Von: mk
Bozen – Die Südtiroler Filmschaffenden sind erzürnt. Seit Anfang der Woche ist offiziell, dass der zweite Jahres-Termin zur Antragstellung beim Filmfund der IDM heuer ersatzlos gestrichen wurde. Bereits der erste Termin im Jänner war wesentlich geringer dotiert als in den Vorjahren.
Es ist wirtschaftlich kurzsichtig und hat eine verheerende Signalwirkung einer – trotz Covid – florierenden Branche die Grundlage zu entziehen. Das Land riskiert damit nicht nur einen nachhaltigen Vertrauensverlust in den Standort Südtirol, sondern auch, dass Filmschaffende anstatt Steuern und Beiträge in die gebeutelten Kassen einzuzahlen, sich in die Reihen der Unterstützungsbedürftigen begeben“, sagt Nela Märki, Präsidentin des Filmschaffenden-Verbandes FAS. Der zuständige Landesrat Philip Achammer begründe den Schritt mit fehlenden Geldern infolge der Corona-Krise und beteuere, den nächsten Fördercall über den Nachtragshaushalt regeln zu wollen, allerdings ohne Zahlen über die angestrebte Höhe nennen zu können.
Auch FAS-Ko-Präsident Georg Zeller unterstreicht wie bereits in den vergangenen Wochen, dass es sich beim Filmfund nicht um „Zuschüsse handelt, die an Antragsteller aus Südtirol, Rom, oder dem Ausland verschenkt werden“, sondern vielmehr um eine Investition, die um ein Mehrfaches im Land wieder ausgegeben werde und bislang zur Schaffung einer starken Branche mit einem sehr guten internationalen Ruf beigetragen habe. „Zahlreiche Mitglieder unseres Verbandes haben MitarbeiterInnen ausgebildet, hohe Summen in neueste Technologien investiert und Projekte unter Einbindung unzähliger einheimischer Fachkräfte entwickelt und geplant, die nun möglicherweise nicht durchgeführt werden können“, so Zeller.
Florian Geiser, technischer Leiter der Südtiroler Postproduktionsfirma Cine Chromatix Italy, schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir wurden von Land und IDM immer wieder dazu motiviert, in die neue Kreativ-Branche zu investieren. Im Vertrauen auf die versicherte Nachhaltigkeit haben wir in Meran 10 hochwertige Arbeitsplätze geschaffen und neueste Gerätschaften und IT angekauft, um unseren Kunden ein standesgemäßes Know-How und die entsprechenden Workflows bieten zu können. Ohne Filmfund werden aber die größeren Spielfilme und TV-Produktionen ausbleiben, die für unser Überleben grundlegend sind.“
Tatsächlich basiere die Finanzierung von Filmproduktionen überall in Europa auf Fördermodellen, der Filmfund der IDM ist also keine Ausnahme, sondern unabdingbare Voraussetzung für die lokale Filmwirtschaft. Bei der Antragstellung würden sowohl künstlerisch-kreative Kriterien beurteilt, als vor allem auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit für Südtirol: Südtiroler Filmschaffende und Unternehmen müssten ins Filmteam eingebunden werden, insbesondere werde darauf geachtet, dass sie immer häufiger wichtige Positionen besetzen. Außerdem müsse für jeden geförderten Euro ein Mehrfaches wieder im Land ausgegeben werden, ein Mechanismus dank dessen im letzten Jahr ein sogenannter Südtirol-Effekt von 246 Prozent der investierten Fördersumme erzielt wurde.
Auch außerhalb des Landes sorge der Ausfall des Fördertermins bereits für große Aufmerksamkeit. Die deutsche „Produzenten-Allianz“ frage bei den Verantwortlichen an, ob es für die Planung von Projekten in Südtirol noch eine Zukunft gebe. Denn häufig würden bereits die Drehbücher für Film- und TV-Projekte gezielt auf eine Region konzipiert. Ähnlich besorgt zeige sich eine Film-Produzentin aus der Schweiz: „Wir arbeiten seit mehreren Jahren an einer TV-Serie, die in Südtirol angesiedelt ist und hier einen Umsatz im siebenstelligen Bereich generieren sollte. Wenn die Förderung aber als Finanzierungspartner wegfällt, werden wir uns anderswo umschauen müssen.“
Der Imageschaden für die Branche sei schon jetzt sehr groß. „Was über Jahre hinweg aufgebaut wurde, bricht gerade wie ein Kartenhaus zusammen“, so die Präsidenten des Filmschaffenden Verbandes.