jacken und Accessoires dominieren die neue Ware. Die Stricker von ANUKOO leben zum Teil in abgelegenen Dörfern des andinen Hochlandes, wo es kaum andere Einkommens-Möglichkeiten für sie gibt oder sie arbeiten in kleinen Werkstätten in und um die Städte Lima und La Paz. In ihren Organisationen finden sie einen sozialen wie wirtschaftlichen Rückhalt, können auf faire Bezahlung sowie Schulungen vor Ort bauen.
Zuspruch und Sensibilität in der Bevölkerung wachsen. Verena Gschnell, die Vorsitzende des Weltladens Brixen, freut sich über das große Interesse der Bevölkerung. Die Begeisterung auf der Straße habe sich nach der Modeschau ins Geschäft übertragen, sagt sie: „Viele Gäste sind zum ersten Mal in den Weltladen gekommen. Sie wollten unsere große Auswahl probieren, angreifen und begutachten“, erzählt sie. Fair Fashion müsse Fast Fashion irgendwann ersetzen und die Menschheit auf Qualität und Fairness anstatt auf Masse abzielen.
„Nur wenn wir ganzheitlich denken und die Verantwortung über unser Tun in den Alltag übertragen, können wir zu einem guten Leben für alle Menschen auf der Welt beitragen“,
schließt die Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch ab.