Von: luk
Bozen – In Südtirol sind ab morgen wieder Besuche in den Seniorenwohnheimen erlaubt. Dazu wird die Landesregierung heute einen Beschluss genehmigen. Die Bewohner der Altersheime waren fast drei Monate lang isoliert.
Nun können sie laut Medienberichten unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen und mit Voranmeldung wieder Besuche empfangen.
Weil es in drei der 76 Heime noch Coronafälle gibt, werden diese vorerst mit den restriktiven Regeln fortfahren. Die Heime müssen für mindestens zwei Wochen frei von Corona sein, damit Besuche wieder erlaubt sind.
Team K: Auf in die Zukunft für Alters- und Pflegeheime
“Es ist nun höchst an der Zeit, die Alters- und Pflegeheime zu öffnen”, finden Franz Ploner und Maria Elisabeth Rieder vom Team K. Besuche und Neuaufnahmen müssen wieder möglich sein, aber es braucht auch einen Blick zurück und in die Zukunft.
“Die gesellschaftliche Katastrophe rund um die COVID-19 Pandemie, die wir in so vielen Pflegeeinrichtungen erfahren, führt zu ethischen Herausforderungen. Durch die soziale Isolation und die Einsamkeit werden die Menschen, die auf eine pflegerische Versorgung angewiesen sind, in ihren kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt. Anhaltende emotionale Belastungen der Heimbewohner, die durch die soziale Isolation ausgelöst werden, stellen neben den vielen Komorbiditäten einen zusätzlichen Risikofaktor für ein vorzeitiges Ableben dar, da anhaltende Angstzustände und Angststörungen schädlich sind”, erklärt Dr. Franz Ploner. “Auch für viele Angehörige waren die letzten Monate eine Herausforderung: Besuche waren nicht möglich, ein Abschied von den Liebsten vor ihrem Ableben ebenso nicht. Gerade unter diesem Aspekt sind die ethischen Herausforderungen für das Pflegepersonal vielfältig und durch den jeweiligen Arbeitsbereich belastend geprägt. So müssen die Pflegepersonen in den Alten- und Pflegeheimen die soziale Isolation, die besonders am Lebensende psychisch belastend wirkt, mittragen.”
“Alle Beteiligten, BewohnerInnen, Angehörige und Personal standen vor neuen Situationen, die sie in der Krise bestmöglich meisterten. Nun gilt es aber die Erfahrungen aufzuarbeiten”, sagt Maria Elisabeth Rieder. “Hier müssen auch jene Angehörige eingebunden werden, die in der Zeit der Schließung ihre Liebsten verloren haben und sich nicht verabschieden konnten.”
“Deshalb werden Ethikberatungsangebote nach Unterstützung bei der Bewältigung der vielfachen Herausforderungen nachgefragt. Es erscheint sinnvoll, dass bei den Versorgungs- und Ablaufplänen wesentliche ethische Fragen erkannt und beachtet werden. Dadurch können den Mitarbeitern medizin-ethische Kompetenzen vermittelt und Orientierungshilfe bei drängend-belastenden, klinisch-ethischen Fragen gegeben werden. Vor allem dem Patientenwillen bzw. der Patientenverfügung muss man bei den Entscheidungen gerecht werden. Dies bedeutet, dass auch die Angehörigen, da es sich überwiegend um ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen handelt, mit in die Entscheidungen eingebunden werden”, meint Ploner.
Medizinische Ethikberatung ermögliche es, Entscheidungssituationen strukturiert zu reflektieren und eine professionelle Versorgung zu gewährleisten. “Die Ethikberatung kann unter der Beteiligung des medizinischen Fachpersonals einen wesentlichen Beitrag zur Orientierung, Sicherheit und der psychischen Entlastung in der pflegerischen Versorgung leisten. Der Einsatz von freiheitsentziehenden Maßnahmen – dazu zählt im engeren Rahmen auch die Abschottung der Heimbewohner nach außen – muss auch unter den schwierigen Bedingungen der COVID-19-Pandemie kritisch hinterfragt werden. Isolation erschwert die Kommunikation zwischen den Pflegenden, Heimbewohnern und Angehörigen. Weitreichende Entscheidungen müssen sachlich begründet und transparent für alle Beteiligten erfolgen. Nur so kann verhindert werden, dass willkürliche Entscheidungen getroffen werden, an denen vor allem die Pflege und die Angehörigen leiden”, so das Team K.
SVP Senioren freuen sich über die Wiederaufnahme der Besuche in den Altersheimen
Aufgrund der positiven Entwicklungen mit der rückläufigen Corona-Infektionszahlen wurde heute, 9. Juni die Basis geschaffen, um Besuche in Altersheimen wieder zu ermöglichen. „Es war eine sehr schwierige Zeit, sei es für die älteren Menschen als auch für ihre Angehörigen und die Pflegekräfte. Wir freuen uns, dass wir nun weiter in Richtung Normalität gehen können und unsere Seniorinnen und Senioren unter der Einhaltung von Schutz- und Hygienemaßnahmen endlich ihre Kinder und Enkelkinder wieder sehen können. Ein Dank dafür gilt Landesrätin Waltraud Deeg, die sich für die Seniorinnen und Senioren mit vollem Einsatz engagiert hat, sowie der gesamten Landesregierung für ihre wertvolle Arbeit,“ freut sich SVP Seniorenchef Otto von Dellemann.
Ende Februar wurden die Besuche wegen der Corona Pandemie in den Altersheimen ausgesetzt. Das war für niemanden eine leichte Entscheidung, denn der Kontakt mit den Familienangehörigen und die Besuche seien für die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner sehr wichtig, so von Dellemann. „Die Schließung der Altersheime war aber in der akuten Phase der Corona Pandemie eine Notwendigkeit, um die Seniorinnen und Senioren zu schützen. Senioren gehören angesichts ihres schwächeren Immunsystems zu einer Risikogruppe, was die Schwere des Krankheitsverlaufs im Falle einer Infektion angeht. Die Entscheidung zur Schließung war sicherlich richtig, so wie es jetzt wichtig und richtig ist, die Maßnahmen wieder zu lockern und Besuche zuzulassen. Der zuständigen Landesrätin Waltraud Deeg sowie der gesamten Landesregierung gebührt Dank und Anerkennung dafür, dass sie Verantwortung übernommen und mit Umsicht die jeweils notwendigen Maßnahmen getroffen haben,“ betont von Dellemann. Ebenfalls großer Dank und Wertschätzung gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Seniorenwohnheime sowie den ärztlichen Leitern und Heimärzten vor Ort, die eine wertvolle Arbeit leisten , sei es in der Pflege als auch in der medizinischen und menschlichen Begleitung der Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern, so von Dellemann.