Von: mk
Bozen – Eine Analyse des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen bestätigt, dass durch die Covid-19-Pandemie nicht nur die gesellschaftliche, sondern auch die wirtschaftliche Stellung der Unternehmerinnen in Südtirol beeinträchtigt wurde. Allerdings meisterten Frauenunternehmen die Schwierigkeiten der Krise gut.
Die Konjunkturdaten des WIFO-Wirtschaftsbarometers zeigen, dass Südtiroler Frauenunternehmen auch in Krisenzeiten resilient sind. So erreichten Frauenunternehmen in jenen Sektoren, in denen sie überdurchschnittlich häufig tätig sind (Gastgewerbe, Dienstleistungen, Handel), eine positivere Ertragslage als die anderen Betriebe. Allerdings wurden gerade diese Sektoren von der Pandemie durch Schließungen und Restriktionen am meisten getroffen.
„Das zeigt, dass Frauen ihre Unternehmen hervorragend leiten. Allerdings haben Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen mit speziellen Herausforderungen zu kämpfen, weshalb sie besonders gefördert werden sollten. Die Handelskammer Bozen macht das zum Beispiel mit dem Beirat zur Förderung des weiblichen Unternehmertums und mit der Initiative Frau in der Wirtschaft“, erklärt Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Bei einer Online-Umfrage mit 221 Südtiroler Unternehmerinnen, die das WIFO im Herbst 2021 durchführte, stellte sich heraus, dass Unternehmerinnen mit Kindern oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern – rund die Hälfte der Befragten – noch stärker mit den Einschränkungen durch die Pandemie zu kämpfen hatten. Dies ist zumeist auf die geschlossenen Schulen, die fehlende externe Kinderbetreuung und die mangelnden Freizeitangebote zurückzuführen.
Die Work-Life-Balance der Unternehmerinnen litt am meisten unter der Pandemie: Die Hälfte der Befragten klagte über eine Verschlechterung, allen voran die 40- bis 49-Jährigen. Gründe dafür sind hauptsächlich der fehlende Urlaub, die generelle Unsicherheit, die zusammenfallenden Haushalts- und Arbeitsverpflichtungen sowie die fehlende Zeit für soziale Kontakte.
Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde in Pandemie-Zeiten schwieriger, wobei hauptsächlich die Familie und weniger die Arbeit betroffen war. Die neuen Pflichten wie z.B. die Betreuung bei Hausaufgaben oder der erhöhte Haushalts- und Pflegebedarf wurden in der Regel von den Frauen selbst übernommen. Drei Viertel aller Unternehmerinnen mit Kindern oder Pflegebedürftigen waren außerdem der Meinung, dass ihre Betreuungsaufgaben in Zukunft weiter zunehmen werden.
Es bestätigt sich somit, dass sich die Pandemie negativ auf die gesellschaftliche Rolle der Frau ausgewirkt hat und dass alte Muster der Rollenverteilung zumindest teilweise wieder aufgetaucht sind.
„Für eine Verbesserung der Situation müssen die Kinderbetreuungsmöglichkeiten weiter ausgebaut, die Erziehungsjahre für die Rente anerkannt, die Vaterschaft stärker gefördert sowie die Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen, von der Schule bis zum Erwerbsleben, gewahrt werden“, so Marina Rubatscher Crazzolara, Vorsitzende des Beirats zur Förderung des weiblichen Unternehmertums der Handelskammer Bozen.
Eine parallel durchgeführte Erhebung im Trentino zeigt meist sehr ähnliche Ergebnisse, allerdings sehen die Unternehmerinnen im Trentino noch größere Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Der WIFO-Kurzbericht „Die Südtiroler Unternehmerinnen und die Covid-19-Pandemie – Ein Stimmungsbild“ steht auf der Website www.wifo.bz.it/studien zum Download bereit.