Von: mk
Bozen – In Zeiten von Abfallbergen und leeren Brieftaschen sowie allgemein knapper werdenden Ressourcen haben die Flohmärkte eine wichtige Funktion. Darauf weist die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) in einem offenen Brief an den Bürgermeister, die Vizebürgermeister und die Wirtschaftskommission von Bozen hin. Aber auch wer ihre Atmosphäre genießt, wer sein Vergnügen findet, einkauft, promeniert oder sich 50 Euro durch Verkauf von Verzichtbarem an Taschengeld oder Einkommensaufrundung besorgt, sollte nicht ausgegrenzt werden.
„Die Bozner Stadtverwaltung hat sich aus unverständlichen Gründen (wenn man alles verlegen, abschaffen oder verunglimpfen würde, was Probleme aufwirft….) für eine Verlegung des Flohmarktes von der Talfer in die Stadtviertel ausgesprochen und nunmehr berät die Wirtschaftskommission ob auf der Talferpromenade vier Mal im Jahr ein solcher, organisiert durch die Gemeinde, abgehalten werden soll. Und möglichst nur für Bozner Bürger. Und jeweils an einem Sonntag, damit die Marktpolizei sich darum kümmern kann. Zudem sollen noch in vier Stadtvierteln, organisiert von der Gemeinde, Flohmärkte abgehalten werden, was sicher ein positiver Schritt ist“, erklärt die VZS.
Die vollzogene Ausgrenzung, Einschränkung und Geringschätzung des Flohmarkts auf der Talfer könne man in der Verbraucherzentrale nicht nachvollziehen. Dazu sagt der Vorsitzende, Agostino Accarrino: „Einmal sind vier Flohmärkte auf der Talfer eindeutig zu wenig. Schon einer im Monat ist der Nachfrage nicht angemessen. Nur Bozner Bürgerinnen und Bürger zuzulassen, führt zu einem Ausgrenzungswettbewerb und widerspricht eigentlich dem Marktgedanken. Was werden die Meraner oder Brixner machen wenn ihre Bürgerinnen und Bürger in Bozen nicht willkommen sind? Vielleicht werden andere Gemeinden dann dem Beispiel folgen und die Folge ist, dass statt Gemeinsamkeit die Ausgrenzung zunimmt. Mit dem Vorschlag den Markt am Sonntag abzuhalten, will man seine Beliebtheit untergraben. Man stelle sich nur vor, wie die zahlreichen Sonntagsspaziergänger auch noch mit den Flohmarktständen und Flohmarktbesuchern um den Platz ringen. Ob das mit der Organisation der Flohmärkte durch die Stadtverwaltung eine gute Idee ist, ist auch zu bezweifeln. Mit der Übertragung an einen gemeinnützigen Verein könnten sich die Bozner Verwaltungsämter um Wichtigeres kümmern. Aber anscheinend haben sie genug Kapazitäten. Sie leisten damit auch Beihilfe, dass die immer mehr aus dem Boden schießenden Flohmärkte von Privaten Zulauf erhalten.“
Der Geschäftsführer der VZS, Walther Andreaus, fügt dem hinzu: „Die VZS jedenfalls ist enttäuscht, weil kein entsprechender Arbeitstisch zum Ausgleich der Interessen eingerichtet wurde. Stattdessen werden jetzt die Wirtschaftsämter tätig. Hoffentlich werden sie nicht zu Totengräbern des Flohmarkts auf der Talfer!“