Von: luk
Venedig/Bozen – Einen glanzvollen Auftritt auf dem roten Teppich der Internationalen Filmfestspiele Venedig hat in diesen Tagen die Filmlocation Südtirol: Gleich zwei Südtirol-unterstützte Filme sind bei der 80. Ausgabe der Biennale präsent, die heute ihre Tore öffnet. “Lubo” von Giorgio Diritti läuft am 7. September im Wettbewerb, während “Vermiglio o la Sposa di Montagna” der Südtiroler Regisseurin Maura Delpero von 1. bis 3. September beim Venice Gap-Financing Market vorgestellt wird. Beide Projekte erhielten Förderungen aus dem Südtiroler Filmfonds, der von IDM Südtirol verwaltet wird. Aber auch auf den Festivals von Locarno und Bosnien-Herzegovina wurden von IDM unterstützte Werke Südtiroler Filmemacher gezeigt.
„Dass gleich vier Südtirol-unterstützte Filme auf so renommierten Filmfestivals vertreten sind, zeigt zum einen, dass bei der Auswahl der unterstützten Projekte sehr auf Qualität geachtet wird, und zum anderen, dass der Filmstandort Südtirol heute international anerkannt ist. Wir spielen jetzt in einer Liga mit, in der uns noch vor einigen Jahren niemand vermutet hätte“, unterstreicht Vera Leonardelli, Direktorin der Abteilung Business Development von IDM.
Im Wettbewerb von Venedig tritt der italienisch-schweizerische Spielfilm „Lubo“ an, für den im November letzten Jahres drei Wochen in Südtirol gedreht worden war. Locations waren unter anderen in Niederdorf, Aldein, Margreid, Neumarkt und Meran sowie bei der Gattererhütte auf der Fane Alm. Sie steht im Film in der Schweiz, wo die Hauptfigur des Films den Militärdienst ableistet. Das historische Drama erzählt die Geschichte des jungen Nomaden Lubo, gespielt vom deutschen Schauspieler Franz Rogowski, der sich für den Verlust seiner Familie mit einer ungewöhnlichen „Vendetta“ an den Schuldigen rächt. Zum Cast gehörten weiters Christophe Sermet, Valentina Bellè, Noemi Besedes und Cecilia Steiner sowie Joel Basman. Regisseur Giorgio Diritti hat gemeinsam mit Chiaffredo (Fredo) Valla auch das Drehbuch geschrieben. In den Cast eingebunden waren auch zahlreiche Filmfachkräfte und Unternehmen aus Südtirol, wie z.B. Florian Mohn, der als Location Scouter und Manager fungierte, die Schneiderin Katia Schweiggl aus Meran, die Uniformen und Kleider aus der Epoche anfertigte, oder der Bozner Eros Rodighiero, der als Szenenbild-Assistent gemeinsam mit einem Team von Monteuren, Malern und Technikern ein originalgetreues Szenenbild aus den 1940er Jahren rekonstruierte.
Unter 63 Projekten wurde der zweite abendfüllende Spielfilm der Bozner Regisseurin Maura Delpero „Vermiglio o la sposa di montagna“ für die Teilnahme am Venice Gap-Financing Market ausgewählt, der vom 1. bis 3. September im Rahmen des Venice Production Bridge Industry Space während der Filmfestspiele von Venedig stattfinden wird.
Das Projekt wurde von IDM bereits in der Entwicklungs- und dann in der Produktionsphase unterstützt und dreht sich um drei Schwestern, die am Ende des Zweiten Weltkriegs in einem kleinen italienischen Bergdorf leben. Der Film thematisiert ihre Metamorphose und ihr Wachstum nach der Ankunft eines Soldaten, den eine der Schwestern heiratet. Das Drehbuch stammt aus der Feder der Südtirolerin Maura Delpero, die auch Regie führt. Der Gap-Financing Market in Venedig bietet ihr die Gelegenheit, mit Fachleuten aus der Branche zusammenzutreffen, wie z.B. mit Produzenten, öffentlichen und privaten Geldgebern, Verleihern und internationalen Anbietern.
Aus der Hand des in Südtirol lebenden Regisseurs Georg Zeller stammt der Dokumentarfilm „Souvenirs of War“, der seine Premiere am 17. August beim Sarajevo Film Festival gefeiert hat. Die Doku zeigt eine bis heute durch Krieg und Völkermord tief gespaltene Gesellschaft Bosniens, die stets mit den Schatten der Vergangenheit kämpft und trotzdem versuchen muss, für Tourist/-innen ein positives und hoffnungsvolles Bild zu präsentieren. Geschildert wird dieser Widerspruch anhand der Geschichten von Muhammad und Adis. Die Dokumentation ist eine Produktion der Bozner Helios Sustainable Films in Zusammenarbeit mit Antitalent d.o.o, Zagreb, Dokument d.o.o, Sarajevo und Florian Film Köln und wurde ebenso wie „Vermiglio o la sposa di montagna“ bereits bei der Produktionsvorbereitung von IDM unterstützt.
Bereits am 8. August wurde die Doku „Vista Mare“ von Julia Gutweniger und Florian Kofler in der Sektion „Settimana della critica“ beim Filmfestival von Locarno vorgestellt. Der Film – eine Produktion der Bozner Albolina Film in Koproduktion mit der Innsbrucker Eutopiafilm – zeigt auf, was sich hinter all dem sommerlichen „Dolce far niente“ an der Adria verbirgt: ein gigantisches System, das den Massentourismus erst möglich macht. „Vista Mare“ blickt hinter die Kulissen, hinterfragt die Bedingungen in der Tourismusindustrie und erzählt die Geschichten der oft übersehenen Menschen, die zwischen Plastikpalmen und Tretbooten arbeiten, um das System am Laufen zu halten. Gutweniger und Kofler haben auch das Treatment zu der Dokumentation verfasst, Florian Kofler war zudem für Ton und Sounddesign verantwortlich.