Von: bba
Bozen – Die weltweite Pandemie mit massenhaft Toten zieht ihren Kreis immer weiter und die Schlinge um den Hals von immer mehr Menschen zu. Die Einschränkungen von Freiheit und Normalität sind angesichts dessen Luxusprobleme. So mancher lockt mit dem Versprechen, man müsse nur mehr wenige Wochen “durchhalten”, doch sind diese Aussagen nicht realitätsfern? Besonders Kinder halten Distanzregeln kategorisch nicht ein, gelten auch als riskante, oft asymptomatische Infektionsquelle, die ihr Unwesen treibt.
Dennoch drängen Eltern und deren Fürsprecher ungeduldig darauf, man solle die Kinderbetreuung sowie Schulen wieder öffnen. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer? Schule, Kindergarten und Kitas gelten bekannter Maßen als Virusverbreiter Nummer eins. Die Berufsgruppe der Kinderbetreuer, Kindergärtner und Lehrpersonen wären dem Virus zudem hilflos ausgeliefert, würde es diese doch nicht nur leicht streifen, wie die Kinder selbst. Wäre das zu verantworten?
Helena Saltuari, Landesdirektorin für den deutschsprachigen Kindergarten, schlägt vor, den Kindergarten für kleinere Gruppen wieder zu öffnen. Der Katholische Familienverband Südtirol bezeichnet diese Idee als „einen lobenswerter Ansatz“. Epidemiologen, die etwas von Viren und deren Ausbreitung verstehen, würden sich von derartigen Ideen aktuell wahrscheinlich distanzieren.
Wenn die Arbeit für verschiedene Berufsgruppen anfängt, stellt sich die Frage, wohin mit den Kindern? Smart-Working ist die beste Idee, doch nicht für alle möglich. “Eine große Hilfe für berufstätige Eltern wäre der Vorschlag von der Landesdirektorin für den deutschsprachigen Kindergarten, nach österreichischem Vorbild im Kindergarten Kleingruppen zuzulassen, weil somit auch die Sicherheitsbestimmungen leichter eingehalten werden können. Selbst eine Verlängerung des Kindergartens über die Sommermonate wird nicht ausgeschlossen”, so der KFS.
„Diese Idee ist sehr zu begrüßen“, findet die Präsidentin des Katholischen Familienverbands Südtirol, Angelika Mitterrutzner, „denn besonders die kleinen
Kinder brauchen Normalität und einen geregelten Tagesablauf mit ihnen bekannten Bezugspersonen.“
Was die betreffenden Kindergärtnerinnen und Kinderbetreuerinnen davon halten, dass ihre Gesundheit womöglich aufs Spiel gesetzt wird, ist ein anderes Thema. Jeder der Kinder kennt weiß, dass Abstand halten nicht geht. Schnell könnte das Virus die Runde machen. Kinderbetreuung und Kindergarten als auch Schulen können zu gefährlichen Vehikeln der Virusverbreitung werden. Vorsicht ist daher angeraten. Ob die Arbeit dieser Berufsgruppen fortgeführt werden kann, wird sich spätestens im Herbst zeigen. Die Schule hat gleich nach Schulschließung mit dem E-Learning begonnen, vollen Einsatz gezeigt und konnte damit gute Erfolge erzielen, sodass das Schuljahr gültig ist. Kindergärtner und Kinderbetreuer hingegen konnten bisher nur abwarten. Was passieren wird, steht noch in den Sternen. Die Räumlichkeiten, Schutzkleidung, Schutzmaßnahmen stehen bis dato nicht zur Verfügung. Vergleiche der Lage, Ressourcen und Voraussetzungen Südtirols mit jener Österreichs hinken.