"Noch ist Zeit"

Fischereiverband fordert: “Jetzt in vorbeugenden Hochwasserschutz investieren”

Samstag, 21. September 2024 | 08:16 Uhr

Von: luk

Bozen – Der Fischereiverband Südtirol ruft dazu auf, jetzt in vorbeugenden Hochwasserschutz investieren. “Wie man in den letzten Tagen wieder vielerorts gesehen hat, bringt der Klimawandel weltweit extreme Wetterphänomene mit sich. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen erfordern dringende Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser– auch in Südtirol. Vorbeugender Hochwasserschutz ist hierbei der Schlüssel. Die beste Zeit, damit zu beginnen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist jetzt! Technischer Hochwasserschutz, wie die Erhöhung der Dämme oder Rückhaltebecken kann punktuell Sicherheit bieten, doch ihre Errichtung und Instandhaltung sind kostenintensiv und aufwändig. Ein vollständiger Schutz ist trotz aller Bemühungen nicht garantiert. Vielmehr verlagern diese Maßnahmen häufig das Problem flussabwärts. Kommt es zum Versagen technischer Schutzanlagen, sind die Schäden oft noch gravierender. Deswegen reicht es nicht, allein auf technische Lösungen zu setzen.”

Weitreichende Flussaufweitungen seien ein ganzheitlicher Ansatz, der auch die Schaffung natürlicher Überflutungsräume und die Renaturierung von Gewässern umfasst und so einen doppelten Vorteil bringen: “Neben einem erhöhten Hochwasserschutz werden wertvolle ökologische Lebensräume geschaffen, die nicht nur die Artenvielfalt fördern, sondern auch positive Effekte auf das gesamte Ökosystem und somit auch für die Menschen haben. Günstige Auswirkungen auf das Mikroklima, Aufladung des Grundwassers sowie die Aufwertung der Naherholung kommen noch hinzu. Der Fischereiverband Südtirol hat diese Multiple-Win-Effekte von Flussaufweitungen bereits des Öfteren aufgezeigt.”

In Südtirol wurden durch die Neuvergabe der Konzessionen der Großwasserkraftwerke 2011 bereits rund 400 Millionen Euro freigesetzt, von denen etwa die Hälfte noch nicht zweckgebunden wurden. Auch die Vergabe neuer Großkonzessionen, mit der Ausschüttung der entsprechenden Umweltgelder, steht bereits auf der politischen Agenda. “Mit diesen finanziellen Mitteln könnten konkret Flächen angekauft werden, welche es erst ermöglichen solche Maßnahmen zu setzten und so einen wichtigen Schritt in Richtung langfristige Hochwassersicherheit zu machen. Diese Entscheidung liegt in den Händen der politischen Verantwortungsträger”, so der Fischereiverband.

Dies sei auch ganz im Sinne des Südtiroler Klimaplans, finden sich doch gleich mehrere solche Maßnahmenvorschläge in den Abschlussberichten des Klimabürgerrates sowie des Stakeholder Forum Klima, die erst kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. “Andererseits entsprechen Flussaufweitungen, Revitalisierungen und Schaffung von extensiv genutzten Überflutungsräumen auch genau den verbindlichen Vorgaben des EU Nature Restoration Laws, sodass sich hier weitere Synergie-Effekte ergeben”, heißt es weiter.

“Die vielerorts von der Wildbachverbaung in Anbetracht der meist geringen Flächenverfügbarkeit vorbildhaft durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen, bringen zwar lokale ökologische Verbesserungen, werden uns aber in weiterem Ausmaß nicht weiterbringen. Es ist der Südtiroler Landtag, der die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen kann. Er trägt jedoch auch die Verantwortung, wenn Südtirol aufgrund von Versäumnissen von den Auswirkungen extremer Wetterereignisse ungeschützt bleibt und auch bei uns ‘Land unter’ herrscht. Es ist Zeit, Südtirol zukunftsfähig und klimaresilient zu machen. Doch dazu müssen wir vom Reden ins Handeln übergehen – konkret, zielgerichtet und im angemessenen Maßstab”, schließt der Fischereiverband Südtirol.

Bezirk: Bozen