Von: apa
Der Flughafen Wien hat im Vorjahr 29,5 Millionen Passagiere abgefertigt, das ist ein Plus von 24,7 Prozent und das zweitbeste Ergebnis in der Geschichte. Es sei 93 Prozent des Vorkrisenniveaus aus dem Jahr 2019 erreicht worden. Für heuer werden ebenfalls rund 30 Millionen erwartet. 2025 könnte dann der Passagierrekord aus 2019 von 31,7 Millionen fallen, wie Vorstand Julian Jäger am Donnerstag erklärte. Eine Entscheidung zur dritten Piste soll bis 2026 fallen.
“Wir haben die optimale Reiseflughöhe erreicht”, sagte Jäger in der Pressekonferenz. Es zeige sich am Flughafen kein “Long-Covid-Effekt”. Laut dem Vorstandskollegen Günther Ofner habe der Airport den Umsatzausfall von 1,5 Mrd. Euro durch die Coronakrise gut verdaut.
Der Wiener Flughafen hat sich von der Pandemie schneller erholt als die deutschen Drehkreuze des Lufthansa-Konzerns. In München wurde 2023 das Vorkrisenniveau erst zu 80 Prozent erreicht und in Frankfurt zu 84 Prozent. Zürich, der Heimatflughafen der AUA-Schwester Swiss, hat die Passagierzahlen von 2019 zu 92 Prozent erreicht.
Dass sich der Vorstand bei der Passagierprognose für heuer vorsichtig zeigt und sich nur ein leichtes Wachstum zutraut, hängt auch mit den geopolitischen Risiken zusammen. Sollte es im Nahen Osten zu einer weiteren Eskalation kommen, könnte dies den Ölpreis in die Höhe treiben und damit Kerosin und Fliegen teurer machen, was die Nachfrage dämpfen würde. 2023 war die Nachfrage nach Urlaubsreisen besonders hoch. Dieses Segment habe sich deutlich stärker erholt als Geschäftsreisen, wo die Folgen der Pandemie nach wie sichtbar seien.
Um weiter wachsen zu können, wird die Flughafen Wien AG heuer in seine Terminals investieren. Im Februar erfolgt der Spatenstich für die Süderweiterung des Terminal 3. Bei der geplanten dritten Start- und Landebahn werden, so Jäger, heuer keine Entscheidungen fallen. Es liefen aber Vorbereitungen, um 2025 oder 2026 entscheidungsfähig zu sein. Der Vorstand geht von einer Bauzeit von 7 Jahren aus. Der Flughafen hatte 2023 einen Aufschub beantragt und hat nun bis Mitte 2033 Zeit, den Bau der dritten Piste abzuschließen.
Die Top-Flugreiseziele des Vorjahres waren Antalya, Mallorca, Barcelona, Bangkok, New York und Taipeh, bei den Ländern waren es Deutschland, Spanien und Italien. Größte Airline am Flughafen Wien ist die Lufthansa-Tochter AUA mit einem Marktanteil von 46,9 Prozent. Insgesamt kam die Lufthansa-Gruppe auf einen Marktanteil von 51,4 Prozent. Die beiden größten Billigfluglinie sind Ryanair und Wizz Air. Ryanair kam mit rund 6 Millionen Passagieren auf einen Marktanteil von 20,2 Prozent, Wizz Air mit 2 Millionen Fluggästen auf einen Marktanteil von 6,9 Prozent.
Für 2024 prognostiziert der Flughafen Wien Rekordwerte bei Umsatz (rund 970 Mio. Euro) und Nettogewinn (mindestens 210 Mio. Euro). “Mit der neuen Süderweiterung, die 2027 in Betrieb gehen wird, werden wir hier international zu den Top-Airports aufschließen. Passagierrekorde verzeichnen unsere internationalen Beteiligungen Malta und Kosice, beide haben das Vorkrisenniveau von 2019 bereits übertroffen. Für 2024 gehen wir von einer Normalisierung der Wachstumsraten im Flugverkehr aus. Der in den vergangenen zwei Jahren außerordentlich starke Aufholeffekt nach der Pandemie wird 2024 etwas nachlassen und wir erwarten ein Passagieraufkommen von rund 30 Mio. Fluggästen im Gesamtjahr” so Vorstand Jäger in der Früh in einer Aussendung.
Die internationalen Beteiligungen der Flughafen-Wien-Gruppe hatten 2023 das Vorkrisenniveau sogar übertroffen. Der Flughafen Malta verzeichnete demnach einen Passagieranstieg auf 7.803.042 Reisende, das entspreche einem Zuwachs von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019. Der Flughafen Kosice erreichte ein Passagierwachstum auf 622.012 Reisende und liege damit 12 Prozent über dem Vorkrisenniveau 2019.
Der Reiseboom hat auch seine Schattenseiten. Allein bis Juli 2023 wurde hierzulande laut Mineralölstatistik mehr Kerosin getankt als im gesamten Jahr 2021. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr dürften es über 800.000 Tonnen sein, das entspricht einem CO2-Fußabdruck von 2,5 Millionen Tonnen CO2. Die Luftfahrtbranche gehört damit neben der voestalpine, der Wien Energie und der OMV zu den größten Kohlendioxid-Emittenten Österreichs.