Von: mk
Mals – Am 20. August fand im Malser Kulturhaus ein Vortrag und eine Diskussion mit dem Titel „Der Malser Weg – eine internationale Perspektive“ statt. Aus Frankreich angereist war Senator Joël Labbé (Morbihan, Bretagne), der das französische Pestizidgesetz vorstellte.
Der amerikanische Universitätsprofessor Philip Ackerman-Leist präsentierte seine international erfolgreiche Ausstellung „Toppling Goliath“ und das Buch „A Precautionary Tale“, die beide Mals und die Entwicklung hin zu einer pestizidfreien Gemeinde thematisieren.
Eingeladen wurden die beide Gastredner vom PAN-Europe (Koen Hertoge) und der Gemeinde Mals.
Bereits im Jahr 2014 brachte Joel Labbé im französischen Nationalrat und im Senat ein Gesetz zur Reduktion von Pestiziden mit großem Erfolg durch. Das Gesetz Labbé erwirkte seit 2017 ein Verbot aller Pestizide auf öffentlichen Plätzen und Parkanlagen. Ab dem 1. Januar 2019 wird auch der private Gebrauch chemisch-synthetischer Pestizide in Frankreich verboten sein. Die Verwendung von biologischen Pflanzenschutzmitteln für die Bekämpfung von Krankheiten und Unkräuter bleibt weiterhin erlaubt. Der Anteil des Pestizideinsatzes für den nicht-landwirtschaftlichen Bereich beträgt in Frankreich zirka zehn Prozent des Gesamtverbrauchs.
„Für mich war es wichtig, die Situation und die Gegebenheiten in Mals vor Ort selbst anzuschauen. Beim Lokalaugenschein vom Tartscher Bichl wurde deutlich, dass nur ein Pestizidverbot die Gesundheit der Bevölkerung in Mals ausreichend schützen und zu einem stabilen Ökosystem führen kann. Der nächste Schritt ist eine europäische Initiative zur Pestizidreduktion, wobei Italien eine Vorreiterrolle spielen könnte“, so Labbé. Dass in Zeiten des Klimawandels vor allem die Biodiversität Nahrungssicherheit bedeute, stellte er am Abend klar und verwies außerdem auf etliche gesundheitliche Schäden, die durch das Ausbringen von Pestiziden verursacht würden. In Frankreich ist Parkinson mittlerweile offiziell als Berufskrankheit der Landwirtschaft – verursacht durch das Ausbringen von Pestizden – anerkannt. Labbé erläuterte außerdem, dass Frankreich jährlich 220 bis 660 Millionen zur Bekämpfung der von Pesiziden verursachten Schäden aufbringe.
Joel Labbé ist – neben Monika Hauser, Vandana Shiva, Hans Rudolf Herren und weiteren prominenten Unterstützern – nun auch offiziell ein Befürworter der Malser Initiative. Beim persönlichen Treffen mit dem Malser Bürgermeister Ulrich Veith wurde eine offizielle Unterstützungserklärung unterschrieben. Hierin heißt es, dass der Senator den Malser Weg mit seiner ganzen Sympathie, Kraft und amtlichen Autorität unterstützen und begleiten wird. Den Bürgerinnen und Bürgern sowie den politischen Vertretern der Gemeinde Mals wünscht Labbé Geduld, um letztlich doch ihr Ziel zu erreichen. Von der Vorreiterrolle Mals ist der Senator überzeugt; Mals sei schließlich ein Paradebeispiel für angewandte Demokratie.
Am gleichen Tag fand auch die Eröffnung der Ausstellung „Toppling Goliath“ und die Buchpräsentation „A Precautionary Tale“ des amerikanischen Universitätsprofessors und Bio-Landwirts Philip Ackerman-Leist (Green Mountain College/Vermont) im Kulturhaus von Mals statt. Die Ausstellung ist vom 21. August bis zum 3. September in der Malser Bibliothek zugänglich. „Ich freue mich sehr“, sagte der Buchautor Ackerman-Leist, „das Buch und die Ausstellung in Mals vorzustellen und mit den Malsern die Erfahrungen aus dem Ausland zu teilen. Wer in den USA von dem Malser Weg erfahre, sei oft von drei Aspekten der Malser Initiative besonders inspiriert: von der Kraft der Frauen, der Motivation der Gemeindemitglieder und der Tatsache, dass die Bürgerinnen und Bürger für ihre Gemeinde eine ökologischere Zukunft gesehen haben.“ In den kommenden Monaten wird die Ausstellung in Deutschland, Belgien und England zu sehen sein.
Bei der abschliessenden Diskussion im Kulturhaus waren sich die knapp 100 Besucher mehrheitlich einig, wie welchen Beispielcharakter der Malser Weg auch für andere Gemeinden und Regionen hat, vor allem dann, wenn das Pestizidverbot in Zukunft ausgeführt werden kann. Vom Publikum kamen etliche Fragen an Joel Labbé und Philip Ackerman-Leist.