Von: apa
Die Frage Teilzeit oder Vollzeit lässt die politischen und sozialpartnerschaftlichen Wogen regelmäßig hochgehen. Forscherinnen und Forscher der Universität Graz sowie der WU Wien warnen vor einem Druck in Richtung Vollzeitarbeit und plädieren für vollzeitnahe Teilzeit, wobei eine tägliche Reduktion der Arbeitszeit besser sei als eine 4-Tage-Woche. “Kürzere Arbeitszeiten reduzieren Belastungen und beugen krankheitsbedingten Ausfällen vor”, sagte Nora Dornis von der WU Wien.
Da Sorgearbeit für Kinder oder Ältere jeden Tag anfalle, bringe eine tägliche Verkürzung der Erwerbsarbeit mehr als wenn die Arbeitszeit auf vier lange Tage zusammenpfercht werde, sagte auch die Soziologin Bettina Stadler, die an der Universität Graz zu Arbeit und Gender forscht, am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Arbeiterkammer, Gewerkschaft und SPÖ pochen schon seit längerem auf eine 4-Tage-Woche.
Stadler verwies auf Umfragen, wonach jede fünfte Frau, die weniger als 20 Stunden arbeitet, eigentlich aufstocken möchte. “Wenn Menschen nur 5 oder 10 Stunden pro Woche arbeiten werden sie ebenso zu den Teilzeitbeschäftigten gerechnet wie Arbeitnehmer:innen, die 35 Stunden pro Woche arbeiten”, räumte die Soziologin ein.
Aus Sicht der Arbeitsforschung seien Maßnahmen nötig, damit Teilzeitbeschäftigte tatsächlich länger und in vollzeitnaher Teilzeit arbeiten können, ohne Druck in Richtung Vollzeit auszuüben, sagte Stadler. Erreicht werden könnte das durch den Ausbau der Kinderbetreuung, einer gerechteren Aufteilung von Betreuungs- und Sorgearbeit zwischen den Eltern und durch flexiblere Arbeitszeitmodelle in den Unternehmen.
Mehr Zeit durch Arbeitszeitverkürzung zu haben nutze neben der Gesundheit auch dem Klima. “Auch aus Zeitmangel greifen wir im Alltag eher zum hochverarbeiteten Fertigprodukt als saisonal zu kochen, kaufen eher neu als Altes zu reparieren und fliegen mit dem Flugzeug in den Urlaub statt den Zug zu nehmen”, sagte Dornis.