Schweiz im Kampf gegen Stinkwanzen

Fremde Pflanzen fördern Schädlingspopulation

Dienstag, 05. November 2024 | 14:34 Uhr

Von: Ivd

Davos – Die Ausbreitung invasiver Pflanzen hat weitreichende Konsequenzen, wie ein internationales Forschungsteam der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nun betont. Besonders in der Schweiz, aber auch in anderen Teilen Europas, begünstigen diese Pflanzen laut des Forschungsteams die ungewollte Zunahme schädlicher Insekten wie der marmorierten Baumwanze (Halyomorpha halys) – besser bekannt als „Stinkwanze“.

Diese ursprünglich in Ostasien beheimatete Wanzenart, die sich seit ihrer Entdeckung in Zürich im Jahr 2004 in Europa massenhaft ausgebreitet hat, verdankt ihren Erfolg unter anderem dem Vorhandensein ihrer bevorzugten Wirtspflanzen wie dem Götterbaum (Ailanthus altissima) und dem Sommerflieder (Buddleja davidii). „Diese beiden Pflanzenarten stammen ebenfalls aus Ostasien und sind häufig in Gärten und Parks anzutreffen. Sie erleichtern es der Stinkwanze, sich in Europa zu etablieren“, erklärt Eckehard Brockerhoff, Insektenexperte der WSL und Mitautor der Studie. Die invasive Baumwanze gilt als ernstzunehmender Schädling für Obst und Gemüse und dringt in der kalten Jahreszeit häufig in beheizte Wohnungen ein, was für viele Hausbewohner aufgrund ihres unangenehmen Abwehrsekrets alles andere als erfreulich ist.

Fremde Pflanzen fördern schädliches Leben

Die Studie zeigt zudem, dass gebietsfremde Pflanzen das Auftreten weiterer invasiver Insektenarten fördern. Diese Pflanzen bieten den Insekten „Sprungbretter“, von denen aus sie sich rasch ausbreiten können, sobald sie einmal Fuß gefasst haben. „Die sogenannte ‚Invasionsschuld‘ – eine Art langfristiges Risiko durch eingeschleppte Pflanzenarten – kann das Problem in Zukunft weiter verschärfen“, warnen die Forschenden. Je mehr fremde Pflanzen in einem Land Fuß fassen, desto einfacher können sich Insekten derselben Herkunft dort etablieren und ausbreiten.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, setzen die Behörden auf Biosicherheitsmaßnahmen, darunter Importvorschriften und Pestizidauflagen. Auch die Schweiz hat in den letzten Jahren zahlreiche Schutzmaßnahmen umgesetzt. Dennoch bleibt ein Restrisiko: „Der intensive internationale Handel lässt sich nicht vollständig kontrollieren. Deshalb ist es entscheidend, dass auch Privatpersonen in ihren Gärten einheimische Pflanzen den fremden vorziehen“, rät Brockerhoff.

In diesem Sinne zeigt die Schweiz bereits Initiative und hat den Verkauf der Chinesischen Hanfpalme, auch bekannt als „Tessinerpalme“, verboten. Diese Maßnahme soll helfen, ein weiteres Einfallstor für Schadinsekten zu schließen und die lokale Biodiversität zu schützen.

Die Erkenntnisse aus der WSL-Studie unterstreichen die Notwendigkeit gemeinschaftlicher Anstrengungen, um die Ausbreitung invasiver Arten einzudämmen und die ökologische Vielfalt zu erhalten – ein Kampf, der neben politischen Entscheidungen auch das Bewusstsein und Engagement der Bevölkerung erfordert.

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