Jahrestagung der ARGEFA

Fischer wegen Kormoranen besorgt

Dienstag, 10. Dezember 2019 | 17:23 Uhr

Von: luk

Schaffhausen/Bozen – Am 15. und 16. November, trafen sich Vertreter der Fischereiverbände aus der Schweiz, Bayern, Baden-Württemberg, Liechtenstein, Österreich, Slowenien sowie Südtirol in Schaffhausen (Schweiz) zu Jährlichen gemeinsamen Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer, kurz ARGEFA. Nachfolgend ein Auszug der

Wie es in der offiziellen Pressemitteilung der ARGEFA heißt, ist man alarmiert: Es gibt immer mehr Kormorane, immer weniger Forellen und Äschen. Der Klimawandel bedrohe die Fische zusätzlich.  Auf der Jahrestagung in Schaffhausen forderten die Fischereiverbände von Baden-Württemberg, Bayern, Liechtenstein, Österreich, Schweiz, Slowenien und Südtirol von der Politik „endlich konkrete und spürbare Maßnahmen“.

Die Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) stellt fest, dass sich die Situation mit dem Kormoran, insbesondere im Alpenraum, massiv verschärft habe. “Geradezu alarmierend ist die Situation in Baden-Württemberg und der Schweiz. Die Brutbestände der Kormorane nehmen seit knapp 20 Jahren massiv zu, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Anders in Bayern: Dank eines konsequenten Kormoranmanagements konnten die Bestände des Kormorans stabilisiert werden, wenn auch auf hohem Niveau. Neue Brutkolonien werden nicht toleriert.”

“Für gefährdete Fischarten (speziell die Äsche) in den Fließgewässern ist und bleibt der Kormoran eine existenzielle Bedrohung. Aufgrund seines großen Aktionsradius bei der Beutesuche sind Kormoranpopulationen an den stehenden Gewässern ins Management zu integrieren und in ihrer Anzahl deutlich zu reduzieren. Wir fordern endlich eine wirkungsvolle Ursachenbekämpfung statt der aktuell nötigen, aufwändigen und teuren Symptombekämpfung“, ruft die Delegiertenversammlung der ARGEFA am Samstag in Schaffhausen den Behörden der EU, der Schweiz und den Regierungen der Alpenländer zu.

Mit Beschluss vom 12. Juni 2018 fordert das Europäische Parlament die EU-Kommission auf, „gemeinsam mit den Mitgliedstaaten Maßnahmen zu ergreifen, die die Kormoranbestände mit allen Mitteln drastisch auf ein derartiges Maß reduzieren, dass einerseits die Bestandserhaltung der Kormorane gewährleistet wird und andererseits keine Bedrohung für andere Arten entsteht und Schäden in den betroffenen Aquakulturen abgewendet werden.“ Die ARGEFA verlangt ein ganzheitliches, europäisches Kormoranmangement mit möglichen Eingriffen in die Brutgebiete.

Die nationalen und regionalen Fischereiorganisationen fordern seit Jahren die Umsetzung von folgenden Maßnahmen im Interesse des Lebensraums im und am Gewässer:

·               Reduktion der schädlichen Auswirkungen von Wasserkraftanlagen (Vermeidung Sunk-Schwall und Restwasserstrecken, Bau von Wanderhilfen, ökologische
Ausgleichsmaßnahmen)

·               Verzicht auf den Bau neuer Wasserkraftwerke in intakten Gewässerabschnitten oder potentiellen Renaturierungsabschnitten

·               Verbesserung der Gewässerstrukturen und Wiederherstellung eines intakten Geschiebehaushaltes

·               Zeitgemäßer und naturnaher Gewässerunterhalt, welcher eine natürliche Beschattung der Gewässer ermöglicht

·               Vernetzung und Aufwertung bedeutender Seitengewässer

·               Senkung der chemischen Belastung der Gewässer durch Pestizide, Mikroverunreinigungen, Siedlungsentwässerung etc.

·               Reduktion der Kormoranbestände auf ein Maß, das nachhaltige Fischbestände zulässt.

 

Situation in Südtirol

Auch in Südtirol habe die jahrzehntelange, unreglementierte Präsenz des Kormorans dem Fischbestand der Hauptgewässer arg zugesetzt. “In den letzten Jahren hat sich die Situation aber zunehmend verschärft, da diese Art nicht mehr nur als Wintergast vorkommt sondern entlang bestimmter Gewässer zum Dauergast geworden ist. Außerdem sind nicht mehr nur die Hauptflüsse betroffen. Immer öfter werden auch an den Zubringern der Seitentäler wie Passeiertal, Ultental, Wipptal, Sarntal und Hochpustertal bis zu 100 jagende Kormorane festgestellt”, so die Fischer.

“Insbesondere betroffen sind in Südtirol gefährdete Fischarten wie die Marmorierte Forelle und vor allem die Äsche. Dies belegen auch die Fangstatistiken des Amtes für Jagd und Fischerei, aus welchen unter anderem hervorgeht, dass sich die Äschenfänge in der Etsch innerhalb 20 Jahren um 96 Prozent reduziert haben (von ca. 1.500 Stück im Jahr 1998 auf nur mehr ca. 50 Stück im Jahr 2018). Auch die Befischungsdaten des Amtes belegen diesen Trend. So lässt sich z.B. für die Rienz im unteren Pustertal zwischen 2012 und 2017 ein Rückgang der Anzahl adulter Äschen von 65 Prozent feststellen”, heißt es weiter.

Die vonseiten der Verwaltung bis dato durchgeführten Vergrämungsmaßnahmen hätten zu keinerlei Verbesserung der Situation geführt. “Obwohl sich die Entscheidungsträger in Südtirol des Ausmaßes der Schäden durchaus bewusst sind, welche der Kormoran am Fischbestand anrichtet, werden dennoch bestandsregulierende Maßnahmen aufgrund der ablehnenden Haltung der römischen ISPRA nicht einmal in angedacht, wie sie beispielsweise in Bayern zum Teil erfolgreich durchgeführt werden”, so die Fischer.

Der Landesfischereiverband Südtirol ersucht daher die Entscheidungsträger in Verwaltung und Politik mit Nachdruck, alle Schritte zu unternehmen, “um so schnell wie möglich folgende zwei Forderungen umzusetzen, die im europäischen Ausland längst Standard sind, da sie kompatibel mit geltendem EU-Recht sind”:

·        eine uneingeschränkte Entnahme der Kormorane in den sensiblen Gebieten wie Laichgewässer der Marmorierten Forelle und Äsche und allgemein der Seitentäler

·        eine Reduktion der Kormorane an den Hauptgewässern auf ein verträgliches Maß, damit der Fischbestand (vor allem der Äschenbestand) wieder auf gewässerkonformen Dichten anwachsen kann.

Bezirk: Bozen