Von: mk
Macerata – Außer einem Grundwissen in Finanzfragen, das durch Weiterbildung immer wieder aufgefrischt werden sollte, bedürfen die Verbraucherinnen und Verbraucher geeigneter Instrumente zur Risikoabwägung, sowohl bei Vertragsabschluss als auch während der Vertragsdauer, so das Resümee, das sich vom 17. Verbrauchertreffen in Macerata ziehen lässt. Bevor jedoch das Vertrauen der Verbraucher in den Finanzmarkt wieder hergestellt werden kann, müssen die Skandale der Vergangenheit aufgearbeitet werden; die Kontrollbehörden, deren paritätische Organe und die Justiz müssen sicherstellen, dass den Sparerinnen und Sparern Gerechtigkeit widerfährt.
Cirio, Parmalat, argentinische Bond – die Anlegerinnen und Anleger in Italien und Südtirol mussten sich schon lange vor der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 mit den schwerwiegenden Folgen von intransparenten Geldanlagen konfrontieren. Und die Liste der Finanzskandale wächst weiter, ebenso wie die Zahl der betroffenen Sparer und die Summe der in Rauch aufgegangenen Ersparnisse.
Der europäische und nationale Gesetzgeber sind mit einer wahren Flut von Verordnungen, Richtlinien und Normen vorangeschritten, um zu vermeiden, dass sich die Skandale der Vergangenheit wiederholen können. Dabei wird immer stärker auf standardisierte Formulare gesetzt, welche es den VerbraucherInnen erleichtern sollen, die einzelnen Finanzprodukte miteinander zu vergleichen und das für sie passendste zu wählen. Der jüngste Vorstoß in diese Richtung sind die Basisinformationsblätter (KID), welche auf maximal drei Seiten in verständlicher Sprache die wesentlichen Details der „verpackte(n) Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungsanlageprodukte“ zusammenfassen sollen. Wie wirksam diese gebündelten Informationen sind, und ob vor allem die Wahrscheinlichkeiten von Gewinn, Nullsumme oder Verlust verständlich abgebildet sind, muss sich noch zeigen.
Neben den geeigneten Instrumenten zur Selbstinformation fußt die Transparenz der Finanzprodukte auch und vor allem in der Ethik der Akteure, denen es obliegt, ihren Kundinnen und Kunden nur für sie passende Produkte zu unterbreiten. Hier, so zeigt es sich in den Beratungsgesprächen bei der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS), liegen auch in Südtirol die Dinge teilweise im Argen, sodass auch im Portfolio von risikoscheuen Anlegerinnen und Anleger riskante Finanzprodukte auftauchen.
Auch kommt für die Südtirolerinnen und Südtiroler in manchen Fällen die Sprache als zusätzlicher Stolperstein auf dem Weg einer bewussten Wahl der Finanzinstrumente hinzu. Die Verbraucherzentrale Südtirol hat daher im Lauf der Jahre neben Informations- und Beratungsdienst viele Hilfsmittel für die Verbraucherinnen und Verbraucher ins Leben gerufen – Leitfäden und Online-Vergleichsrechner seien nur als Beispiel zitiert. Ein Patentrezept zur Sicherstellung der Transparenz zu finden ist schwierig; grundlegend ist sicher eine Vermittlung der Basiskompetenzen bereits im Rahmen der schulischen Ausbildung, ebenso wie das Wissen, bei unparteiischen Experten Rat und Hilfe zu finden. Darin sehen Südtirols Verbraucherschützerinnen und -schützer auch eine ihrer wichtigsten Aufgaben der Zukunft.