Gender Pay Gap aus abhängiger Beschäftigung - 2022

Frauen verdienen in Südtirol rund 17 Prozent weniger als Männer

Donnerstag, 18. April 2024 | 11:16 Uhr

Von: mk

Bozen – Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat die Entlohnungen der abhängig Beschäftigten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst in Südtirol analysiert, um den Lohnunterschied zwischen beschäftigten Frauen und Männern zu ermitteln.

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Im Jahr 2022 liegt der Gender Pay Gap bei Vollzeitbeschäftigten in der Privatwirtschaft bei 17,2 Prozent.

Im öffentlichen Dienst liegt er fast identisch bei 16,8 Prozent. Sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Dienst nimmt das geschlechtsspezifische Lohngefälle mit zunehmendem Alter zu.

Der Gender Pay Gap in den verschiedenen beruflichen Qualifikationen weicht deutlich von den 17,2 Prozent der Vollzeitbeschäftigten insgesamt ab. Innerhalb der am stärksten vertretenen Gruppe der Arbeiter und Arbeiterinnen liegt der Wert darunter (14,8 Prozent), bei der zweithäufigsten Qualifikation der Angestellten darüber (22,9 Prozent). Nur bei den Lehrlingen fällt der Lohnunterschied zugunsten der Frauen aus (-15,6 Prozent). Am höchsten ist der Unterschied bei den Führungskräften (25,7 Prozent).

19. April steht im Zeichen der Forderung nach Lohngleichheit
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Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – eigentlich sollte das im Jahr 2024 selbstverständlich sein. Die Fakten schauen aber anders aus: Frauen verdienen rund 17,2 Prozent weniger als Männer, die mit vergleichbarer Ausbildung in vergleichbaren Berufen arbeiten. Die Lohnschere zwischen den Geschlechtern – der sogenannte Gender Pay Gap – ist immer noch weit geöffnet, auch in Südtirol.

Der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen hat im Jahr 2010 die Initiative des Equal Pay Day aufgegriffen. Am morgigen 19. April findet der diesjährige Equal Pay Day statt. Alle, Frauen ebenso wie Männer, sind aufgerufen, auf Ungleichheiten im Bereich der Beschäftigung hinzuweisen und konkrete Maßnahmen zur Beseitigung dieser Ungleichheiten zu ergreifen. Die zentrale Botschaft dafür findet sich im Gleichstellungsaktionsplan Æquitas, in dem es heißt: “Wir beseitigen Ungleichheiten im Bereich der Beschäftigung, insbesondere bei der Entlohnung, und stellen ausgewogene berufliche Entwicklungs- und Karrierechancen für Frauen und Männer sicher.”

Gleichstellungsaktionsplan gibt Richtung für strukturelle Änderungen vor

“Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund für eine ungleiche Behandlung von Frauen und Männern. Das fängt zu Hause an und hört am Arbeitsplatz und beim Einkommen noch lange nicht auf”, betont Landeshauptmann Arno Kompatscher als für Chancengleichheit zuständiger Landesrat. “Die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern ist ein Fakt, dem wir als Gesellschaft entgegenwirken müssen: indem Arbeitgeber keine Unterschiede machen, indem Bildungswege vorurteilsfrei und geschlechterunabhängig beschritten werden, indem im familiären Umfeld gleichberechtigt Sorge- und Pflegearbeit organisiert wird”, ist der Landeshauptmann überzeugt. Die vorhandenen Einkommensunterschiede zu überwinden, um die Lohnschere zu schließen, brauche strukturelle Veränderungen. Der Gleichstellungsaktionsplan Æquitas gebe dafür die Richtung vor.

Zu dessen Maßnahmen zählt unter anderem, die (Weiter-)Bildung vor allem im Bereich Finanzen und Wirtschaften auszubauen. “Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern heute macht sich auch morgen in unterschiedlich hohen Renten bemerkbar”, betont die Präsidentin der Pensplan Centrum AG, Johanna Vaja: “Darum ist es gerade für Frauen besonders wichtig, dass sie sich eine Zusatzrente aufbauen, sich aber auch generell mehr mit Finanzthemen auseinandersetzen, damit sie ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können. Gemäß unserem institutionellen Auftrag, die Finanzbildung der Bevölkerung zu fördern, wollen wir unseren Beitrag zu einem Empowerment der Frauen in dieser Hinsicht leisten. Neben dem Projekt ‘Finanzbildung an den Schulen’ entwickeln wir auch speziell für Frauen Initiativen wie etwa die Sensibilisierungsveranstaltung ‘Frauen und Finanzen’, die wir auch dieses Jahr im Oktober anlässlich des Monats der Finanzbildung wieder anbieten möchten.”

Gender Pay Gap in Südtirol: Frauen verdienen 17,2 Prozent weniger als Männer

Das Frauenbüro des Landes hat gemeinsam mit dem Arbeitsförderungsinstitut AFI Daten und Zahlen zum Gender Pay Gap in Südtirol veröffentlicht. Aus diesen geht hervor, dass die prozentuelle Gehaltsdifferenz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Landesdurchschnitt 17,2 Prozent beträgt. Bei leitenden Führungskräften liegt dieser Wert mit 25,7 Prozent am höchsten, bei mittleren Führungskräften mit 14,4 Prozent am niedrigsten. Die Werte beziehen sich auf den Mittelwert der Tagesentlohnungen bei einem Vollzeitjob im Privatsektor. Die Daten zeigen zudem auf, dass Frauen für Hausarbeiten weitaus mehr Stunden aufwenden als Männer, diese hingegen mehr Zeit für die Berufstätigkeit verwenden.

Die Erhebung des Landesinstituts für Statistik Astat bestätigt diese Werte und zeigt die Unterschiede in den unterschiedlichen Sektoren der Privatwirtschaft ebenso auf wie in der öffentlichen Verwaltung. Aus den Astat-Daten geht zudem hervor, dass der Gender Pay Gap im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent gestiegen ist. Aktionstage wie der Equal Pay Day sind somit auch im Jahr 2024 noch von Nöten, um auf bestehende Ungleichheiten hinzuweisen und diese aktiv anzugehen.

Bezirk: Bozen