Der Apfel-Abfall in Kosmetik und Pharma

Flowerpower: Das verborgene Potenzial von Apfelblüten

Donnerstag, 07. November 2024 | 15:49 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Apfelblüten sind nicht nur schön und zart. Sie bergen auch ein enormes, noch unentdecktes Potenzial. Auf seine Spuren haben sich die beiden Forscher Stefano Tonini und Ali Tlais Alabiden begeben, Mitglieder der von Prof.in Raffaella Di Cagno koordinierten Forschungsgruppe Micro4Food der Freien Universität Bozen. Durch eine Fermentierung der Blüten gelang es ihnen, Peptide zu gewinnen. Diese kurzen Aminosäureketten entstehen bei der Spaltung von Proteinen und haben antioxidative und antimykotische Eigenschaften, die in der Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie genutzt werden können.

Freie Universität Bozen

Das Forschungsprojekt entstand aus dem Wunsch heraus, Apfelblüten, ein Nebenprodukt der Apfelproduktion, zu verwerten. Apfelblüten stehen in Dolden zusammen, in denen mehrere Blüten aus einem gemeinsamen Endpunkt entspringen. Würden alle Blüten befruchtet, wären die Äpfel kleiner und von geringerer Qualität, was die Produktivität der Pflanze im folgenden Jahr senken könnte. Aus diesem Grund wird in der agronomischen Praxis das Ausdünnen, also das Entfernen von Blüten praktiziert, um die Entwicklung einer zentralen Blüte, der so genannten „Königsblüte“, zur Fruchtbildung zu fördern. In der Apfelproduktionskette werden nur sieben Prozent der Blüten zur Reife gebracht, der Rest ist sozusagen Nebenprodukt.

Ziel der Forschungsgruppe war es, die entfernten Blüten zu nutzen und mittels Fermentation als Quelle für funktionelle Moleküle aufzuwerten. Dabei wurden nicht fermentierte Blüten mit Proben verglichen, die unterschiedlichen Arten von Fermentation unterzogen wurden. Einer spontanen Fermentation, bei der – ähnlich der Fermentation von Sauerkraut – bereits auf den Blüten vorhandene Mikroorganismen genutzt werden und zwei kontrollierten Fermentationen. Dafür wurden einerseits fructophile Bakterien und anderseits Hefen, die aus Äpfeln gewonnen wurden, genutzt. Nach der Gärung gewannen die Forscher aus jeder Probe einen Extrakt, den sie auf seine antimykotischen und antioxidativen Eigenschaften testeten.

Freie Universität Bozen

Die fermentierten Proben, insbesondere jene aus den kontrollierten Fermentationen, waren deutlich besser in der Lage, das Wachstum von Pilzen zu hemmen und wiesen eine markant höhere antioxidative Aktivität auf als der Extrakt aus der nicht fermentierten Probe. Darüber hinaus konnte in den fermentierten Proben eine hohe Anzahl bioaktiver Peptide nachgewiesen werden. „Wir konnten nach der Fermentation ganze 1797 neue Peptide identifizieren: eine sehr hohe Zahl“, erklärt Stefano Tonini, der Leiter der Studie. „Diese kurzen Aminosäureketten wurden noch nie zuvor untersucht und müssen charakterisiert werden, um zu verstehen, welche von ihnen eine antimykotische und antioxidative Wirkung haben. Dieses Ergebnis unserer Forschung eröffnet neue Perspektiven und bietet neue Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Anwendungen“, so Tonini.

Diese können von der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie genutzt werden. Im Bereich Lebensmittel können die aus Blüten gewonnenen Extrakte in Kombination mit anderen natürlichen Verbindungen mikrobiellen Ursprungs verwendet werden, um die Haltbarkeit einiger Produkte zu verlängern. In diese Richtung gibt es bereits einige Projekte der Forschungsgruppe. Die Kosmetikindustrie hingegen kann auf die starke antioxidative und antimykotische Wirkung der in den Extrakten enthaltenen Peptide zählen und mit Apfelblüten eine natürliche und kostengünstige Alternative für solche Inhaltsstoffe finden. Die hohe Zahl und Vielfalt an Peptiden, die durch die Fermentation der Blüten entstehen, deuten auf eine komplementäre Wirkung hin, was die Stabilität und Wirksamkeit kosmetischer Produkte erhöhen kann.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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2 Kommentare auf "Flowerpower: Das verborgene Potenzial von Apfelblüten"


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hakansukurgoat
hakansukurgoat
Grünschnabel
12 Tage 1 h

sind die gewonnenen peptide mit pestiziden oder ohne? hoffentlich nehmen sie keine südtiroler äpfel

Kennschinwehin
Kennschinwehin
Grünschnabel
11 Tage 20 h

Wia einfältig konn man lei sein? Moanen Sie wirklich, dass in ondere obstbaugegenden, koane Pestizide ein gsetzt werden?

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